Smaller Default Larger

„Es liegt am Schnelllesekurs“, sagte Jane. „Dort ist etwas passiert, das dich unwiderruflich verändert hat, und das sieht man.“
„Was ist denn beim Schnelllesen passiert?“, fragte Sassy.
„Sie will es uns nicht erzählen“, sagte Jane.
„Doch werde ich“, sagte ich. „Nur nicht jetzt.“
Sassy hüpfte auf dem Bett auf und ab. „Du musst es uns erzählen!“
„Nein.“
„Lass mich raten“, sagte Sassy. „Du hast einen Jungen kennengelernt!“
„Nein, hab ich nicht“, erwiderte ich. „Woher weißt du das?“
„Zufallstreffer“, sagte Sassy. „Die großen Veränderungen in der Geschichte der Menschheit fangen immer damit an, dass ein Mädchen einen Jungen kennenlernt.“
„Stimmt nicht“, sagte Jane. „Sie fangen damit an, dass auf jemanden ein Attentat verübt wird.“

 

Die Bekenntnisse der Sullivan Schwestern 

Originaltitel: Confessions Of The Sullivan Sisters
Autor: Natalie Standiford
Übersetzer: Claudia Max
Verlag: Carlsen
Erschienen: 11/2012
ISBN: 978-3-551-58274-4
Seitenzahl: 366 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Die Sullivans erleben den Schock ihres Lebens: sie sind enterbt worden. Und das nur, weil einer von ihnen etwas getan hat, was ihrer tyrannischen und reichen Großmutter gegen den Strich ging. Norrie, Sassy und Jane machen sich also daran, ihre Bekenntnisse aufzuschreiben, in der Hoffnung, ihre Großmutter wieder besänftigen zu können. Kein leichtes Unterfangen, haben sie doch keine Ahnung, was genau es ist, dass ihre Oma so erzürnt hat. Doch eines haben sie alle gemeinsam: sie sind absolut ehrlich und direkt.

Mit einem herrlich ironischen Unterton hat Natalie Standiford die Geschichte um die Sullivan-Schwestern in Worte gefasst.


Stil und Sprache
Zu Beginn des Romans Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern werden die Geschehnisse aus der Perspektive eines Außenstehenden erzählt. Die Bekenntnisse der drei Schwestern selbst sind dann in der Ich-Perspektive der jeweiligen Schwester geschrieben und lesen sich wie ein Monolog mit der Großmutter. Die Dinge werden beim Namen genannt, es kommen Wahrheiten auf den Tisch, die nicht gerade bequem sind, und ganz ohne Schmerz und Tränen geht es auch nicht. All die Emotionen, die da hochkochen, sind von Natalie Standiford sehr einfühlsam, humorvoll und mit dem richtigen Touch formuliert worden. Der Schreibstil ist direkt und einfach, auch wenn Liebe, Tod und tragische Umstände die Handlung bilden.

An vielen Stellen hatte ich das Gefühl, in ein vollkommen anderes Jahrhundert versetzt worden zu sein, auch wenn die genannten technischen Errungenschaften wie Internet, Smartphone und Blogs eindeutig zeigten, dass sich die Handlung im Hier und Jetzt befindet. Das Aufeinanderprallen alter Traditionen und Ansichten – allen voran die Einführung der Töchter in die Gesellschaft – ergab, in Kombination mit den Wünschen und Träumen der Mädchen und dem realen Leben, eine herrliche Mischung aus Vergangenheit und Moderne. Dass es zum Schluss noch eine dicke Überraschung gibt, das war praktisch das Sahnehäubchen!


Figuren
In Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern werden vollkommen unterschiedliche Charaktere zusammengewürfelt, die für ein regelrechtes Auf und Ab sorgen. Da ist die Mutter der Mädchen, die nicht Mamma genannt werden will. Die älteren Brüder, die zu allem ihren Senf per Internet geben, die Schulkameradinnen, die sich gegenseitig an Boshaftigkeit überbieten, und der Rest der Welt – mehr oder weniger. Sie alle überzeugen, bringen einen zum Lachen oder zum aus der Haut fahren.

Norrie, die Älteste, versucht immer allen gerecht zu werden. Innerlich rebelliert sie zwar gegen die Traditionen und die übermächtige Großmutter, doch im Grunde möchte sie, dass Frieden herrscht. Dass sie als Rachewerkzeug für ihre Großmutter dient, gefällt ihr genauso wenig, wie der bereits für sie ausgewählte Mann. Ausgerechnet sie ist am ehrlichsten und gebraucht offene Worte in ihrem Bekenntnis – und schockt die Tyrannin am meisten.

Ginger ist ein Luxusweibchen, wie es im Buche steht, und die Mutter der Sullivan-Schwestern. Ihre Tage bestehen aus so sinnvollen Dingen wie den Überlegungen, auf welcher Chaiselongue sie sich nun hinlegt und wie sie das wöchentliche Teeritual bei der ungeliebten Schwiegermutter am besten übersteht. Dazwischen werden Abendeinladungen, Besuche beim Psychiater und andere ach so wichtige Sachen gepackt. Kurzum, sie füllt ihren Alltag mit den Belanglosigkeiten einer Frau, die vom Geld und Ansehen einer anderen lebt. Ihre Kinder hält sie dabei auf Abstand, schließlich sollen diese schon früh selbstständig werden. Nur was ihren Ehemann angeht, da kennt sie nichts. Ihn liebt sie bis zur Selbstaufgabe. Es bedeutet für Ginger die reinste Qual, wenn sie auch nur für wenige Stunden von ihm getrennt sein muss.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist in einem herrlichen Lila-Ton gebunden, der so richtig leuchtet. Der Schutzumschlag ist ebenfalls in diesem Farbton gehalten, neben anderen wie Weiß und verschiedenen Grautönen. Drei weibliche Figuren laufen über einen Weg, im Hintergrund ist ein Haus zu sehen. Die Rückseite des Buchumschlages zeigt einen Textausschnitt, der von einem Fantasiemuster umgeben ist. Ein grelles helllila Leseband erspart die Verwendung eines Lesezeichens. Eine nicht gerade alltägliche Optik, die gut zum Inhalt passt.


Fazit
Einfach nur köstlich. Wer etwas schrägen Humor in einer abwechslungsreichen Handlung mag, dem kann ich Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern wärmstens ans Herz legen.


4 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de oder deinem Buchhändler vor Ort

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo