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Die junge Krankenschwester Laura kann ihr Glück kaum fassen. Hals über Kopf hat sie sich in einen wunderbaren Mann verliebt, und nach einer Blitzhochzeit folgt sie ihm nun auf seinen Landsitz. Wie ein verwunschener Ort liegt er inmitten einsamer Wälder an einem See. Doch schon bald fallen Schatten auf das Idyll. Nacht für Nacht wird Laura von Alpträumen geplagt, in denen ihr eine fremde Frau erscheint. Wer ist sie? Laura macht sich auf, das Geheimnis zu lüften und kommt dabei einer großen Liebe auf die Spur – und einem schrecklichen Verrat …

 

Das Jahr der Kraniche 

Autor: Christiane Sadlo
Verlag: Blanvalet
Erschienen: Dezember 2013
ISBN: 978-3-442-38122-7
Seitenzahl: 416 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Nie wieder will sich die gebürtige Münchnerin Laura auf einen Mann einlassen, denn der Schmerz über die erloschenen Gefühle, dem die vielen Träume und Pläne gewichen sind, ist einfach zu groß. Umso erstaunter ist ihr Umfeld, als sie nach nur sieben Tagen dem Heiratsantrag von Jan Plathe, Architekt aus Brandenburg, ohne Zögern zustimmt, kurzerhand alle Brücken in Bayern abbricht und aufs Land zu ihm in sein Elternhaus zieht. Die wenigen Nachbarn nehmen die stets fröhliche Frau herzlich in ihrer Mitte auf und Laura schwebt auf Wolke 7. Ein dunkler Schatten aus Jans Vergangenheit, der wie ein Damoklesschwert auch ihr Sorgen bereitet, zieht allerdings schon bald über sie hinweg und lässt sie sogar voller Panik von dem Ruf der Vögel schweißgebadet erwachen. Dabei sind die gefiederten Bewohner der Moorlandschaften für ihren guten Ruf bekannt. „Du weißt schon, dass man Kraniche von alters her auch Glücksvögel nennt?“ (S.24) Warum redet nur niemand mit ihr über das Kapitel, was alle bewegt und in Angst versetzt?

Sehr spannend bringt die Autorin den jährlichen Flug der Zugvögel mit einer großen Portion unterschwelliger Gefahr und Gänsehautmomente - in Verbindung mit einer Liebe, die vor unseren Augen von der Phase der rosaroten Brille zu einer tiefgründigen Partnerschaft reift - zu Papier und überzeugt von der ersten bis zur letzten Seite.


Stil und Sprache
Der Schreibstil von Christiane Sadlo ist geprägt von einer schier unerschöpflichen Fülle von atmosphärisch wundervollen Landschaftsbeschreibungen, die in jeder Zeile von der Faszination des friedlichen Fleckchens Erde im Osten Deutschlands sprechen und Lust auf einen Ausritt über die blühenden Felder machen. So beispielsweise auf Seite 144: „Ihre tellergroßen Blütendolden bewegten sich im leisen Wind wie Schaumkronen auf einem grünen See.“

Das Konstrukt, auf dem der Plot aufgebaut wird, bietet den nötigen Raum für Spekulationen, sowie eine sehr gelungene Steigerung der Dramatik mittels knarzender Dielen, knurrender Hunde und defekter Lichtschalter, deren Ausmaß jede Frau alleine im einem stattlichen Haus schon den kalten Schweiß ausbrechen ließe. Erst häppchenweise werden die Leser mit Informationen gefüttert, die mal näher an das Ziel heranbringen und dann wieder abdriften lassen. Eigentlich als Roman deklariert, aber auf dem Schmutztitel mit dem Zusatz „Thriller“ versehen, wird schon deutlich, dass hier keine schnöde Liebesgeschichte in der naturbelassenen Uckermark zu Papier gebracht wurde, sondern durchaus an der heilen Fassade des oft genretypischen Märchenlands  gekratzt wird. Mit dem Hintergrundwissen, dass die Autorin unter dem Pseudonym Inga Lindström bereits zahlreiche erfolgreiche Werke und Drehbücher veröffentlichte, wundert es nicht, dass mit einigen Zeitsprüngen bzw. neuen Monatsabschnitten für noch mehr Dynamik gesorgt wird. Frauen, die sich nicht nur an der Seeligkeit des Augenblicks berauschen wollen und an mystischen Elementen Freude haben, sind genau die richtige Zielgruppe der Liebesgeschichte mit einer Prise Thrill.


Figuren
Den nicht zu verachtenden Altersunterschied des frisch gebackenen Ehepaares hat die Autorin gekonnt herausgearbeitet. Der 42-jährige Jan ist bodenständig, gewissenhaft und froh, endlich im Hafen der Zweisamkeit eingefahren zu sein, wenngleich ihn Zweifel plagen, ob sein Glück in den durch Unglück belasteten Mauern standhält. „Längst war die Last seiner Vergangenheit zu einem selbstverständlichen Teil seines Lebens geworden.“ (S.29)

Wohingegen Laura ein wahres Energiebündel mit unermesslichen Optimismus ist, die regelmäßig Gott für ihr strahlendes Glück dankt und ständig auf der Suche nach Beschäftigung ist. In Elke, der Sandkastenfreundin von Jan, hat sie eine Verbündete gefunden, mit der sie die Vorzüge des Landlebens voll auskostet und gleichzeitig aus erster Hand positive wie negative Erlebnisse des kleinen Charmeurs erfährt. Elkes Vater Hanno war zudem wie eine Vaterfigur und Stütze, deren Verbundenheit auch heute noch präsent und unzerrüttbar ist.

Neben Marius, Dorfdoktor und Elkes Angetrauter, Jette, eine Schlaganfallpatientin mit Weitblick und einem Fotografen auf Durchreise, sind die wichtigen Personen damit aufgezählt, welche allesamt von dem „Geist“ der verschwundenen Ex-Freundin Julia in Atem gehalten werden. Eine gewisse Melancholie ist bei allen Charakteren deutlich spürbar, doch das Besondere ist, dass sie trotz ihres total normalen Alltagstrotts sehr vielschichtig und interessant durch die Wälder ziehen. So erinnern sie an die eigenen Nachbarn und agieren völlig glaubwürdig.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Taschenbuches zeigt den friedlichen Steg der Plathes, der auch im Roman zu einem Dreh- und Angelpunkt  für erfrischende Schwimmstunden und lange Gespräche in Sommernächten wird. Mit der nachdenklichen Frau, die den Blick sehnsuchtsvoll auf die Kranichinsel fokussiert, hat der Verlag die Grundstimmung perfekt eingefangen und dazu noch mit den dunklen Wolken die Bedrohung gut eingefangen, sowie zeitgleich mit den vielen Grüntönen auch die Hoffnung aufrecht erhalten.

Auf der Rückseite kann man sich durch die Cover-Werbung zu „Wilde Wellen“ auf den Vorgänger freuen, sofern man ihn noch nicht kennt.


Fazit
Lauras Traummann Jan wird von der Autorin mit einem Geheimnis ausgestattet, dass sicherlich einigen Lesern schlaflose Nächte und spannende Lesestunden bescheren wird. Der Wunsch, den nächsten Urlaub nicht am Strand in Spanien zu verbringen, sondern vielmehr in einem idyllischen Jägerhaus den Flug der Kraniche zu bestaunen, spricht für die enorme Ausdruckskraft der Szenen.


5 Sterne


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