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Beherzt hatte ich die Klinke ergriffen, sie heruntergedrückt und die schwere Metalltür aufgezogen. Doch ich sollte nicht dazu kommen, den dahinterliegenden Raum zu betreten. Kaum war die Tür offen, fiel mir etwas entgegen – ein Körper. Geistesgegenwärtig warf ich die Hände vor, fing den Stürzenden auf – und erschrak. Meine Hände fassten in eine speckige Masse. Fleisch – Blut. Der Mann, der mir entgegenfiel war tot. Angewiedert ließ ich los.

 

Hotel der verlorenen Zeit  Originaltitel: nicht angegeben
Autor: Ralph Sander; Adaption Markus Winter
Übersetzer: nicht angegeben
Sprecher: u.a. Kirstin Hesse, Peter Flechtner, Marie Bierstedt, Leon Boden
Verlag: WinterZeit Audiobooks
Erschienen: April 2013
ISBN: 978-3-943732-12-2
Spieldauer: 58 Minuten, 1 CD; gekürzte/ungekürzte Fassung


Die Grundidee der Handlung
Liz und Rick verschlägt es bei ihrer Amerika-Rundreise in eine Geisterstadt. Vom aufziehenden Schneesturm getrieben, suchen sie Schutz in einem merkwürdig prunkvollen Hotel und finden sich im Jahre 1949 wieder. Nachts geschehen merkwürdige Dinge, und eine Frau wird ermordet – Rick, der für den Mörder gehalten wird, wird verhaftet. Janets Geist bittet Liz, ihren Mörder zu finden. Eine nicht ungefährliche Aufgabe in diesem Spukhotel …

Markus Winter hat diesmal einen Roman von Ralph Sanders adaptiert. Entgegen der ersten beiden Teile der „Dark Mysteries“ spielt hier Horror durch Folter und Brutalität nur eine untergeordnete Rolle, vielmehr setzt das Hörspiel auf die Schockeffekte eines Psycho-Thrillers, kombiniert mit Mystery-Elementen. Leider konnte mich die Umsetzung diesmal weniger überzeugen als sonst.


Darstellung des Hörspiels
Nach der üblichen Erkennungsmelodie zur Einführung startet das Hörbuch mit Liz und Rick, die in einem amerikanischen Nest, von den Bewohnern fast völlig aufgegeben, gelandet sind. Diese Passagen, zusammen mit dem einsetzenden Schneeregen, sind gut inszeniert, so dass man bildlich vor sich sehen kann, wie die beiden in dem für die Geisterstadt deplatziert wirkenden Luxushotel Zuflucht suchen. Markus Winter inszeniert eine faszinierend-grauenvolle Zeitreise in ein amerikanisches Hotel der 1940er Jahre – passende Musik lullt den Hörer ein und versetzt ihn in eine andere Epoche.
Was im Folgenden kommt, wirkt für mich jedoch zu künstlich. Die mal erschreckte, mal belustigt-humorige Art von Liz, als sie die Herausforderung der Mordermittlung aufnimmt, will nicht recht zusammenpassen. Ähnlich schaut es bei Rick aus: erst spielt er den Ernst eines unschuldig Verhafteten glaubhaft, dann wirkt er bei der Flucht amüsiert-verschwörerisch, macht Anspielungen und ist zu Scherzen aufgelegt, nur um beim Kampf ums Überleben wieder zu schreien und zu fluchen. Später wirkt er dann erneut erstaunlich fröhlich, alles Leid – oder war es nur erträumt? – scheint vergessen. Diese Gemütswechsel, die sich innerhalb von nur einer Nacht abspielen, sind einfach nicht nachvollziehbar. Auch im übrigen hat mir die arrogant-überhebliche Rolle von Rick nicht recht gefallen, wenngleich sie von dem Sprecher (Peter Flechtner) gut ausgefüllt wurde.

Neben Janet haben noch weitere Geister ihren Auftritt. Sie alle klingen hohl und hallend, und setzen sich mit dieser mystischen Art gezielt von den Lebenden ab.

Passend zum Konzept eines Mystery-Thrillers gibt es nicht wenige „Buh“-Effekte wie beispielsweise Schreie. Auch alle anderen Geräusche wie Schüsse, Fußschritte, Türenknarren und anderes lassen das Hörspiel noch lebendiger wirken. Neben der zu den 40ern passenden, bereits erwähnten Musik trifft man auf schaurig-hektische Gruselmusik, die einem Horrorfilm dieser Epoche entstammen könnte und daher insgesamt stimmig ist.


Aufmachung des Hörspiels
Der Umfang des Hörspiels ist auf eine CD beschränkt, die – zusammen mit einem knapp gehaltenen Inlay – in einem Jewel-Case Platz findet. Das Cover lehnt sich mit der gruseligen Szene an die Serien-Gestaltung an und zeigt einen einsamen, verlassenen Rollstuhl in einem großen, heruntergekommenen Raum – hierbei könnte es sich genauso gut um das alte Hotel wie um ein verlassenes Pflegeheim handeln.


Fazit
Der dritte Teil der „Dark Mysterie“-Reihe ist ein nette Mystery-Thriller mit Gruselelementen, der mich aber in der Umsetzung der beiden Hauptfiguren nicht recht überzeugte.


3 Sterne


Hinweise
Dieses Hörspiel kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Teil 1: Fuchsjagd
Teil 2: Das Loch

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