Eigentlich hat Pat nach seinem Psychiatrie-Aufenthalt nur eins im Sinn: seine Frau Nikki zurückzuerobern. Aber so sehr sie ihn auch beschäftig. Zu Gesicht bekommt er sie nicht. Und dafür gibt es gute Gründe.
Stattdessen ist da Tiffany, die Schwägerin seines besten Freundes. Sie ist verwitwet, depressiv, nymphoman und läuft ihm beim Joggen hinterher. So beginnt die skurrile Freundschaft zwischen zwei Außenseitern, die beide fest an ein Happy End im Leben glauben.
Originaltitel: The Silver Linings Playbook |
Die Grundidee der Handlung
Pat glaubt fest an den Silberstreifen am Horizont, daran dass alles wieder gut wird und sein ganz persönlicher Film am Ende ein Happy End hat. Wie dieses aussieht, kann er sich genau vorstellen: seine Frau Nikki wird zu ihm zurück kommen und gemeinsam werden sie glücklich sein. Um dieses Ende zu erreichen, arbeitet er hart an sich. Seit er aus der psychiatrischen Anstalt entlassen wurde, trainiert er seinen Körper, liest die Bücher, die Nikki immer so mochte und arbeitet daran, lieber nett zu sein, als Recht zu haben. Sogar mit Tiffany freundet er sich an, der depressiven, nymphomanen Schwägerin seines besten Freundes. Er steuert fest auf dieses Happy End zu und erst als es fast zu spät ist, erkennt er, dass man die Vergangenheit nicht ungeschehen machen kann und dass manchmal ein Happy End ganz anders aussieht als geplant.
Matthew Quick erzählt in „Silver Linings“ eine langsame, ernste Geschichte. Seine Idee spiegelt ein Teil des ganz normalen Lebens wieder und zeigt einen Mann, der wirklich beeindruckend zielstrebig für sein Happy End kämpft. Die Botschaft des Buches kann überzeugen, die Umsetzung leider nicht vollständig.
Stil und Sprache
In der ersten Person schildert Pat seine eigene Geschichte. Dieser Blickwinkel ist gut gewählt und auch nötig, damit der Leser die Gefühlswelt der Hauptfigur vollständig versteht, denn das Buch baut nicht auf actionreichen Spannungselementen auf, sondern auf den emotionalen Hoch- und Tiefpunkten von Pats Leben. Sobald der Leser mit Pat mitfühlt, interessiert ihn auch die Handlung und er fiebert dem Silberstreifen am Horizont beinahe ebenso sehr entgegen wie Pat selbst. Leider dauert es eine Weile, bis man sich so an ihn bindet. Der Einstieg in das Buch ist vor allem durch Pats eigene Verwirrung und den Schreibstil schwierig. Matthew Quick verleiht seinem Hauptcharakter eine sehr authentische Stimme, die zu einem kindlichen Schreibstil führt, an den man sich erst mal gewöhnen muss. Pat beschreibt die Ereignisse sehr geradlinig und geradezu naiv. Dadurch wird er dem Leser zwar sympathisch, es fehlen jedoch die blumigen Beschreibungen, die ein Buch leicht lesbar machen. Nach einer Eingewöhnungsphase liest sich das Buch aber doch ganz angenehm und überzeugt dann auch durch die emotionale Handlung. Die Naivität von Pats Beschreibungen weckt nicht nur die Sympathie des Lesers, sondern sorgt auch für den ein oder anderen komischen Moment. Inhaltlich ist die Handlung nicht lustig im eigentlichen Sinne, aber durch diese naive Beschreibung und die extremen Charaktere entwickelt sie einen ganz eigene Form von Komik, die immer wieder schnell in Tragik übergeht.
Der Spannungsaufbau erfolgt vor allem durch die Dinge, die Pat nicht mehr aus seiner eigenen Vergangenheit weiß, die aber von allen anderen Charakteren angedeutet werden. Was geschah tatsächlich zwischen ihm und Nikki? Was geschah, während er in der psychiatrischen Anstalt war und wird es sein gewünschtes Happy End geben? Die Sorge um Pat treibt den Leser zum Weiterlesen und schlussendlich rührt sie ihn dann auch zu Tränen. Das Ende ist unglaublich passend gewählt und hebt das Buch zusätzlich von klischeehaften Liebesgeschichten ab.
Ein Kritikpunkt, der nichts mit der eigentlichen Handlung zu tun hat, ist die Erwähnung der Bücher, die Pat liest. Um Nikki zu beeindrucken, liest er verschiedene Klassiker der Literaturgeschichte, vom großen Gatsby bis zu Hemingway. Zu jedem der gelesenen Bücher kann man leider nicht nur seine Meinung lesen, sondern er schildert auch die vollständige Handlung inklusive des Endes. „Silver Linings“ enthält somit diverse Spoiler zu anderen Büchern, die man beim Lesen auch nicht wirklich umgehen kann, da sonst Handlungsteile fehlen.
Figuren
Pat ist keine einfache Hauptfigur. Er hat in letzter Zeit viel durchgemacht und sich von seiner Familie und seinen Freunden entfernt. Sein Weg zurück in ein halbwegs normales Leben und besonders sein Streben nach einer Wiedervereinigung mit Nikki sind sehr authentisch beschrieben und wecken in dem Leser schnell Sympathie für ihn. Trotzdem er ein erwachsener Mann ist, wirkt er in vielen Denkweisen sehr naiv und scheint oftmals nicht zu verstehen, warum seine Umwelt nun so auf ihn reagiert. Da man seine Gedanken jedoch durchgängig verfolgen kann, hat man keine Probleme, ihn zu verstehen. Ganz im Gegenteil wirken manchmal eher die anderen wie die Verrückten.
Die anderen sind zum einen Pats Familie und zum anderen seine Freunde und Bekannten, von Tiffany bis zu seinem Therapeuten. Sie alle haben ihr eigenes Kreuz zu tragen und sind sehr extrem und trotzdem weitestgehend glaubwürdig dargestellt. Der Leser sieht sie zwar nur durch Pats Augen, kann sich aber anhand seiner naiven Beschreibung ein eigenes Bild machen und dieses ergibt sehr realistische und zugleich oftmals tragische Figuren.
Aufmachung des Buches
„Silver Linings“ erschien als gebundenes Buch mit Schutzumschlag. Das Cover ist in einem hellen Blauton gehalten und zeigt neben dem Titel und dem Autorennamen abstrakte Darstellungen von Sonne und Regenwolken. Ein Zusammenhang zum Inhalt lässt sich bei dem Bild nur schwer herstellen und doch passt die schlichte Darstellung zur Grundstimmung des Buches. Lediglich der Hintergrundton lässt ein weit fröhlicheres Buch erwarten, als sich hinter dem Cover verbirgt.
Fazit
Matthew Quicks Roman „Silver Linings“ überzeugt mit sanften Tönen und vielschichtigen Charakteren. So wird das Buch trotz dem schweren Einstieg eine interessante und durchaus lesenswerte Lektüre.
Hinweise
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