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Dieses Buch ist eine Offenbarung für alle, die sich für die einzigen Freaks auf der Welt halten. Jenny Lawson traut sich auszusprechen, was andere nicht zu denken wagen, aber immerzu denken müssen. Ihre Lebensbeichte ist so respektlos, unwirklich und überwältigend wie der Lachkrampf einer Beerdigung. Jenny Lawson – The Bloggess – ist nicht nur die witzigste Schriftstellerin ihrer Generation, sondern auch die revolutionärste. Sagen mindestens drei oder vier Leute.

 

Das ist nicht wahr oder 

Originaltitel: Let’s pretend this never happened (a mostly true memoir)
Autor: Jenny Lawson
Übersetzer: Wolfram Ströle
Verlag: Metrolit
Erschienen: Februar 2013
ISBN: 978-3849300500
Seitenzahl: 368 Seiten

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Inhalt, Stil und Sprache
Bereits in der Einleitung wird der Leser gewarnt, dass das Buch voller verrückter Anekdoten ist, über die man herrlich lachen kann, bis die eine Stelle kommt, über die man nicht mehr lachen wird und die nach dem eigenen Geschmack zu weit geht. Jenny Lawson ist eine berühmte Bloggerin aus Texas und beschreibt Teile ihres Lebens (und einige erfundene, absurde Ergänzungen). Aber wer nun eine typische Biografie erwartet, liegt völlig falsch, denn sie beschreibt ihr Leben weder politisch korrekt  noch geordnet. So wird man viele abstruse Situationen lesen, sich fragen, ob sie als Kind wirklich hinter einem fahrenden Auto her geschleift wurde, was von der Serienmördergeschichte der Wahrheit entspricht und ob man sowas alles überhaupt schreiben darf. Bevor man das abschließend für sich geklärt hat, ist Jenny Lawson jedoch schon längst bei der nächsten Geschichte und zieht den Leser einfach mit.

„Das ist nicht wahr, oder?“ lässt an vielen Stellen noch den Ursprung der Autorin im Bloggen erkennen. Die einzelnen Kapitel sind grob chronologisch angeordnete Beschreibungen aus der Perspektive der Autorin. Ergänzend finden sich immer wieder beschriftete Bilder, kurze Einschübe oder niedergeschriebene Dialoge darunter. Da es keine durchgehende Handlung gibt, existiert kein Spannungsaufbau über das ganze Buch, sondern jeweils nur in den einzelnen Kapiteln. Die Handlung ist sehr durcheinander beschrieben, immer wieder kommen Einschübe, Gedankensprünge oder plötzliche Wechsel vor. Meistens werden diese noch von der Autorin kommentiert, teilweise in Klammern stehend auch von der Lektorin. Jenny Lawson verfasst hier also keinen Roman mit einem roten Faden. Stattdessen liest man eine scheinbar willkürliche Sammlung ihrer Erlebnisse und Erfahrungen. Ein kurzer Blick in ihre eigene Welt, und genau das macht den Reiz des Buches aus. Im gesamten Werk findet sich nicht eine einzige langweile oder vorhersehbare Szene. Wer es schafft, sich auf den Stil einzulassen, wird auch ohne Spannung das Buch kaum aus der Hand legen, weil es keine Pause zwischen den Anekdoten gibt und man in jede bereits nach wenigen Sätzen ganz eintauchen will. Es ist eines der Bücher, bei denen man beim ersten Mal sicher die Hälfte durch schnelles Lesen verpasst und beim hundertsten Wieder-Lesen noch immer genügend Überraschungen findet.

Das besondere Highlight ist der Schreibstil von Jenny Lawson. Sie schreibt persönlich und scheinbar wild ihren Gedanken folgend. Immer wieder spricht sie den Leser auch direkt an. Ihre Texte sind voller absurd-komischer Vergleiche, Sarkasmus und Wortwitz. Das Buch ist über weite Teile ein sehr schwarzer, politisch inkorrekter Humor, aber wer diesen mag, wird so manches Mal laut auflachen. Das Erstaunliche ist, dass sie es trotzdem schafft, auch die traurigen Kapitel berührend zu beschreiben und den Leser zum Nachdenken anzuregen. So kann man nicht nur mit ihr lachen, sondern auch mit ihr weinen.

Die Hauptrolle in diesem Buch spielt natürlich die Autorin selbst. Jenny Lawson präsentiert sich hier, ebenso wie auf ihrem Blog, scheinbar absolut ehrlich und mit allen Schwächen. Sie ist sicher kein einfacher Mensch und trägt viele Probleme mit sich herum, aber schon nach wenigen Seiten ist sie einem ans Herz gewachsen und man ertappt sich dabei, zu ihren unmöglichen Gedankengängen zustimmend zu nicken. Da sie ihr Leben beschreibt, trifft man natürlich auch viele andere Charaktere. Einige, wie Blogkolleginnen, werden nur in einzelnen Szenen erwähnt, andere begleiten sie durch das ganze Buch. Neben ihren Eltern und ihrer Schwester sticht dabei vor allem ihr Ehemann hervor, der immer mal wieder in den abgeschriebenen Dialogen zu Wort kommt und einen herrlich normalen Gegenpol zu all ihren verrückten Gedanken bildet. Seine Reaktion stellt oftmals das dar, was ein „normaler“ Mensch tun würde, und doch ertappt man sich beim Lesen dabei, dass man eigentlich ihren Argumenten zustimmt, mögen sie auch noch so absurd erscheinen.


Aufmachung des Buches
Der neugegründete Metrolit Verlag präsentiert sein erstes Buch in genau der verrückten Aufmachung, die zum Inhalt passt. In außergewöhnlichen Farben gehalten, springt es sofort ins Auge. Auf dem Schutzumschlag ist ein Fell-ähnliches Muster abgebildet und durch eine runde Aussparung sieht man den auf dem Buch abgedruckten Hamster im Hamlet Kostüm (der nach dem Lesen des Buches tatsächlich Sinn macht). Im Inneren wird mit verschiedenen Schriftarten gearbeitet und immer wieder werden die Geschichten durch Fotos belegt und ergänzt. Dadurch wirkt der Text genauso abwechslungsreich, wie die Gedankengänge der Autorin. Die gesamte Gestaltung ist anders, ungewöhnlich und sehr passend für das Buch.


Fazit
„Das ist nicht wahr, oder?“ ist nichts, was man kennt oder erwarten würde. Wer es nach einem Blick in die Leseprobe noch zu lesen wagt, den erwartet ein herausragendes Buch, wild durcheinander geschrieben, voller schwarzem Humor und politisch inkorrekten Kommentaren. Man wird mit Jenny Lawson lachen und weinen und wahrscheinlich nach der letzten Seite direkt vorne wieder anfangen.


4 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Jenny Lawsons englischsprachiger Blog: The Bloggess

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