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Die Vorderpfalz ist eine Landschaft in der Region Pfalz im Bundesland Rheinland-Pfalz.

Die  Menschen in der Vorderpfalz gelten als bodenständig. Ihre Offenheit und Gastfreundschaft sind weithin bekannt. Sie sind wahre Weltmeister im Genießen und Feiern – unter anderem bei unzähligen Weinfesten und Kerwen. Charakteristisch für die Vorderpfälzer Küche sind einfach herzustellende und besonders schmackhafte Speisen. Aber auch die Raffinesse hat längst Einzug gehalten. Selbstverständlich darf ein gutes Glas Pfälzer Wein aus den nahe gelegenen Weinorten zum Essen nicht fehlen.

Peter Hemmler hat rund 160 Rezepte aus der Region sowie eigene Rezepte zusammengetragen. Ziel war ein Kochbuch mit traditionellen, zeitgenössischen und regionaltypischen Rezepten. Angereichert mit Geschichten und Erzählungen über Wissenswertes, Kurioses, Sehenswürdigkeiten und Persönlichkeiten aus der Region. Ergänzt wird das Buch von zahlreichen Fotografien. Sie zeigen Menschen, Orte und kulturelle Ereignisse - aufgenommen bei den Reisen zu den Menschen in der Region - auf der Suche nach Rezepten und Geschichten.

 

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Autor: Peter Hemmler
Verlag: Edition Limosa
Erschienen: 28. Februar 2012
ISBN: 978-3860374757
Seitenzahl: 192 Seiten

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Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Ach, endlich ein Kochbuch der Vorderpfalz! Zu oft findet man in Kochbüchern aus der Pfalz diese Region doch vernachlässigt. Und obwohl der Autor "än Noigschlängerde" (Pfälzer Neubürger) ist, kennt er uns Einheimische schon recht gut und gibt uns gleich zu Beginn eine gute  Gelegenheit zu einer ausführlichen Debatte bei einem Bier oder Glas Wein: Welche geographischen Grenzen markieren die Vorderpfalz? Das Buch gibt drei verschiedenen Varianten (Klappentext, Karte, Autor) an. Ich tendiere dazu, mich der Beschreibung des Autors anzuschließen, obwohl, da gäbe es Folgendes zu bedenken ...
Denken und "babble" (sich unterhalten) macht hungrig und deshalb schauen wir mal, welche Rezepte das Kochbuch als Gegenmaßnahme anzubieten hat:

  • Salate und Vorspeisen
  • Suppen und Eintöpfe
  • Pfälzer Grumbeere – Pfälzer Kartoffelgerichte
  • Gemüsegarten Rhein-Pfalz
  • Beilagen
  • Pfälzer Spargel
  • Fisch aus den Rheinauen
  • Pfälzer Saumagen- und Wurstgerichte
  • Fleischgerichte
  • Schmackhafte Kleinigkeiten
  • Süßspeisen und Desserts
  • Kuchen und Gebäck

Bei der Auswahl der vielfältigen Rezepte beschränkte sich der Autor Peter Hemmler, selbst vom Fach, nicht ausschließlich auf Traditionelles, sondern fügte etliche neue Kreationen von  Kollegen, Kochvereinigungen und den Teilnehmern des Dudenhofer Spargelwettbewerbs hinzu; und so lassen sich einige originelle Gerichte finden - "Brezelknödelsoufflé" (Seite 64), "Rettichsülzchen" (Seite 12) oder "Weiße Spargelklößchen" (Seite 75). Fischliebhaber kommen hier auch voll auf ihre Kosten, vor allem wer Rezepte für die Zubereitung von Zander sucht, wird hier fündig.

Um die althergebrachten Rezepte würdigen zu können, möchte ich hier eine Bemerkung vorausschicken: Die Pfälzer Küche ist in ihrem Ursprung eine Arme-Leute-Küche, die aus den immer gleichen Grundzutaten das Beste gemacht hat. Fantasiereich werden die Gerichte abgewandelt und in der Gutbürgerlichen Küche durch Zugabe von Eiern, Butter oder Fleisch verfeinert. Das führt dazu, dass es von ein und demselben Gericht viele Variationen gibt. Das beste Beispiel stellen die "Dampfnudeln" dar – hier gibt es fast so viele Rezepte wie alteingesessenen Familien. Deshalb ist es auch unmöglich, "das" Dampfnudelrezept zu präsentieren (was der Autor aber versucht) und es scheiden sich die Geister, welches nun die "echte" Methode ist, dieselben zuzubereiten. Wieder mal eine Gelegenheit zu "dischbediere" (kontrovers ohne Ergebnis diskutieren). Aus diesem Grund findet man auch Rezepte, die scheinbar doppelt aufgenommen wurden, weil sie für den Pfälzer nur Varianten darstellen – z.B."Verheiratete" (Seite 34) und "Saure Rahmspätzle" (Seite 61) – aber für Nichtpfälzer als eigenständige Gerichte erscheinen. Darüber hinaus avancieren in der Pfälzer Küche sehr häufig Beilagen zu Hauptgerichten, die dann wahlweise mit Kompott, Weinsoße oder Salat gereicht werden. Hemmler erkennt dies und ergänzt die Rezepte entsprechend. Schön finde ich, dass der Autor Empfehlungen gibt (häufig in einem Extrakästchen), wie Speisen abgewandelt werden können, welche Beilagen und Weine passen.

Stellt sich noch die Frage, welche Zielgruppe Hemmler ins Auge gefasst hat. Antwort: Erfahrene KöchInnen. Obwohl die Angaben zur Zubereitung gut verständlich sind und Fachausdrücke in einem kurzen Glossar erklärt werden, wird doch viel Erfahrung vorausgesetzt. Und gerade die traditionellen Rezepte sind zwar einfach herzustellen, verlangen aber oft einiges an Fingerspitzengefühl und sind zudem ebenso zeitaufwändig wie kompliziertere moderne Speisen, deshalb bedauere ich etwas, dass Hinweise auf die Zubereitungszeit fehlen. Nichtpfälzern sollten auch Zutaten wie "Weckmehl" oder "Dörrfleisch" erläutert werden. Andererseits gefällt mir, dass der Autor den Speisen ihre Pfälzer Namen gelassen hat und auch hier und da Dialektausdrücke aufnimmt, und so mit einfachen Mitteln Authentizität schafft. Mancher wird sich dann vielleicht beim Durchlesen an das eine oder andere Gericht aus seiner Kindheit erinnern und wieder in sein Repertoire aufnehmen. Zumindest hege ich diese Hoffnung, damit nicht nur der "Saumagen" als Pfälzer Spezialität überlebt.


Aufmachung des Buches
Freundliche Farben, schöne Fotos – schon der erste Blick auf das Kochbuch macht Lust auf mehr. Es handelt sich um ein fadengeheftetes Hardcover mit schönem, glatten und stabilen Papier. Auf jeder Seite finden sich Fotografien in unterschiedlicher Größe; die Rezepte stehen aber immer optisch im Mittelpunkt.
Dabei verzichtet das Kochbuch ganz auf Food-Fotografie. Sie wird auch nicht benötigt, denn beim Lesen der Rezepte konnte ich mir immer vorstellen, wie diese aussehen werden, wenn sie denn fertiggestellt sind. Die Fotos zeigen die Landschaft der Vorderpfalz, ihre Ortschaften und die Menschen, die dort zu Hause sind. Dem Einheimischen fällt aber auf, dass es sich mehrheitlich um Bilder aus Speyer und dem Rhein-Pfalz-Kreis handelt – ein Schelm, der Arges dabei denkt, haben doch der Landrat und der Oberbürgermeister Grußworte verfasst. Und damit es dem Leser nicht langweilig wird, gibt es die Rubrik "Für Zwischendurch", die Wissenswertes z.B. aus dem Tabakanbau oder kleine Anekdoten wiedergibt. Und wer wissen will, was Papst Johannes-Paul II bei seinem Besuch in Speyer zu essen bekam, kann das auch hier nachlesen.

Zwei Register (nach Kapiteln und Stichworten) ergänzen das Buch, das als nette Idee am oberen Rand der Seiten die jeweiligen Kapitel durch Symbole (Spargelbündel, Fisch) vervollständigt, die ein rasches Auffinden derselben erleichtern, ohne dass man erst im Register nachsehen müsste. Ganz wenige (Druck-) Fehler haben sich auch eingeschlichen - z.B. fehlen bei der "Franzosensupp" (Seite 29) die Angaben für die Gewürze. Ein Glossar schließt das Buch dann ab.


Fazit
Ein wunderbares Kochbuch, nicht nur für Pfälzer geeignet, sondern für alle, die gerne kochen und Neues ausprobieren.


4 5 Sterne


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