Mutter, Vater, Kind, aber wer ist der Seehund? Ein geheimnisvolles Bilderbuch mit aufregenden Bildern des "Meisters Heidelbach". Noch nie wurde die Geschichte von der magischen Verwandlung so bildgewaltig, zärtlich und gegenwärtig erzählt.
Obwohl Mama nie ins Wasser geht, weiß sie, was es unter Wasser alles gibt: Neunaugen, Hofdugongs, Tintenprinzen, Meertrolle und Heringskönige. Und Seehunde, die an Land gehen, ihr Fell abstreifen und Menschen werden. Das Fell hüten sie wie einen Schatz, damit sie wieder zurück ins Meer können, wenn sie genug Mensch gewesen sind. Als der Junge plötzlich ein Seehundfell unter dem Sofa entdeckt, glaubt er, sein Papa ist ein Seehund. Doch eines Morgens ist Mama weg ...
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Autor: Nikolaus Heidelbach |
Die Grundidee der Handlung
Die Inhaltsangabe des Verlages fällt schon sehr ausführlich aus, weshalb ich dem nichts mehr hinzufügen möchte, außer: die märchenhafte Geschichte wirft einige Fragen auf, ohne sie zu direkt zu beantworten. Hier lässt der Autor gewollt Freiräume, damit Kinder die Zusammenhänge selbst erkennen.
Nikolaus Heidelbach ist ein seit Jahren anerkannter und für seine Bücher bereits mehrfach ausgezeichneter deutscher Künstler, doch ich finde, mit diesem Bilderbuch hat er sich selbst übertroffen. Denn diese Geschichte wird man niemals müde zu hören, und die Illustrationen wissen mit ihrer magischen Sogwirkung Kinder ebenso wie Erwachsene ins Reich der Träume und der Fantasie zu entführen. Für mich riecht das eindeutig nach zeitlosem Klassiker!
Darstellung und Umsetzung der Bildgeschichte
Aus der Perspektive des Jungen ohne Namen entfaltet sich zunächst der Alltag einer normalen Fischersfamilie in realistischen Bildern. Doch wenn Mama, die ja eigentlich nicht mal ihre Zehen ins Wasser streckt, geschweige denn schwimmen kann, dem Jungen von den großen Fischschwärmen erzählt und wie es tief unter der Meeresoberfläche aussieht, erwarten einen vor Fantasie überschäumende Bilder, in die man am liebsten sofort versinken möchte. Da ziehen auf mehreren Doppelseiten wunderschöne blonde Meerjungfrauen vorbei, quirlige Krabbenmädchen, stolze Tintenprinzen, geheimnisvolle Wasserbischöfe, exotische Plumeauktopoden und viele, viele mehr. Ganz neue Arten, Wesen, die die Welt noch nicht gesehen hat, mit Kronen auf dem Haupt, Städten auf dem Rücken oder Ringen in der Schwanzflosse lassen einem den Mund offen stehen vor Staunen – und dabei schließe ich mich als Erwachsene nicht aus!
Auch ohne umfangreichen Textteil birgt die doppelbödige Geschichte Geheimnisse, die man sich selbst zusammenreimen muss, will man sie umfassend verstehen - insofern bezweifle ich, ob Vierjährige dazu schon in der Lage sein werden. In der Nominierungsliste für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2012 ist für das Buch von der Jury ein Mindestalter von 6 Jahren angesetzt worden, was ich persönlich treffender finde als die Altersempfehlung des Verlags. Unbedingt beachten sollte man zumindest, dass das Kind alt genug ist, in der Geschichte ein Märchen ohne jeglichen Realitätsbezug zu erkennen, sonst könnten schlimme Verlustängste um die Eltern geweckt werden, was natürlich nicht Sinn und Zweck dieses wunderbaren Bilderbuches ist.
Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch in quadratischer Form (25,5 x 25,5 cm) mit den weinroten Buchdeckeln hat eine hochwertige Papierqualität, die die Illustrationen schön zur Geltung bringt. Vor- und Nachsatzblätter sind ebenfalls illustriert und zeigen den Meeresboden – natürlich frei nach Nikolaus Heidelbach. Eyecather des Covers ist die Illustration in Spotlack auf mattem Untergrund. Sie zeigt den Jungen, wie er mit dem Rücken zum Betrachter aufs Meer hinausschaut.
Fazit
Dieses Bilderbuch gehört zu jenen seltenen Exemplaren, die man hütet wie einen Schatz, um sie von Generation zu Generation weiter zu reichen. Ein Märchen von Menschen und Seehunden, Fischern und Meerjungfrauen, das Jung und Alt in gleicher Weise berührt und verzaubert. In Heidelbachs fantasievoll gezeichnete Unterwasserwelt möchte man wortwörtlich versinken und nie wieder daraus auftauchen.
Hinweise
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