Pascal ist der Wanderer. Er ist der einzige Mensch, der die Dunkle Pforte durchschreiten kann, die Schwelle zwischen den Lebenden und den Toten. Unter der Führung der schönen Toten Beatrice hat er sich tief in das Reich der Verdammten vorgewagt und seine Freundin Michelle befreit, die dorthin entführt worden war. Nie wieder wollte Pascal nach diesem Erlebnis das Jenseits betreten, jedenfalls nicht vor seinem eigenen Tod.
Doch er ahnt nicht, dass er beobachtet wird. Auf der Suche nach dem Wanderer geistert ein Dämon durch das Zwischenreich. Es ist Marc, der vermeintlich unschuldige zehnjährige Junge, den Michelle und Pascale aus Mitleid befreit haben. Er blickt durch jeden Spiegel, den er finden kann, hinein in unsere Welt. Denn er wartet nur auf die Gelegenheit, ins Leben zurückzukehren. Und während Pascal sich hin- und hergerissen fühlt zwischen seiner Liebe zu Michelle und der tiefen Sehnsucht nach Beatrice, erhält er einen neuen Auftrag: Er muss Marc wieder dorthin bringen, wohin er gehört: in die Hölle.
Originaltitel: La Puerta Oscura – El Viajero |
Die Grundidee der Handlung
Ein paar Monate sind seit dem großen Abenteuer von Pascal, dem Wanderer zwischen den Welten, und seinen Freunden rund um die Puerta Oscura, der Pforte zum Totenreich, vergangen. Einige Wochen Alltag hat die Gefährten wieder geerdet und gestärkt für die nächsten Aufgaben, die nicht lange auf sich warten lassen. Während Jules nach dem Angriff des Vampirs mit beängstigenden Zweifeln zu kämpfen hat, fühlt sich Pascal hin- und hergerissen zwischen seiner besten Freundin Michelle und dem Geistermädchen Beatrice, zudem plant ein dämonisches Wesen voller Macht Böses und mysteriöse Morde erschüttern nicht nur Paris.
Totengelächter knüpft nahtlos und logisch an den ersten Band der Puerta Oscura an und nimmt die offenen Handlungsstränge wieder auf. Zudem werden auch weitere Personen und Ideen hinzugenommen, sodass die Geschichte an Tiefe und Spannung gewinnt.
Stil und Sprache
Wie schon in Band 1 wird aus der 3. Person rückblickend erzählt, die Perspektive wechselt zwischen den handelnden Hauptpersonen und einigen Figuren, die nur einen kurzen Auftritt haben. Der Stil ist eher einfach gehalten, die Sätze kurz und wenig beschreibend, jedoch an den passenden Stellen deutlich genug: »„Dieses wüstenartige Panorama…“, Michelle suchte nach den passenden Adjektiven, „ist gleichzeitig hinreißend schön und fürchterlich. Ich weiß nicht, ob du das verstehst. Es ist eine einzigartige Schönheit, die untrennbar mit der feindlichen Wildnis der Umgebung verknüpft ist. Alles gehört zusammen. Angst gehört auch dazu.“« (Seite 163).
Insgesamt ist die Erzählweise geprägt von zahlreicher, lebendiger wörtlicher Rede und den unmittelbar eingeflochtenen Gedanken der Personen. Der Satzbau wirkt des öfteren etwas hölzern und umständlich. Es macht fast den Eindruck, als sei zwar nah am Original übersetzt, aber wenig an die deutsche Sprache angepasst worden: „Wenn es gelänge, das herauszufinden, wäre es sehr nützlich für Pascal. Er könnte so den Bereich eingrenzen, in welchem er in diesem leeren Paris der Hausgeister suchen muss.“ (Seite 326). Gerade die Worte „dieser/diese“ werden ständig benutzt, auch wenn es für das deutsche Verständnis unnötig ist und beim Lesen unangenehm auffällt. Nichtsdestotrotz liest sich die Geschichte flüssig und flott, gerade aufgrund der ständigen Perspektivwechsel fliegen die Seiten nur so dahin. Zu Beginn ist die neue Mission des Wanderers Pascal noch unklar, doch schnell kommt Unheil in Form eines Dämons auf, der sich wie ein roter Faden durch die Handlung zieht und für Spannung sorgt. Neben den übernatürlichen Problemen sind es aber vor allem die zwischenmenschlichen Beziehungen - sei es der Liebesreigen um Pascal, Michelle, Beatrice und Dominique, oder die Freundschaft zwischen Wächter und Gerichtsmediziner Marcel und der Kommissarin Marguerite -, die die Geschichte tragen und besonders lesenswert machen.
Figuren
Pascal ist seit seiner Berufung zum Wanderer, dem Vermittler zwischen den Lebenden und den Toten, enorm gereift. Er ist sich seiner Aufgabe und großen Verantwortung bewusst und versucht, immer das Richtige zu tun. Nur in der Liebe will es noch nicht so richtig klappen. Michelle hat er zwar seine Gefühle gestanden, doch die braucht Zeit, um die Erlebnisse im Totenreich zu verarbeiten und sich ihrerseits klar zu werden, was sie empfindet. Außerdem gibt es da noch Beatrice, das tote Mädchen, das Pascal bei seiner letzten Reise stets zur Seite stand. Pascals bester Freund Dominique hat sich scheinbar damit abgefunden, nicht bei Michelle landen zu können, und verlagert seinen Schwerpunkt mit Recherchearbeit, in die er seine ganze Energie steckt. Jules, wie Michelle ein absoluter Gothicfan, hat hingegen mit ganz anderen Dingen zu kämpfen. Seit dem Angriff des Vampirs fühlt er sich jeden Tag schwächer und schafft es kaum noch, bei Tageslicht das Haus zu verlassen. Mathieu, ebenfalls Mitglied der Clique um Pascal, wird nun eingeweiht und findet in dem jungen Seher Edouard, der nach der Ausbildung durch die erfahrene Wahrsagerin auf eine harte Probe gestellt wird, einen neuen Gesprächspartner. Die erwachsenen Figuren Daphne, Wächter Marcel und die Kommissarin Marguerite wachsen in ihren Aufgaben zum Schutz der Menschen und des Wächters im Speziellen immer mehr zusammen und bilden so den Rahmen für die jungen Helden. Doch auch für Gegenspieler ist gesorgt in Form eines gefährlichen Dämons und seiner Helfer.
Bei allen Figuren hat eine interessante Weiterentwicklung stattgefunden, die in Band 1 vorangegangene Klischees vergessen lässt. Für jeden Geschmack ist außerdem eine Identifikationsfigur dabei und alle wirken sie dabei authentisch und ehrlich.
Aufmachung des Buches
Der zweite Band passt perfekt zum Vorgänger. Der Umschlag des gebundenen Buches ist weiß gehalten, auch hier sind viele nostalgisch anmutende Skelette zu sehen, die sich um den Titelschriftzug tummeln. Der Einband des Buches selbst ist schwarz mit weißer Schrift gesetzt. Es befindet sich ein Skelett auf dem Cover und auf dem Rücken stehen Titel und Autor zusammen mit einem negativ gesetzten Skelett. Auf den Vorsatzblättern sind Fotografien zu sehen, vorn ein weiter Blick über Paris mit einem Gargoyle und hinten der Eiffelturm im Zentrum. Die einzelnen Kapitel werden von den kleinen Skeletten in verschiedener Ausführung eingeleitet. Insgesamt ist es eine hochwertige und sehr gelungene Ausstattung.
Fazit
Mit Totengelächter hat sich Band 2 der Puerta Oscura angenehm weiterentwickelt, neben einer schlüssigen Haupthandlung sind es vor allem die Figuren, die sich nun fernab von abgetretenen Pfaden bewegen und für Spannung sorgen. Dieser Band ist - was die Mission betrifft - abgeschlossen, macht aber durchaus neugierig auf den folgenden Abschluss der Trilogie.
Hinweise
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Backlist:
Band 1: Puerta Oscura. Totenreise