Charlotte Brontës Jane Eyre gilt als eine der facettenreichsten und ergreifendsten Frauenfiguren der Weltliteratur.
Nach einer freudlosen Kindheit verliebt sich die junge Titelheldin in den herrischen und egozentrischen Mr. Rochester, in dessen Haus sie als Erzieherin Anstellung gefunden hat. Auch der Hausherr fühlt sich zu der intelligenten Frau hingezogen, doch hütet er ein schreckliches Geheimnis, das ihre seltsame Liebe zueinander unweigerlich überschattet.
Die aufwühlende Melodramatik des Stoffes machte Brontës 1847 erschienenen Roman zu ihrem erfolgreichsten Werk.
Autor: Charlotte Brontë Verlag: Anconda Erschienen: 20. März 2008 ISBN: 978-3866472280 Seitenzahl: 640 Seiten |
Die Grundidee der Handlung
Die Idee zum Inhalt dieses Buches muss die Autorin aus ihrem eigenen Leben genommen haben, war sie nicht auch selbst in einem Internat, die Tochter eines Pfarrers und wurde Lehrerin.
Man hat das Gefühl, dass Charlotte Brontë in diesem Buch sehr viel von sich selbst erzählt, auch wenn sich die eine oder andere Szene mit Sicherheit nicht so abgespielt hat wie sie es beschreibt, so hätte alles, was sie in diesem Buch festgehalten hat, so sein können.
Jane Eyre kennt ihre Eltern nicht, lebt bis zum 12. Lebensjahr bei ihrer Tante, die sie ebenso hasst wie ihren Cousin und ihre beiden Cousinen. Sie wird ungerecht behandelt, bestraft für Dinge, die sie nicht getan hat, und man demütigt sie. Letztendlich schickt Mrs. Reed, Janes Tante, das Mädchen in das Internat Lowood. Dort ergeht es ihr allerdings auch nicht besser und sie kann sich von der Schule erst befreien, als sie als ausgebildete Lehrerin eine Stelle als Gouvernante auf dem Herrensitz Thornfield annimmt. Mr. Rochester, der Herr des Hauses, ist mürrisch und exzentrisch, aber Jane verliebt sich dennoch in ihn. Als sie heiraten wollen, steht aber plötzlich ein altes, furchtbares Geheimnis zwischen ihr und Mr. Rochester. Da keine Chance für Jane besteht, Edwards geliebte Frau zu werden, flüchtet sie.
Stil und Sprache
Beim Lesen spürt man schier eine immer leicht düstere Atmosphäre. Die Autorin schafft es ohne große und ausschweifende Beschreibungen, die innersten Empfindungen ihrer Protagonisten dem Leser nicht nur zu vermitteln, sondern ihn diese direkt fühlen zu lassen. Ihre Sprache ist klar, deutlich und ausdrucksstark. Niemals gleitet Brontë ins Schwülstige oder gar Kitschige ab. Dies ist kein herkömmlicher Liebesroman, sondern ein Buch über das Leben zweier Menschen, die – jeder für sich – vom Schicksal auf die Probe gestellt wurden und einander zufällig begegnen. Die Autorin jongliert nicht mit den Gefühlen der Figuren, sondern lässt sie klar gezeichnete Wege gehen, auch, wenn sie diese in die Irre führen.
Obwohl der Roman schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts geschrieben wurde, ist er immer noch aktuell.
Das Buch wurde überarbeitet und es wäre interessant auch das Original zu lesen, um beurteilen zu können, ob und wie viel das Buch von Charlotte Brontës Sprachstil eingebüßt hat.
Figuren
Mit Jane Eyre hat die Autorin eine für die Zeit außergewöhnliche und starke Frau ins Leben gerufen, die aber nicht in das „Emanzenklischee“ so manch anderer trivialer Lektüren passt. Mit viel Gespür für Details und vor allem mit immenser emotionaler Intelligenz, hat Charlotte Brontë ihre Protagonisten geschaffen.
Mit Jane erweckte sie eine Figur, die trotz härtester Prüfungen im Leben nicht den Glauben an sich selbst und die Menschen verloren hat. Mit Edward Rochester, der Herr auf Thornfield, zeichnet die Autorin einen sehr exzentrischen und launenhaften Charakter, der sich vor seinen Mitmenschen verschließt und dadurch rüde und abweisend wirkt. Janes Figur ist so etwas wie ein Schlüssel, der die Türen zu Mr. Rochesters Innerstem öffnen kann. Eine nach der anderen und Schritt für Schritt. Bei der starken Persönlichkeit Rochesters kommt es dann schon vor, dass die eine oder andere Tür wieder zufällt und Jane vor einer weiteren Geduldsprobe steht.
Jane und Mr. Rochester sind kein Liebespaar im herkömmlichen Sinne. Jane ist die intelligente, starke und selbstbewusste Frau, die über ihre eigenen Gefühle noch gar nichts weiß. Die „Damen der Gesellschaft“ sehen sie als Mauerblümchen und halten sie für dumm und unattraktiv. Der krasse Gegensatz zu Rochester, der, weit gereist und um vieles älter, schon so manche Erfahrungen mit dem weiblichen Geschlecht gemacht hat, aber nie die Frau seines Herzens begegnete.
Charlotte Brontë stattet ihre Figuren mit allen Stärken und Schwächen des realen Lebens aus und dies ist auch der Grund, weshalb der Leser in der Geschichte auch noch nach 150 Jahren Parallelen in der Realität finden kann.
Aufmachung des Buches
Obwohl das Buch gebunden und mit einem Schutzumschlag versehen ist, würde ich mir für eine Lektüre wie diese eine wesentlich schönere Aufmachung wünschen.
Der kartonierte Umschlag ist mit derselben Papierqualität und demselben Motiv des Schutzumschlages überzogen und bedruckt. Es ist ein kompaktes und ansprechendes Buch, auch wenn es etwas lieblos gestaltet ist.
Fazit
Dieses Buch ist kein herkömmlicher Liebesroman, sondern gewährt tiefe Einblicke in die Seele ihrer Hauptfiguren. Man darf keine leichte und heitere Lektüre à la Jane Austen erwarten, denn dafür ist die Atmosphäre des Buches zu schwer und zu tiefgründig.
Der Leser wird schon nach den ersten Seiten in den Bann der ausdruckstarken Sprache und Figuren gezogen, die ihn bis zum Schluss des Buches nicht mehr loslassen.
Wer eine tiefgründige und stimmungsvolle Lektüre sucht, die auch noch sprachlich klar und aussagekräftig ist, wird in „Jane Eyre“ eine kurzweilige und eindrucksvolle Lektüre finden.
Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de