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Deutschlands erste Kaiserin

Sie war eine der gebildetsten Frauen ihrer Zeit: Kaiserin Augusta (1811-1890) galt nicht wenigen Zeitgenossen als ideale Herrscherin. Wie viel lieber hätten sie die „edle und freisinnige Fürstin“ statt ihres konservativen Mannes Kaiser Wilhelm I. auf dem deutschen Thron gesehen!
Doch die Zeit war noch nicht reif für eine Frau als Regentin, und so versuchte Augusta auf ihre Art, Einfluss auf die Politik zu nehmen. Dabei schaffte sie sich mit dem „eisernen Kanzler“ Bismarck einen mächtigen Gegner ...

 

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Autor: Karin Feuerstein-Praßer 
Verlag: Piper Taschenbuch
Erschienen: Mai 2011 
ISBN: 978-3-49226456-3
Seitenzahl: 320 Seiten 


Inhalt, Stil und Sprache
In Ermangelung einer Leseprobe möchte ich eine Seite des Buches – und zwar die 11te – an den Anfang stellen:

> „Augusta, die (fast) vergessene deutsche Kaiserin
Sie war weder die „Königin der Herzen“, noch eine populäre „Landesmutter“ wie Deutschlands letzte Kaiserin Auguste Viktoria (1858-1921), die Gemahlin Wilhelms II. Reichskanzler Otto von Bismarck, ihr politischer Gegner, hat Augusta einmal sogar als „alte Fregatte“ bezeichnet. Und selbst nach ihrem Tod sah man die Kaiserin durchaus kritisch: „Sehr geachtet, aber nicht beliebt und volkstümlich“ heißt es in einem Nachruf der Kölnischen Zeitung vom 8. Januar 1890. „Sie war eine geborene Kaiserin, und niemand konnte besser als sie die Majestät repräsentieren, aber es war ihr weniger verliehen, im Umgang sich schlicht, einfach und natürlich zu geben. Man glaubte, etwas Absichtliches zu merken.“
Wie aber wurde Augusta so? Als sie jung war, schwärmte die höfische Gesellschaft noch von ihrer „Heiterkeit“ und „Natürlichkeit“. Welche Erfahrungen haben sie geprägt und schliesslich so verhärtet, dass sie begann, sich gleichsam hinter einer „Maske“ zu verstecken? Und was führte dazu, dass man Augusta, die preußische Königin und erste Kaiserin des Deutschen Reiches, heute fast vergessen hat?“ <

Diesen Fragen geht die Historikerin Karin Feuerstein-Praßer in ihrer Biografie nach. Sie beschreibt das Leben der Königin/Kaiserin einfühlsam, aber mit der gebotenen Distanz und ohne etwas zu beschönigen.
Das Buch ist in 7 größere Zeiträume unterteilt. Jedem ist ein Zitat vorangestellt, das Augusta selbst, oder einer ihrer Zeitgenossen über sie sagte, und darunter betitelt die Autorin den jeweiligen Lebensabschnitt, den dieser Zeitraum schildert und die darin enthaltenen kürzeren Unterkapitel. So ist z.B. der erste Teil: „Prinzessin am Weimarer Musenhof“, über Kindheit und Jugend der geborenen Prinzessin von Sachsen-Weimar-Eisenach, mit einem Ausspruch Goethes überschrieben, der die 12jährige „Ein ganz liebenswürdiges und originelles Geschöpf“  nannte.

Die weiteren Teile befassen sich mit Augustas Ehe und Familie, dem Leben am Berliner Hof, den Pflichten ihrer hohen Stellung und - sehr ausführlich - mit ihrem Interesse an der Politik. Tolerant und liberal erzogen, versuchte sie auf ihren konservativen Gatten Wilhelm I. Einfluss zu nehmen. Sie war überzeugte Pazifistin und hielt den Krieg für ein Übel, sodass sie in Opposition zum  „Blut und Eisen“ fordernden Kanzler Bismarck  stand,  gegen den sie sich aber letztendlich nicht durchsetzen konnte. So versuchte sie zumindest, das Leid des Krieges zu lindern, wurde Schirmherrin für das Deutsche Rote Kreuz und gründete Pflege- und Krankenheime.

Das Buch liest sich sehr flüssig und verständlich und ist – obwohl ein großes Gewicht auf der Politik liegt – überhaupt nicht langweilig und „trocken“, sondern sehr lebendig, zeitweise sogar spannend geschrieben. Auch die private Person der Fürstin wird von der Autorin nicht vernachlässigt. In vielen Auszügen aus Zeitzeugnissen, Briefen  und Tagebüchern lässt sie Augustas Familie, Angehörige des Hofes, Befürworter und Gegner zu Wort kommen und beleuchtet die Kaiserin/Königin aus den verschiedensten Blickwinkeln. So entsteht das Portrait einer wirklich interessanten Frau, die es verdient hat, aus dem Dunkel der Geschichte wieder hervorzutreten.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Taschenbuches zeigt die spätere deutsche Kaiserin Augusta – noch als preußische Kronprinzessin – auf dem 1859 entstandenen Gemälde von Franz Xaver Winterhalter.
Zahlreiche Abbildungen und Stammbäume der Familien, die mit dem preußischen Königshaus eng verbunden waren, erleichtern dem Leser, sich in dessen weitverzweigter Verwandschaft zurecht zu finden. Ein Nachwort, Bildnachweis, Literatur- und Quellenangaben, sowie eine Zeittafel vervollständigen die gute Ausstattung des Buches.


Fazit
Dieses Buch stellt zwar die Kaiserin Augusta in den Mittelpunkt, beschreibt aber auch die Geschichte Preußens, die Politik Otto von Bismarcks, die Gründung des Deutschen Reiches und die dadurch bedingte Veränderung Europas sehr anschaulich, interessant und gut verständlich. Für historisch interessierte Leser einfach ein "Muss".


5 Sterne


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