England, 1464: die Adelshäuser York und Lancaester kämpfen erbittert um den Thron. Als König Edward, der Erbe der Weißen Rose, der schönen jungen Witwe Elizabeth Woodville begegnet, ist es um beide geschehen. Doch Elizabeth weigert sich, Edwards Mätresse zu werden. Da heiratet der König sie entgegen allen Standesschranken - ein ungeheurer Skandal!
Und keine Frau im Königreich hatte je so viele Feinde. Neid, Missgunst und Intrigen bringen Elizabeth und ihre Familie in größte Gefahr. Ihre Widersacher nennen sie eine Hure. Sie nennen sie eine Hexe, Doch Elizabeth weiß: Sie ist die Königin.
Originaltitel: The White Queen |
Die Grundidee der Handlung
England ist im Kriegszustand. Der junge König Edward will den alten König stürzen, um selbst den Thron zu besteigen. Auf dem Weg zu einem seiner Kriegszüge, begegnet Edward der jungen Witwe Elizabeth Woodville. Hingerissen von ihrer Schönheit wirbt er um ihre Gunst, doch sie weigert sich standhaft seine Mätresse zu werden. Verärgert über ihre Zurückweisung zieht er in die Schlacht. Doch er kann sie nicht vergessen. Als Edward der widerspenstigen Elizabeth wieder begegnet, bekommt er sie nur ins Bett, als er sie - entgegen aller Standesunterschiede - heimlich heiratet. Als er die Truppen des alten Königs besiegt hat, kehrt Edward nach London zurück und alle rechnen damit, dass er bald eine Prinzessin aus einem mächtigen Herrschergeschlecht ehelichen wird. Doch der junge König verkündet seinen perplexen Untertanen und seinem Mentor Warwick, der bereits eine passende Braut für ihn ausgewählt hat, kurzerhand, dass er bereits verheiratet ist, und ruft Elizabeth an den Londoner Hof. Doch nicht jeder freut sich über die neue Königin. Besonders Warwick ist über die heimliche Heirat „seines Königs“ sehr erbost, hatte er doch ganz andere Pläne für dessen Zukunft geschmiedet. Er befürchtet, dass sein Einfluss auf den Herrscher schwindet, und verbündet sich heimlich mit der verbitterten Königinmutter. Die beiden hecken ein Komplott zum Sturz des Herrscherpaares zugunsten Edwards jüngeren Bruder aus. Der König entdeckt die schlau eingefädelte Intrige viel zu spät und wird bei einem Scharmützel von Warwick als Geisel genommen. Elizabeth, die nun alleine den vielen Neidern am Hof die Stirne bieten muss, gerät in höchste Gefahr.
Stil und Sprache
Die Geschichte wird aus Elizabeths Sicht in der ersten Person erzählt. Die Gegenwartsform zieht den Leser bald in seinen Bann und lässt ihn alle Ängste, Hoffnungen und Rückschläge der Hauptperson hautnah miterleben. In jenen Passagen, wo sich Elizabeth nicht im Mittelpunkt der jeweiligen Situation befindet, berichtet sie die weitere Handlung wie eine selbst erlebte Geschichte und führt so die Erzählung weiter. Die historische Umgebung und die handelnden Personen wurden gut mit der Erzählung verwoben und wirken glaubhaft und authentisch. Eventuelle kleine Ungereimtheiten werden von der starken Handlung mühelos überspielt.
Der Autorin ist es sehr gut gelungen sowohl die Schauplätze, als auch die „realen“ Menschen, deren Schicksal in manchen Überlieferungen zu finden ist, mit den Augen von Elizabeth zu sehen und ein kleines Stück Zeitgeschichte wiederaufstehen zu lassen. Die Kommentaren und Aussagen der Hauptperson zeigen das Leben und das Umfeld der adeligen Königin zu der Zeit der Rosenkriege und bieten einen interessanten Einblick in den Alltag, den Glauben und die Werte in dieser Epoche. Die Dialoge der Personen wirken zeitgemäß, daher fällt es nicht auf, dass viele Gespräche und Ausdrücke fast unmerklich und sehr behutsam an die Bedürfnisse der heutigen LeserInnen angepasst wurden. Vor allem durch die lebhaften Schilderungen des höfischen Lebens, das die Autorin mit Szenen aus ihrer Vorstellungskraft nahtlos verflochten hat, wirkt die Geschichte wie ein geöffnetes Fenster in die Vergangenheit. Die viele Einzelheiten, egal ob es die Einrichtung eines Hauses, die Kleidung der Menschen oder die Umgebung im Allgemeinen betrifft, bereichern die Erzählung und hauchen ihr Leben ein. So kann der Leser mühelos in den Roman eintauchen und sich die Szenen sehr gut ausmalen. Der Schreibstil der Autorin ermöglicht es, sich gut in die Hauptperson einzufühlen. Dadurch - oder auch trotzdem - wirkt der Roman stellenweise einer Biografie ähnlich. Vor allem die Passagen, die Elizabeth nicht direkt betreffen, sind spannend, aber teilweise etwas distanziert beschrieben.
Durch die Ich-Form wird die Hauptperson laufend durch ihre Gedanken und Handlungen charakterisiert und man kann die Wandlung der verliebten, naiven Witwe zur starken Frau und klugen Herrscherin gut nachvollziehen. Durch die zahlreichen Intrigen und Gefahren ist Elizabeth durchgehend dazu motiviert zu handeln, denn als Königin muss sie immer wachsam sein, um ihre Familie zu schützen.
Die gut recherchierten Fakten über das Leben und die Zeit von Elizabeth Woodville verbinden sich mit der abwechslungsreichen Lebensgeschichte der Hauptperson zu einem spannenden Lesegenuss. Auch die Verflechtung der Realität mit leicht mystischen Elementen, wie sie im Mittelalter durchaus üblich waren, ist sehr gut gelungen.
Figuren
Durch die Ich-Form ist Elizabeth sehr gut ausgeführt und entwickelt sich bis zum Ende des Buches laufend weiter. Da die Geschichte von ihr selbst erlebt bzw. erzählt wird, charakterisiert sie alle anderen Figuren durch ihre persönliche Meinung, ihre Ansichten und ihr Verhalten. Die Erzählung in der ersten Person und die gleichzeitige Gegenwartsform bezieht den Leser optimal in die Geschichte ein; er kann sich gut in Elizabeths Situation einfühlen. Durch den Handlungszwang, der sich als Reaktion auf die Gefahren in ihrem Umfeld ergibt, und dem Bemühen, ihre Familie mit allen Mitteln zu schützen, ist die Hauptperson sehr gut motiviert und agiert glaubhabt und nachvollziehbar.
Edward ist einerseits rücksichtsloser Krieger, jedoch auf der anderen Seite ein feinfühliger und liebevoller Ehemann. In ihm vereinigt sich unbarmherzige Zielstrebigkeit mit einer ungewöhnlichen, aber gut verdeckten Sensibilität. Elizabeth entdeckt im Lauf der Geschichte immer wieder neue Facetten an ihrem Mann. Elizabeths Mutter ist eine sehr wichtige Person, die Elizabeth mit Rat, Tat und Zauberei beisteht und ihr, genau wie die restliche Familie, nach besten Kräften hilft, die Intrigen am Hof so sicher und gut wie möglich zu meistern.
Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch hat 555 Seiten, und das in schwarz, gold und weiß gehaltene Cover mit einem Bild der Königin der weißen Rose unterstreicht die Geschichte. Der Text auf der Rückseite führt gut in die Geschichte ein und macht neugierig auf den Inhalt. Am Beginn des Buches entdeckt man eine Karte, auf dem die Schlachten des Rosenkrieges eingezeichnet sind. Auf den letzten Seiten finden sich Anmerkungen der Autorin zur Geschichte sowie den Legenden und Fakten um Elizabeth Woodville; auf dem beigelegten Lesezeichen mit dem originalen Bild von Elizabeth Woodville ist der Stammbaum der "Königin der weißen Rose" abgebildet. Das umfangreiche Literaturverzeichnis bietet dem interessierten Leser eine große Menge an weiterführenden Büchern und rundet den Roman gut ab.
Fazit
Der Roman bietet seinen Lesern ein interessantes Sitten- und Lebensbild der Menschen in einem mittelalterlichen England. Der unbarmherzige Kampf um die Krone Englands entführt seine LeserInnen in eine längst vergangene Zeit, in der eine starke Frau, die zahlreichen Intrigen trotzen muss, viele Stunden unterhaltsames Lesevergnügen garantiert. Ein absoluten "Muss" für Philippa Gregory-Fans und LeserInnen, die historische Romane lieben.
Hinweise
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