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»Wenn wir am Supermarkt sind, möchte ich, dass Jonny als Erstes in die Haustierabteilung geht«, sagte Mom. »Jonny, du weißt, was Horton frisst. Hol auch Katzenstreu, die legst du unten in den Wagen. Nimm die größten Tüten, die reinpassen. Und dann packst du den Wagen bis oben hin mit Trockenfutter voll.« »Horton mag lieber Dosenfutter«, sagte Jonny. »Nimm die kleinen«, sagte Mom. »Die teuren. Mit denen stopfst du die Lücken voll. Pack so viel in den Wagen, wie es nur irgendwie geht. Und Mrs Nesbitt, wenn Sie bei den Hygieneartikeln sind, vergessen Sie nicht die Tampons für Miranda und mich. Ganz viele Schachteln.« »Gut, dass du mich daran erinnerst«, sagte Mrs Nesbitt. »Was ist hier eigentlich los?«, fragte ich. »Kann mir das mal jemand erklären?« »Nur für den Fall, dass die Welt untergeht«, sagte Jonny. »Mom möchte, dass wir darauf vorbereitet sind.«

 

   Autor: Susan Beth Pfeffer
Verlag: Carlsen
Erschienen: 03/2010
ISBN: 978-3551582188
Seitenzahl: 409 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Miranda Evans ist 16 und lebt in einem kleinen Ort in Pennsylvania, zusammen mit ihrer Mutter und zwei Brüdern. Wie der Rest der Welt auch beobachtet sie übers Fernsehen den Einschlag eines Asteroiden auf dem Mond, der als großes Medienereignis seine Schatten voraus wirft. Doch dann ändert sich alles, als der Asteroid größer ist als gedacht und mit seiner Einschlagswucht den Mond aus seiner Umlaufbahn verschiebt. Der ist plötzlich viel näher an der Erde, die Gezeiten verändern sich und führen zu Flutwellen, es gibt Erdbeben und Vulkanausbrüche. Mirandas Mutter reagiert geistesgegenwärtig und hamstert mit den Kindern Lebensmittel, Medikamente und alles, was sie noch zu benötigen glaubt, im Supermarkt. Bald gibt es nur noch sporadisch Strom, das öffentliche Leben bricht zusammen und sehr schnell geht es für Miranda und ihre Familie nur noch darum, irgendwie zu überleben. Wie sie diese Extremsituation bewältigen, darüber hat Susan Beth Pfeffer ein aufwühlendes Buch geschrieben, das neben aller Spannung auch eine klare Botschaft an seine Leser bringen will.


Stil und Sprache

Miranda schreibt ihre Geschichte als Tagebuch, das bereits einige Tage vor der Katastrophe beginnt. Der zu Anfang eher flapsige Tonfall, in dem sie darüber berichtet, dass sie gleich drei Aufsätze zum Thema Mond für die Schule schreiben muss, dass sie noch von keinem Jungen zum Abschlussball eingeladen wurde und was sie in den Sommerferien vorhat, wandelt sich im Laufe des Buches immer mehr. Je ernster die Situation wird – und sie wird sehr ernst – desto konzentrierter, erwachsener und klüger sieht Miranda die Dinge und schreibt sie auch so auf. Susan Beth Pfeffer versteht es wirklich perfekt, die oft etwas sprunghaften Gedankengänge von Teenagern in Worte zu fassen und so Mirandas Tagebuch glaubhaft und authentisch an den Leser zu bringen.
Auch die schleichende Entwicklung von einer kosmopolitischen Welt, in der alle vernetzt sind, jegliche Information sofort verfügbar und jedes Luxusgut erreichbar ist, zu einer Art Kokon, in dem jeder sich auf sich und seine nächsten Angehörigen konzentriert ist, versteht sie großartig und berührend darzustellen. Ist etwa zu Anfang noch begrenzt Benzin vorhanden und es kommt gelegentlich Post an, so schrumpft Mirandas Welt immer mehr zusammen, bis schließlich im Winter kaum noch ein Verlassen des Hauses möglich ist. Das alles geschieht eher nebenbei, wird aber so eindringlich beschrieben, dass man auch als erwachsener Leser dieses Buch kaum zur Seite legen kann. Irgendwann spitzt sich die Lage dann so zu, dass man sich kaum vorstellen kann, wie das Ganze noch aufgelöst werden soll, aber auch hier findet Susan Beth Pfeffer eine sehr elegante Lösung, die noch Raum für die Fantasie des Lesers lässt.

„Die Welt wie wir sie kannten“ zeigt uns eine äußerst beklemmende, bewegende Schilderung eines Weltuntergangsszenarios. Hautnah können wir nur durch die Konzentration auf den Mikrokosmos Familie miterleben, wie Menschen in Extremsituationen handeln, und müssen uns natürlich auch fragen, wie wir selbst denn agieren würden. Und hier liegt auch mein einziger Kritikpunkt an diesem mitreißenden Roman: Immer wieder habe ich mich zwischendurch gefragt, warum Mirandas Familie nicht mehr agiert, nicht versucht, mit anderen in Kontakt zu treten, an Informationen zu gelangen und aktiv zu versuchen, selbst etwas an ihrer Situation zu ändern. Aber andererseits weiß man eben selbst nicht, was man an ihrer Stelle getan hätte und muss es hoffentlich auch nie herausfinden …


Figuren

Miranda ist natürlich der Mittelpunkt der Handlung, sie schildert ihre Gefühle und Wahrnehmungen sehr ausführlich und glaubhaft in ihren Tagebucheinträgen. Dabei wird besonders ihre Entwicklung im Laufe der Geschehnisse deutlich. Sie wird im Verlaufe der Monate von einem eher oberflächlichen Mädchen, dem Partys und ihr Eislaufidol wichtiger sind als alles andere, nach und nach zu einer verantwortungsbewussten jungen Frau, die erkennt, was wirklich wichtig ist im Leben. Dass eine lange Unterhose mehr wert sein kann als ein funktionierender DVD-Player, wird ihr erst langsam klar, und „Rückfälle“ gibt es natürlich auch, ebenso wie Zweifel und Unsicherheiten. Miranda ist manchmal trotzig und störrisch, trotzdem liebt sie ihre Familie sehr und würde alles für ihre Mutter und ihre Brüder tun.
Genauso eine starke Frau wie Miranda ist auch ihre Mutter, sie kämpft für ihre Kinder und nur ihr haben die Evans es zu verdanken, dass sie mit einem blauen Auge davonkommen und es ihnen viel besser geht als vielen anderen in der Stadt. Manchmal wirkt sie wie eine Löwenmutter, die ihre Jungen verteidigt, auch wenn ihre Methoden manchmal etwas erschreckend sind, etwa als sie der Nachbarsfamilie dringend notwendige Medikamente verweigert, damit diese nicht merkt, dass ihre Familie noch etwas besitzt. Alles in allem sind aber auch ihre Beweggründe nachvollziehbar und glaubhaft geschildert.

Mirandas Brüder Matt und Jonathan werden nicht ganz so ausführlich dargestellt, sie sind beide eher Typen, die für sich bleiben und nicht viele Worte machen, aber insgesamt ergibt sich auch für sie ein rundes Bild. Nebenfiguren kommen kaum vor und treten nur ganz am Rande in Erscheinung, ihrer jeweiligen Rolle entsprechend sind auch sie dargestellt. Allen Figuren gemeinsam ist jedoch die äußerst lebensnah übermittelte Verzweiflung an der scheinbar ausweglosen Situation, ihre Wutausbrüche, Tränen und teilweise absurden und doch so verständlichen Ideen und Gedanken.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch zeigt auf dem Schutzumschlag einen riesigen Mond vor einem dunklen Nachthimmel, am unteren Rand sieht man noch die Silhouette eines allein stehenden Hauses. Schlicht und doch eindringlich passt diese Aufmachung hervorragend zum Inhalt des Buches. Leider ist der Schutzumschalg sehr empfindlich und zeigt schnell Fingerabdrücke, dafür gibt es ein Lesebändchen im gleichen hellen Orange wie der Titel. Mirandas Tagebuch ist eingeteilt in vier Jahreszeiten und innerhalb dieser vier Teile jeweils mit dem Datum überschrieben.


Fazit

Ein beklemmendes, nachdenklich machendes und trotzdem hoch spannendes Buch, das sicher niemanden kalt lässt. Für Jugendliche, die eine solche Weltuntergangsgeschichte verkraften können, ebenso wie für Erwachsene eine absolute Leseempfehlung! Nur aufgrund der oben beschriebenen kleinen Mängel keine vollen fünf Sterne von mir.


4 5 Sterne


Hinweise
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Der Verlag gibt als Altersempfehlung für dieses Buch 12 – 13 Jahre an. Meiner 13-jährigen Tochter würde ich es aber eher noch nicht geben, zu bedrohlich erscheint mir das Szenario, das hier beschrieben wird.

Es gibt bereits zwei Folgebände zu diesem Buch, die aber bisher nur in englischer Sprache erschienen sind: „The Dead and the Gone“ schildert die Ereignisse aus der Sicht eines 17-jährigen Jungen in New York, „This World We Live in“ spielt ein Jahr nach dem Asteroideneinschlag und bringt beide Handlungsstränge zusammen.

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