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Taborea – eine Welt der Mythen und Legenden, des Schwertes und der Magie, eine Welt der Wagemutigen und Abenteurer …

Bedauerlicherweise hält Shareenas Stiefvater, Vorarbeiter der Mienen in den Heulenden Bergen, nicht viel von Abenteuern und leitet die Hochzeit des forschen Pioniermädchens mit einem Händlerfürsten aus Varanas in die Wege. Doch ihr Verlobter entpuppt sich als Handlanger der Zurhidon, eine fanatische Sekte von Dämonenanbetern.

Als Shareena den ruchlosen Neffen ihres Verlobten tötet, muss sie fliehen. Mit seltsamen magischen Runen in ihrem Besitz führt sie ihr Weg durch die Wälder Silberquells, zu den Piraten von der Küste von Rabenfeld, bis ins eisige Hochland von Ystra.

Mit Schwert und Bogen sucht sie ihre wahre Bestimmung, stets begleitet von ihren Gefährten, dem alten Ritter Fantur, dem Magier Samuel und der Priesterin Asiya – und natürlich Jonesy, ihrem räuberischen Frettchen.

 

  Autor: Michael T. Bhatty
Verlag: Panini Books
Erschienen: 03/2010
ISBN: 978-3-8332-2046-3
Seitenzahl: 376 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Dem Klappentext soll an dieser Stelle nichts mehr hinzugefügt werden, um von den Handlungen nichts weiter zu verraten. Liest man den Roman, so hat man zunächst den Eindruck, dass die Beschreibung auf dem Buchrücken zu weit geht, greift sie inhaltlich doch, deutlich über Seite 100 hinaus, tief in die Geschichte vor. Allerdings ist dem Verlag der Balanceakt gelungen – obwohl die Zusammenfassung fast bis zur Hälfte der Handlungen des Buches zu reichen scheint –, nicht allzu viel von den Ereignissen zu verraten. Und so wird dem Roman trotz der intensiven Beschreibung nichts von seiner Spannung genommen.

Panini Books ist sich darauf spezialisiert, Romane zu Videospielen zu veröffentlichen und ist in Deutschland der größte Anbieter solcher Adaptionen. Hiervon bildet „Shareena“ keine Ausnahme, „Runes of Magic“ hat mittlerweile weltweit eine große Anzahl Spielefans gewonnen. Nichtsdestotrotz können die Romane auch hervorragend ohne jede Vorkenntnis der Computerspiele gelesen werden, durch ihre Eigenständigkeit sind sie auch für Nicht-Spieler sehr interessant.


Stil und Sprache
Zwar ist der erste Satz des Prologs – „Blitze zuckten über die aufgewühlte See.“ – nicht übermäßig raffiniert, dennoch wohnt ihm eine Kraft inne, die ein sofortiges Bild zu zeichnen in der Lage ist. Der Leser weiß sofort, wo und in welcher Situation er sich bei dem direkten Einstieg in die Geschichte befindet. Beschreibungen, besonders von Statisten, aber auch von Landstrichen oder Situationen sind überwiegend so wohldosiert, dass der Leser nicht mit Details überfrachtet wird, sondern seine Fantasie Platz zur Entfaltung hat. Auch die Figuren werden bei ihren ersten Auftritten nicht zu stark beschrieben, manche Merkmale ergeben sich erst nach und nach aus den Handlungen. Eher selten versucht der Autor, recht viele – aber nicht zu viele – Informationen in seine Sätze einzubauen und offenbart damit Dinge, die der Leser nur von einem allwissenden Erzähler und nicht unbedingt aus dem Zusammenhang heraus erfahren kann. So bekommt man zu Beginn des dritten Kapitels eher zufällig mit, dass zur vorangegangenen Szenerie bereits einige Wochen vergangen sind. Ähnliche Zeitsprünge erlebt man z.B. zwischen dem Ende von Kapitel 12 und dem Beginn von Kapitel 13, zwischen denen mehrere Monate liegen.

Michael T. Bharry nutzt einen Mix  zwischen den aus der Fantasieliteratur bereits bekannten Wesen wie Gobelins, Minotauren und Kobolden und selbst erschaffenen, mit der er seine Story zusätzlich würzt, wie Höhlenkrebsen, Berhus und ochsengroßen Feuerkäfern.

Nachdem die Grundlage der Geschichte geschaffen wurde, fesselt der Autor durch eine hohe Dynamik und gönnt dem Leser immer nur kurze Atempausen, bevor er die Spannung wieder straff anzieht wie ein Bogenschütze seine Sehne während einer Schlacht. Durch regelmäßige Wechsel der Handlungsstränge – immer klar erkennbar strukturiert – gibt er nicht nur einen guten Überblick über parallel ablaufende Ereignisse, sondern sorgt hiermit für zusätzliche Geschwindigkeit. Seinen Höhepunkt findet dies in den letzten Kapiteln, wo die Handlungsstränge so schnell wechseln, dass die dramatischen Ereignisse ein enormes Tempo annehmen – die Seiten fliegen förmlich dahin.
Insgesamt ist die Wortwahl Bhattys gelungen, sie ist anschaulich, zuweilen romantisch veranlagt, nicht zu anspruchsvoll, aber auch auf keinen Fall anspruchslos. Allerdings stolpert man öfter - ob es nun an der deutschen Übersetzung oder am Autor selbst liegt, vermag ich nicht zu beurteilen – über Wortwiederholungen, die mit Synonymen und anderen Formulierungen hätten umgangen werden können. So beginnt innerhalb von eineinhalb Seiten dreimal der Satz mit „Sie streckte sich…“ (S. 32 / 33). In einem Absatz findet man dreimal kurz hintereinander „tauchte“. Weitere ungünstig positionierte Doppelungen fielen mir bei Begriffen wie „war“ oder „wusste“ auf, die jeweils mehrfach in einem Satz vorkamen. Auch bei der Satzstellung fällt auf, dass nicht wenige Sätze mit „Shareena“ beginnen. Diese Stellen stören den Lesefluss nicht besonders und fallen nur beim genauen Hinsehen auf. Stattdessen gewinnt man den Eindruck, dass Michael T. Bhatty im Laufe des Romans seine Fähigkeiten fortentwickelt, nehmen solche Kleinigkeiten nach und nach immer weiter ab. Ein kleiner Faupax fiel mir jedoch im Kampf auf den Seiten 200 bis 202 auf: zwar ist beim Gegner Shareenas von einem Schwertkämpfer die Rede, beim Angriff wird seine Waffe dann aber eine Streitaxt genannt. Als er den Kampf nicht überlebt, entgleitet sein Schwert den sterbenden Händen ...


Figuren
Michael T. Bhatty hat seine Figuren liebevoll ausgearbeitet und – je nach ihrer Bedeutung für die Geschichte – mit einem mehr oder weniger intensiv ausgearbeiteten, aber immer ausreichenden Hintergrund ausgestattet. Schnell werden die Charaktere lebendig und wirken – durch ihre Stärken und Schwächen – dreidimensional.

Die Protagonistin Shareena macht die wohl größte Entwicklung durch. Sie ist romantisch veranlagt und träumt von einem Leben als ruhmreiche Abenteurerin und Schwertkämpferin, während über ihr der drohende Schatten der Verlobung schwebt. Doch sie soll schon bald mehr Abenteuer erleben, als ihr lieb sein kann. Nach ihrer Flucht trifft sie auf viele Menschen und andere Wesen, mal mehr, mal weniger freundlich gesonnen – und immer wieder auf die Zurhidon, die die Runen zurückhaben wollen, die sie ihnen einst abnehmen konnte. Nach Peinigungen durch ihre Gegner, die sie durch ihren puren Willen zu überleben durchsteht, wird Shareena zu einer drahtigen Kriegerin und Kundschafterin. Dabei stellt sie sich nicht nur äußerst geschickt, sondern geradezu lernbegierig an.
Asiya ist eine Magierin mit eher mittelmäßigen Fähigkeiten, die sich hauptsächlich auf die Heilung versteht. Sie hat schon immer ihrer Mentorin Ahira nachgeeifert, es mit ihrer Kunst aber bislang nicht so weit gebracht wie andere Zauberkundige. Entführt und in den Fängen der Piraten von Rabenfeld, trifft sie auf Shareena und wird ihre beste Freundin. Jedoch scheint etwas unter ihrer Oberfläche zu schwelen …
Neben Asiya steht Shareena noch Sir Guillaume Nathaniel Fitzfantur (kurz: Fantur), ein in die Jahre gekommener, aber schlachtenerprobter und mutiger Ritter, sowie Samuel Rebar (Sam), ein fähiger Magier, zur Seite.

Richtig unsympathisch treten die Antagonisten auf. Zuerst trifft man auf Brian Gallart, den Händler und Shareenas Verlobten, der aber insgeheim den Zurhidon zuarbeitet. Er ist nicht nur ein Widerling, sondern auch ein typischer, arroganter Vertreter der höheren Gesellschaft. Zahir, der Hohepriester der Zurhidon, führt die Jünger des Dämonenkults mit eiserner Hand. Gegen seine Gegner geht er sehr grausam vor und kennt keine Zurückhaltung, um seine Ziele zu erreichen. Ihm zur Seite steht Marcellus, ein so fähiger wie brutal agierender Priester mit einem arroganten und überheblichen Auftreten.


Aufmachung des Buches
„Shareena“ liegt mir als Taschenbuch vor. Die Verarbeitung ist mustergültig, nach dem Lesen des Buches sind weder Spuren – auch nicht am Buchrücken – zu finden, noch hat sich das Buch – wie man es von manchen Taschenbüchern kennt – verzogen. Das Cover auf dem in dunkelbraunem Grundton gehaltenen Umschlag zeigt die mit einer knappen Rüstung bekleidete und schussbereite Shareena mit dem Frettchen Jonesy auf der Schulter, im Hintergrund sind der Ritter Fantur und Shareenas Freundin, die Magierin Asiya, aufgestellt. Nur Sam, der in diesem Roman ebenfalls eine herausragende Rolle spielt, vermisst man bei der Aufmachung. Die Covergestaltung ist – sowohl für Fans von „Runes of Magic“ als auch für Leser des Fantasy-Genres – ansprechend gestaltet. Der Haupttitel „Runes of Magic“ ist perfekt gewählt, denn die Runen spielen für die Zauberkundigen in dieser Welt eine überragende Bedeutung.

Für Spieler findet sich als besondere Dreingabe noch eine Codekarte, mit der das Frettchen Jonesy für das Computerspiel freigeschaltet werden kann. Nur eine Karte von Taborea habe ich in dem Buch vermisst, sie wäre eine perfekte Ergänzung für die Geschichte gewesen.


Fazit
„Shareena“ ist der erste Band aus der „Runes of Magic“-Reihe und führt in die Geschichte aus einer Fantasiewelt ein, die Michael T. Bhatty mit Geschick, viel Spannung und enormen Tempo zu erzählen weiß. Der Roman leistet sich kaum Schwächen und ist nicht nur für Anhänger des Rollenspiels „Runes of Magic“, sondern – da völlig unabhängig vom Spiel zu lesen – auch für Fantasy-Fans eine Empfehlung wert.


4 Sterne


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