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Meine Herren, ich präsentiere Euch meine jüngste Beute: zwei Elfen aus dem mythischen Wald von Scissy. Da seid ihr sprachlos, nicht wahr? Man könnte fast glauben, es wären Menschen…

Aber seht Euch die Ohren genauer an. Ja, es ist wahr! Ihre Ohren verraten ihre Zugehörigkeit zu dem unsterblichen Volk, das in der unmittelbaren Nähe des guten, alten Mont-Saint-Michel lebt.

Das ist im Übrigen auch der Ort, an dem unser Abenteuer beginnt.

 

  Autor: Jean-Luc Istin
Illustration: Guy Michel
Verlag: Bunte Dimensionen
Erschienen: 12/2007
ISBN: 978-3-938698-04-4
Seitenzahl: 52 Seiten
Altersgruppe: ab 14 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)


Die Grundidee der Handlung
Den Einstieg in die Szenerie bildet die Legende des Kobold-Kapitäns Mell-Talec, der mit einer magischen Karte und einer unbändigen Crew einen sagenhaften Schatz anhäufen konnte. Diesen Schatz zu finden, hat sich Hannibal Mériadec, Kapitän des Piratenschiffes Mac Lir, zum Ziel gesetzt. Um die magische Karte in seinen Besitz zu bringen, dringt er, mit Hilfe der gefangenen Elfe Lady Elween, in das den Menschen verborgene Reich Scissy ein. Und so beginnt eine Suche und ein Abenteuer, in dem Jean-Luc Istin fantastische Elemente mit unserer Welt im frühen 18. Jahrhundert kombiniert.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Kapitän Meriadec ist ein Piratenkapitän, wie man sich ihn vorstellt: groß, stattlich, mit einem Holzbein und ziemlich rauhem Umgangston, fordernd und - wenn erforderlich - auch mit der nötigen Brutalität. Ein Charakter, der im Laufe der Reihe „Drachenblut“ noch gute Unterhaltung verspricht, aber in seinen Zielen undurchschaubar ist – so gehört das. Auch die übrigen Hauptcharaktere, die in dem ersten Band ihren Auftritt haben, können überzeugen. In der grafischen Umsetzung seiner Figuren bewegt sich der Zeichner Guy Michel ungefähr in der Mitte zwischen der eher comictypischen und der möglichst realistischen Wiedergabe: zwar strotzen sie nicht mit feinsten Nuancen und sind nicht bis in die Narben und Falten genau wiedergegeben, sondern gelegentlich gar mit einer gewissen Einfachheit gezeichnet, aber dennoch anspruchs- und auf ihre eigene Weise liebevoll und auch mit ganz eigenen Merkmalen – seien dies nun die gänzlich glatten Gesichter der Elfen, die halb krumme, halb knubbelige Nase des Kapitäns oder die umfangreichen und schon fast an eine indianische Kriegsbemalung erinnernden Tätowierungen des Mr. Thorn, der mit entkleidetem Oberkörper rumrennt. Sowohl die Ausrüstungen, wie z.B. Waffen, als auch die verschiedenen Bekleidungen der Epoche sind gut recherchiert und wiedergegeben worden.
Überhaupt sind die Zeichnungen des Grafikers von schöner Machart, die (Piraten-)Schiffe sind mit hoher Genauigkeit und einem Auge für Details wiedergegeben. Einfach herausragend fallen die beiden, jeweils ganzseitigen Ansichten der sonnendurchfluteten Elfenstadt Scissy , vorwiegend in Grün- und Gelbtönen, aus, in deren Vielfalt man versinken und die man lange betrachten kann, um die ganzen Einzelheiten zu erforschen. Ähnlich schön und mit vielen Nuancen hat sich der Zeichner u.a. den Gemächern von Lady Eloam oder der Kapitänskajüte gewidmet. Die eher spärlich anzutreffenden architektonischen Bilder wie der Marktplatz von Paris und Notre Dame oder die Stadt Mont-Saint-Michel wurden aufwendig und genau inszeniert. Gelungen sind auch die jeweiligen Wettersituationen, wie die Wolkenzeichnungen und die magischen Nebelschwaden, mit denen Guy Michel viele seiner Arbeiten ergänzt hat.

Oft sind die einzelnen Bildkästchen über ganzseitige Zeichnungen gelegt, die mal das ganze Format ausnutzen, mal nach unten hin weiß verlaufen. Die Farbgestaltung ist zumeist satt und intensiv, wenngleich auch nie zu heftig, so dass Fans kräftiger Farben auf ihre Kosten kommen. Die Kontraste sind so gewählt, dass sie den Bildern meistens einen fast dreidimensionalen, tiefen Charakter verleihen. Dieser Effekt spiegelt sich darin wieder, dass Michel nahezu alle Zeichnungen mit den entsprechenden Umfeldern und Hintergründen ausgestattet hat, auch wenn sie nicht das Hauptmotiv sind.

Die Textgestaltung ist comictypisch in Dauergroßschrift mit wenigen in Fettdruck herausgehobenen Wörtern und nur ganz wenigen Geräuschen, die als Schrift dargestellt werden (müssen) – die meisten Geräusche ergeben sich einfach aus den Bildern, die in der Fantasie des Lesers die entsprechenden Laute hervorrufen.


Aufmachung des Comics

Der erste Band von „Drachenblut“ wird vom Verlag als festeingebundenes Werk im A4-Format aufgelegt, wodurch es noch handlich genug ist, den Bildern aber auch ausreichend Platz bietet. Die Verarbeitung des Buches ist einwandfrei, die Qualität des Kartons und des seidenmatten Papiers ist hochwertig. Auf den Vorsatzpapieren ist vorne wie hinten die zweiseitige Zeichnung der Seiten 8 und 9 wiedergegeben, welche die Stadt Mont-Saint-Michel, umhüllt von Schwaden des magischen Nebels, zeigt. Im Gegensatz zum Comic wurden diese Zeichnungen jedoch monochrom dargestellt und blau getönt. Kurz vor Beginn der Geschichte finden sich Informationen zum Zeichner und zum Autor.


Fazit
Dem Comicmeister Jean-Luc Istin ist ein vielversprechender Start in eine Comicreihe gelungen, die fantastische Elemente mit der irdischen Welt des frühen 18. Jahrhunderts und der Piraterie verbindet – ein Konzept, dass spannend zu werden verspricht. Begleitet wird seine Szenerie mit hochwertigen Zeichnungen von Guy Michel, bei denen die Figuren zwar eher comictypisch ausfallen, aber dessen eigener Stil durchaus zu gefallen weiß.


4 Sterne


Hinweise
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