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Auf der Suche nach den Schriften des Joseph von Amaranth, die Conrad von Marburg dem sagenhaften Dritten Testament näher bringen sollen, reist er mit seinem Mündel Elisabeth ins düstere Schottland. Dort hat der Kriegerbischof Uther, der ebenfalls hinter dem Dritten Testament her ist, sein Hauptlager.

 

  Autor: Xavier Dorison
Illustration: Axel Alice
Verlag: Carlsen Comics
Erschienen: 2002
ISBN: 978-3-551-76323-5
Seitenzahl: 56 Seiten
Altersgruppe: ab 14 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)


Die Grundidee der Handlung
Dank eines Spions in den Reihen des Bischofs Uther, der Purpurne, gelingen Conrad von Marburg, Elisabeth von Elsenor und dem Iren Trevor die Flucht aus der schottischen Festung. Verfolgt von den Schergen Uthers machen sie sich an die Verfolgung der dunklen Horde, die Uther auf der Suche nach dem letzten Schlüssel, der ihm den Ort des Dritten Testaments offenbart, nach St. Lukas. Werden sie es noch vor der Horde dorthin schaffen und den siebten Code vor dem Trupp dunkler Krieger bekommen?

Auch im dritten Teil der Serie lässt es Dorison dynamisch vorangehen, der Wettlauf mit den bösen Schergen ergreift auch den Leser und reißt ihn mit. Die Geschichte, dessen Geheimnisse sich für den Leser immer noch vollständig offenbaren, gipfelt schließlich in ein offenes und dramatisches Ende, bei dem man direkt zum letzten Teil – JOHANNES oder DER TAG DES RABEN – greifen möchte, um zu erfahren, wie es wohl ausgehen mag…


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Die Handlung steigt zunächst bei den Ereignissen vor 20 Jahren ein und knüpft damit direkt an die Ereignisse an, mit denen Band 1 beginnt – hier ist es ratsam, den ersten Teil nochmal zu Rate zu ziehen, wenn man sich nicht mehr genau an die Ereignisse erinnert. Man erfährt mehr von der Rolle Conrad von Marburgs und dessen Flucht und Verbannung, aber auch mehr von Sayn, der später zum grausamen Bischof Uther, dem Purpurnen, wurde.

Gerade zu Beginn dieses Comics, so auf den Seiten 8 bis 11, kann die zeichnerische Qualität im Allgemeinen und bei Figuren im Besonderen nicht ganz überzeugen und entspricht nicht dem Können von Alice, wie man es in den vorangegangenen Bänden zum Teil zu sehen bekam. Erst danach erreicht er wieder seine typische Art, wenngleich ich den Eindruck habe, dass er grafisch immer wieder mal hinter die ersten beiden Teile zurückfällt. Dies passiert zum Glück nicht regelmäßig, die  Grafik des Skriptoriums ist z.B. so voll mit einzelnen Details, dass der Blick des Betrachters einige Zeit braucht, um alles zu erfassen. Dennoch wirkt das Gesamtkonzept in dieser Illustration stimmig und auch realistisch statt überfrachtet. Mit welcher Vielfalt Alex Alice zu Zeichnen vermag, zeigt sich dann unter anderem auch auf Seite 52, als Conrad einem Heer der Tempelritter gegenübersteht. Obwohl die Ritter stramm Reihe um Reihe stehen und nahezu die gleiche Ausrüstung und Bekleidung tragen, sehen ihre Gesichter doch gänzlich unterschiedlich aus.
Die genaueste Darstellung einer Figur findet sich auf Seite 44, Elisabeth mit angstvoller Mimik und vor Schreck geweiteten Augen. Direkt dabei eine fast ganzseitige Szene einer zerstörten Kirche oder eines Klosters innerhalb eines düsteren Waldes, mit gespenstischer und bedrohlicher Atmosphäre.
Im Übrigen sind die Figuren auf oder knapp unter dem grafischen Standard der Bände 1 und 2, also einfacher von den Gesichtern her, je kleiner sie innerhalb einer Grafik werden, aber zumeist auch ausreichend.

Mit temporeichen Bildern und überraschenden Wendungen wird die Flucht Conrads aus der Gefangenschaft von Uther, dem Purpurnen, geschildert und trägt der dynamischen Geschichte Rechnung. Der Leser fiebert förmlich mit, als das Schiff die Schleuse zerstört und in die stürmische See ausläuft.

Alex Alice arbeitet gerne, aber nie übertrieben stark mit dichten Schwärzen und Schatten, und auch hier macht er davon keine Ausnahme. Das beginnt bei Schattierungen in den Gesichtszügen, um den Ausdruck und die Plastizität zu erhöhen, und gipfelt in Bildern wie der Festung auf Seite 24, die sich schwarz gegen eine neblig-graue Umgebung hervorhebt – wären nicht die orangegelben Fenster, würde diese Illustration gänzlich schwarzweiß wirken. Die Aquarellfarben sind meistens zurückhaltend und gedämpft, die Farben des Herbstes – goldorange – sind nie knallig, aber wohltuend kräftig. Der Zeichner kombiniert sie auf den Seiten 27 bis 28 mit schönen und vor Einzelheiten strotzenden Landschaftsszenen, auch die folgenden, weitläufigen Landschaften sind eindrucksvoll und aufwendig erstellt, dass sie beim Leser Fernweh hervorrufen könnten. Durch panoramaartige, horizontale Bildfelder betont er die Weite der Landschaften, durch Schmale, Vertikale gekonnt die Höhe von Festungen, Klippen und Schluchten. Auch das Wetter, besonders der Wolkenbruch zum Ende des Comics hin, ist glaubhaft und umfassend dargestellt.

Bei der Textdarstellung geht Alice bekannte Wege, die Dialoge und Erzählungen sind comictypisch durchweg großgeschrieben, die – in Fettschrift gehaltene – Textumsetzung von Geräuschen wird sparsam eingesetzt, so dass sich viel aus dem Comic selbst und der Fantasie des Lesers ergibt.


Aufmachung des Comics
In der bekannten Machart der Serie ist auch Band 3 heftartig als Softcover im Din A4 großem Format aufgelegt. Auf der Vorsatzseite findet sich eine umfassende Beschreibung der Inhalte, die dafür auf der Rückseite des Heftes fehlt – hier ist nur ein kurzes Zitat, dass der Geschichte entliehen wurde, abgedruckt und gibt kaum Informationen über das, was den Leser erwartet.
Die in der Covergestaltung gezeigte Szene – Conrad von Marburg, der ein Buch verbrennt und dämonisch aussieht – kommt so in der Geschichte nicht direkt vor, ist aber ein Synonym für die Zerstörung des Skriptoriums seines Feindes Uther. Grafisch ist für den Leser gut zu erkennen, welchen Art Comic er erwarten kann.

Nichts zu meckern gibt es bei der Verarbeitung, sowohl die Verklebung, als auch die Materialien sind hochwertig, die einzelnen Seiten scheinen auch im Gegenlicht nicht durch.


Fazit
Die Ereignisse um Conrad von Marburg und Elisabeth von Elsenor werden spannend und temporeich, aber auch dramatisch und geheimnisvoll fortgesetzt, so dass der dritte Teil nicht nur für Fans der Serie ein Muss ist. Die Story wurde von Alex Alice in eindrucksvollen Bildern umgesetzt, diese leiden aber etwas unter seiner schwankenden Qualität – würde er sein volles Können die ganze Zeit durchhalten, wäre der Comic schlicht brillant. Für gute Unterhaltung weiß er aber auch so zu sorgen.


3 5 Sterne


Hinweise
Der Comic ist im Handel nicht mehr erhältlich.

Backlist:
Band 1: MARKUS oder DAS ERWACHEN DES LÖWEN
Band 2: MATTHÄUS oder DAS GESICHT DES ENGELS

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