Schon immer lebt Tress auf ihrer kargen Insel mitten in der smaragdgrünen See. Ein Ort, an dem die aufregendsten Dinge die Tassen sind, die Tress sammelt, und die ihr Seeleute aus fernen Ländern mitbringen. Ihre Lieblingsbeschäftigung ist es, den Geschichten ihres Freundes Charlie zu lauschen, der langsam mehr als ein Freund für sie wird. Als Charlie während einer gefährlichen Reise verschwindet, beschließt Tress, ihr Schicksal in die eigene Hand zu nehmen und zieht aus, ihren Liebsten zu retten. Zahlreiche Gefahren warten auf sie – darunter Piraten, fremde, tödliche Meere und eine böse Hexe. Wird Tress über sich hinauswachsen und ihre große Liebe retten können?
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Originaltitel: Tress of the Emerald Sea |
Die Grundidee der Handlung
Dem obenstehenden Handlungseinblick gibt es von meiner Seite nichts hinzuzufügen. Tress' Reise ist zwar um ein vielfaches verworrener, spannender und wendungsreicher als man es nach der Zusammenfassung vermuten würde, aber ohne zu spoilern und in aller Kürze kann ich das hier nicht in Worte fassen.
Brandon Sanderson hat bereits eine Vielzahl von Fantasy-Romanen veröfffentlicht und wie viele seiner Romane ist auch "Weit über der smaragdgrünen See" im sogenannten Kosmeer angesiedelt. Fans des Autors werden sicher am einen oder anderen Hinweis auf andere Werke ihre Freude haben, man kann das Buch aber auch völlig unabhängig und ohne jegliche Vorkenntnisse lesen. Insofern bietet es einen idealen Einstieg, für alle jene die mal ein Sanderson-Werk lesen wollen, sich aber scheuen, direkt eine mehrbändige Reihe anzufangen.
Stil und Sprache
"Weit über der smaragdgrünen See" wird von einer für Fans von Brandon Sanderson wohl bekannten Figur erzählt: von Hoid. Dieser hat in mehreren Kosmeer-Romanen eine Rolle gespielt und bereits zwei kürzeren Geschichten als Erzähler gedient. Für Fans des Autors bietet der Erzähler mit seinen Neben-Bemerkungen sicher so manchen amüsanten Quer-Verweis. Auch ohne dieses Hintergrundwissen ist der Erzählstil allerdings ausgesprochen unterhaltsam und schön zu lesen. Brandon Sanderson hat eine ganz besondere Art zu beschreiben, die mit viel Wortwitz, besonderen Vergleichen und Humor arbeitet. Ich bin beim Lesen immer wieder über kurze Zitate gestolpert, die ich mir markiert habe und selbst erstmal recht uninteressante Erklärungen - zum Beispiel zur Funktionsweise von Kanonenkugeln - bekommen so einen interessanten Twist. Der Schreibstil lädt dabei nicht zum schnell Überfliegen, sondern zum Auskosten ein. Phasenweise, besonders zu Beginn des Romans, hat er etwas sehr märchenhaftes. Später im Buch hat er mich stark an den ausgefallenen Humor von zum Beispiel Terry Pratchett erinnert. Ich würde empfehlen, einfach mal die Leseprobe zu lesen und zu schauen, ob der Schreibstil zusagt oder nicht.
Die Handlung selbst ist eine klassische Rettungsmission mit vielen abgefahrenen Nebendetails, die sich vorranig aus den Besonderheiten der Welt von Tress ergeben. So ist stets für Überraschungen und Wendungen gesorgt und es wird nicht langweilig. Es braucht ein paar Seiten, bis die Handlung Fahrt aufnimmt, aber dann bleibt es bis zum Schluss spannend. Das Finale bietet noch ein paar letzte Überraschungen. Die Lösung ist dann aber doch ein wenig einfacher, als ich es erwartet hatte. Dafür entschädigt der Epilog mit einem passenden, sehr zufrieden stimmenden Abschluss.
Figuren
Tress ist die Hauptfigur von "Weit über der smaragdgrünen See" und wird den Lesern erstmal als ganz gewöhnliches Mädchen vorgestellt. Sie ist hilfsbereit, unterstützt ihre Familie wie sie nur kann und sammelt Tassen aus aller Welt. Soweit, so gewöhnlich. Doch dann entschließt Tress sich zu einer ausgesprochen gefährlichen Reise, um ihren Freund Charlie zu retten und wächst mit jeder Etappe dieser Reise mehr über sich hinaus. Ihren Weg, ihr Zögern und ihr Über-Sich-Hinauswachsen zu verfolgen macht jede Menge Spaß. Sie wächst an den Herausforderungen und bleibt trotz aller Wandlung doch sympathisch und authentisch. Wirklich eine sehr interessante Protagonistin.
Die Nebenfiguren setzen sich vorrangig aus den wenigen Bekannten und Verwandten aus Tress' Heimat sowie der Schiffscrew, mit der sie ihre Reise erlebt, zusammen. Brandon Sanderson gelingt es hervorragend, diese Figuren besonders zu gestalten, ohne dass sie zu viel Fokus von Tress und ihrem Abenteuer nehmen. Neben dem oben bereits erwähnten Erzähler werden dabei noch andere - Fans des Autors sicher schon bekannte - Figuren erwähnt bzw. haben kurze Auftritte. In Summe sehr gut gestaltet, lediglich von der im Klappentext erwähnten Hexe hätte ich mehr erwartet. Die wirkte im Vergleich zu den anderen Figuren doch sehr blass.
Aufmachung des Buches
Der Piper Verlag hat "Weit über der smaragdgrünen See" als Hardcover herausgebracht. Das Cover ist passend in Grüntönen mit goldenen Akzenten gehalten und zeigt eine sehr schöne Zeichnung von Tress auf einem kleinen Felsen vor einem riesigen Mond. Das Ganze ist sehr schön anzusehen und hübsch veredelt.
Die Aufmachung im Buchinneren steht dem in nichts nach. Die Vor- und Nachsatzblätter zeigen beide eine farbige Illustration von Tassen vor Ranken - nach dem Lesen ergibt sich, dass das eine ausgesprochen passende Illustration ist. Im folgenden sind alle Kapitelnummern verziert - passend zum jeweiligen Meer, auf dem Tress zu der Zeit unterwegs ist. Darüber hinaus finden sich immer wieder Illustrationen von Howard Lyon im Buch von verschiedenen Szenen. Eine wirklich schöne Gestaltung, die das Lesevergnügen noch steigert.
Fazit
Egal ob ihr bereits Brandon Sanderson Fans seid oder nur nach einem guten Fantasy-Roman voll wendungsreicher, teilweise verrückter Einfälle sucht, "Weit über der smaragdgrünen See" kann ich euch auf jeden Fall ans Herz legen. Tress' Reise hat mich hervorragend unterhalten und ausgesprochen neugierig auf die anderen Bücher des Autors gemacht.
Hinweise
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