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Anfang des 15. Jahrhunderts wütet in Holland ein blutiger Bürgerkrieg. Jakobäa, das einzige Kind des verstorbenen Grafen, bangt um ihr Erbe. Nur mit einer Heirat kann sie als Frau ihren Anspruch durchsetzen.
Als ihr erster Gatte ermordet wird und der zweite sich als unfähig herausstellt, beschließt sie, auf eigene Faust Verbündete zu suchen. Am Hof in London scheint ihre Mission von Erfolg gekrönt.
Was sie nicht ahnt: Fataler noch als jede Schlacht ist ein Mann, der es vermag, ihr Herz zu erobern ...
Eine mitreißende Geschichte über die Wittelsbacherin Jakobäa von Bayern-Holland am Rande des Hundertjährigen Krieges. 

 

 Der Schwur der Graefin

Originaltitel: Der Schwur der Gräfin
Autor: Silke Elzner
Verlag: Eigenverlag
Erschienen: 7. November 2023
ASIN: BOCK3WFSMM
Format: ePub

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Die Grundidee der Handlung
Im Mai 1417 stirbt Wilhelm von Bayern - Graf von Holland, Friesland, Zeeland und Hennegau - wahrscheinlich durch Blutvergiftung nach einem Hundebiss ziemlich plötzlich und hinterlässt als Erbin seine einzige, legitime Tochter Jakobäa, die zwei Monate später erst 16 Jahre alt wird.
Trotzdem ist sie schon Witwe, denn ihr Gatte - Jean de Valois, Sohn des französischen Königs Karl VI. und der Isabeau von Bayern - mit dem sie bereits als 5jährige verlobt und mit 14 Jahren verheiratet wurde, starb kurz vor seinem Schwiegervater, vermutlich an Gift.
Damit ist der größte Teil von Jakobäas Erbe in Gefahr, denn einzig der Hennegau erkennt die weibliche Thronfolge an. Die anderen Grafschaften verlangen einen Ehemann an ihrer Seite, den sie als ihren Vogt einsetzen muss, um durch ihn dort weiter herrschen zu können.
Auf seinem Sterbebett fordert ihr Vater ihr einen heiligen Schwur ab, alles zu tun, um ihre Ländereien zu schützen und für sich und ihre - noch nicht vorhandenen - Nachkommen zu erhalten. Dieser Schwur wird Jakobäas ganzes weiteres Leben bestimmen. Ihn zu erfüllen soll von nun an ihr größtes Anliegen sein und sie wird ihm sogar ihr persönliches Glück unterordnen, bis sie am Ende einsehen muss, dass sie praktisch "gegen Windmühlen" gekämpft und fast alles verloren hat.
Daher ist der Buchtitel „Der Schwur der Gräfin“ wirklich überaus passend und zieht sich wie ein roter Faden durch die Handlung.
Silke Elzner beschreibt Jakobäas Werdegang sehr glaubwürdig und eindrucksvoll, vor dem bemerkenswert authentischen Hintergrund der historischen Ereignisse Anfang des 15. Jahrhunderts.

Stil und Sprache
Jakobäa von Bayern-Holland aus dem Hause Wittelsbach war eine wichtige Gestalt der Geschichte ihrer Zeit, die aber heute fast unbekannt ist.
Auch alle weiteren Akteure dieses Romans haben wirklich gelebt und ihre Handlungen sind – auf Grund ihrer Bedeutung – teilweise sehr gut dokumentiert. Die Autorin hat sich sehr nah an die historischen Fakten gehalten und schildert den Bürgerkrieg zwischen den „Haken“ – der Adelspartei – und den „Kabeljaus“ – dem aufstrebenden Bürgertum – in Jakobäas Stammlanden detailliert und gut verständlich. Ebenso die Ereignisse des Hundertjährigen Krieges, da auch sie einen großen Einfluss auf das Leben ihrer Protagonistin hatten.

Schon in ihren beiden bisher veröffentlichten – und von mir rezensierten – historischen Romanen überzeugte mich Silke Elzner mit ihrem außergewöhnlichen Erzähltalent.
In diesem Buch gibt es aber zum ersten Mal keine erfundene Figur an der Seite einer historischen Persönlichkeit. Die Fülle der weiteren, sehr bekannten Charaktere macht eine solche überflüssig und Jakobäas ereignisreiches und bewegendes Dasein spricht für sich.
Natürlich sind die Dialoge, Gedanken und Gefühle der Personen fiktiv, aber der Autorin ist es wunderbar gelungen, sie einfühlsam, spannend und nachvollziehbar mit den verbürgten Tatsachen in Einklang zu bringen.
Die zeitgemäße Sprache, die außerordentlich prägnanten Personenbeschreibungen und der tiefe Einblick in diese fesselnde Epoche, lassen keine Langeweile zu. Der Leser bekommt ein Stück europäischer Geschichte, wie er sie wohl selten in dieser Dynamik und Bedeutung erlebt hat.

Figuren
Beinahe alle Personen dieses Romans haben tatsächlich gelebt und viele gehörten den bekanntesten und mächtigsten Herrscherhäusern ihrer Zeit an.
Bei den Dynastien Valois, Orleans, Burgund, Brabant und Wittelsbach handelt es sich um engste Blutsverwandte, sodass ihre Kinder - Jakobäa und ihre beiden ersten Gatten als Cousins - erst mit einer päpstlichen Erlaubnis heiraten durften, die nicht nur teuer bezahlt werden musste, sondern auch immer wieder Anlass bot, dass andere - nach Jakobäas Erbe strebende - Familienmitglieder, die Gültigkeit der Ehe(n) in Frage stellen konnten.

Ludwig v. Orleans - Bruder des meist regierungsunfähigen Karls VI. - und Johann "Ohnefurcht" von Burgund waren Cousins 1. Grades und lieferten sich einen erbitterten Kampf um die Macht in Frankreich. Als "Ohnefurcht" den Herzog von Orleans 1407 auf offener Straße ermorden ließ, dachte er, damit sein Ziel erreicht zu haben. Ludwigs Erbe Charles war erst 12 Jahre alt, heiratete aber 1410 Bonne von Armagnac, deren Vater Bernhard nach Charles Gefangennahme bei der Schlacht von Azincourt den Widerstand gegen die Machtgelüste Burgunds anführte und damit den jahrelangen Bürgerkrieg in Frankreich - zusätzlich zum Kampf gegen die Engländer - weiterschürte.
In Jakobäas Erblanden bekämpften sich die „Haken" und die "Kabeljaue" und ließen sie nicht zur Ruhe kommen.
Ihr erster Gatte war tot, ihr zweiter - Jan von Brabant - bereicherte sich auf ihre Kosten und vergeudete ihr Erbe. Schließlich ging damals der Besitz einer Frau bei der Heirat in den des Ehemannes über und Jan fühlte sich im Recht dazu, sodass Jakobäa keinen anderen Ausweg sah, als sich Hilfe außerhalb der Reichweite ihrer Verwandten zu suchen, die alle nur nach ihren Ländern und der damit verbundenen Macht trachteten und denen ihr persönliches Schicksal völlig egal war.

Auch der englische König Henry V. stammte vom französischen Königshaus ab und gründete darauf seinen Anspruch auf dessen Krone, um den schon sein Urgroßvater Edward III. - als Sohn der letzten Kapetingerin - den "Hundertjährigen Krieg" begonnen hatte, der immer noch tobte. Sein ehrgeiziger jüngster Bruder Humphrey of Gloucester sollte in Jakobäas Leben eine ganz besondere - nicht sehr ehrenhafte - Rolle spielen.

Alles das sind überlieferte und belegte Fakten.
Dem Leser sind wahrscheinlich in erster Linie Philipp „der Gute" von Burgund, sowie König Henry V. aus dem Hause Lancaster ein Begriff. Sie gehören zu den prominentesten historischen Figuren des 15. Jahrhunderts und beide haben weitgehend so gelebt und agiert, wie es hier geschildert wird. Auch die Personen ihrer nächsten Umgebung sind gut getroffen und charakterisiert.
Gräfin Jakobäa ist im Grunde die "große Unbekannte" innerhalb dieser Ereignisse und doch war sie eine wichtige Schlüsselfigur und fast alles, was Silke Elzner hier sehr eindringlich und ungeschönt über ihr Leben berichtet, hat sich so oder ähnlich abgespielt.
In den Augen ausgerechner der Männer, die eigentlich vorrangig ihre Person und ihre Interessen hätten schützen müssen, war sie nur ein Hindernis, das ihren eigenen Expansionsplänen im Wege stand. Dazu noch eine " schwache" Frau, die zur damaligen Zeit – selbst als einzige, legitime Erbin ihres Vaters - „aus eigenem Recht“ nicht regieren durfte und daher skrupellos bekriegt und zuletzt beiseite geschoben werden konnte.
Dieser Roman zeigt auf, welche wichtige Rolle in der Geschichte ihrer Länder Jakobäa tatsächlich gespielt hat. Ihre Widersacher, allen voran Philipp von Burgund - ihr Cousin in zweifacher Hinsicht, denn seine Mutter war die Schwester ihres Vaters und sein Vater der Bruder ihrer Mutter - haben schließlich ihr perfides Spiel um die Macht gewonnen und ihr fast alles genommen.
Es ist schon beinahe zu spät, als sie einsieht, dass es ein Unrecht von ihrem Vater war, ihr diesen Schwur abzuverlangen und dass sie ihn nicht erfüllen kann und letztendlich auch nicht mehr will.
Nach Jahren des vergeblichen Kampfes erhofft sie sich, noch ein wenig privates Glück zu erleben und dafür ist sie bereit, den erzwungenen Eid - der für eine 16jährige unmöglich zu halten war - zu brechen.

Silke Elzner hat die Spuren der Gräfin in den heutigen Niederlanden gesucht und noch einige davon gefunden. Sie schildert die Entwicklung dieser außergewöhnlichen Frau über den Zeitraum von 22 Jahren so lebendig, glaubwürdig und mit großer Empathie, dass der Leser sich wirklich in Jakobäas Gedanken und Gefühle hineinversetzen kann, ihren Mut und ihren Willen - ihren Schwur am Sterbebett des Vaters zu erfüllen - aufrichtig bewundern muss und sich zuletzt - wie die Gräfin selbst - mit ihrem Schicksal aussöhnt.


Aufmachung des Buches
Das Cover des E-Books wurde mit Hilfe eines Ausschnitts des Gemäldes "Brennende Windmühle" von Johan C. Dahl erstellt und passt hervorragend zur Handlung des Romans. Es ist zwar erst im 18. Jahrhundert von einem Norweger gemalt worden, aber zu Lebzeiten Jakobäas hat in ihrer Heimat mehr als eine Windmühle gebrannt.
Auf Titelseite und Impressum folgen der Inhaltsüberblick, eine Karte der Hauptschauplätze, sowie das Figurenverzeichnis.
Dieses besteht fast ausnahmslos aus historischen Personen, die mit einem * gekennzeichnet und in der Reihenfolge ihres Auftritts im Roman geordnet sind. Jedes der dort genannten 5 Länder bildet einen Hauptteil der Handlung und ist in mehrere Kapitel gegliedert, die - mit Ortsnamen und Datum versehen - den Zeitraum von 1415 bis 1437 umfassen.
In ihrem Nachwort erzählt Silke Elzner, wie sie auf Jakobäa von Bayern-Holland aufmerksam wurde, macht Anmerkungen zu Fakten und Fiktion ihrer Geschichte und gibt Erläuterungen zur weiteren Entwicklung einiger wichtiger Figuren.
Eine Danksagung und Informationen zur Autorin, sowie ein Hinweis auf ihre zwei bereits erschienenen historischen Romane, beschließen das Buch.


Fazit
Vor mehr als 30 Jahren entdeckte ich auf einem Flohmarkt das Buch „Jakobäa von Bayern und ihre Zeit“ von Franz v. Löher – erschienen 1869 – und damit ist es das älteste, das ich besitze.
Jakobäas Name war mir nicht ganz unbekannt, weil ich schon viel über die Herzöge von Burgund - ihre nächsten Verwandten - deren Fehde mit der Partei Orleans-Armagnac und den Hundertjährigen Krieg gelesen habe. Dort wurde sie einige Male als Nebenfigur erwähnt.
Seitdem habe ich mich für sie interessiert und nach Literatur über sie gesucht, doch dann hat sie mich gefunden.
Als Silke Elzner vor ca. 3 Jahren in einer Gruppe für historische Romane fragte, ob jemand Interesse hat, ihr Manuskript über eine Wittelsbacherin aus dem 15. Jahrhundert zu lesen, habe ich ihr sofort geschrieben - denn da kamen nicht viele Damen aus dieser Familie in Frage - und es war tatsächlich die Richtige - "meine" Jakobäa.
SO habe ich Silke Elzner als angehende Autorin - leider noch nicht persönlich - kennengelernt, und sie hat mich von Anfang an mit ihrem einzigartigen Schreibstil und ihrer akribischen Recherche - zu den von ihr gewählten Themen - begeistert.
Ich freue mich sehr, dass nach zwei - auch sehr schönen und spannenden - historischen Romanen nun endlich Jakobäas Geschichte erscheint und diese beeindruckende, faszinierende Frauengestalt ein würdiges Denkmal erhält.

5 Sterne

 

Hinweise
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Auf der Webseite der Autorin gibt es viele interessante Informationen und Fotos zu Jakobäa, ihrem Umfeld und der Recherche zu diesem Buch

Webseite: Der Schwur der Gräfin – Silke Elzner

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