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Kein Mensch hatte so etwas je zuvor erlebt, kein Mensch hätte sich solch eine Katastrophe vorstellen können, und kein Mensch war darauf vorbereitet. So konnte man nur zusehen, wie der Schnee unaufhaltsam alles Leben zudeckte und unter sich begrub. Es hörte einfach nicht auf: Schnee, nichts als Schnee! Die Kuratorin Henny Butenschön mietet sich auf Oltmanns Hof in Dithmarschen ein, um herauszufinden, ob das dort versteckte Gemälde von Pieter Brueghel d. J. aus den Depots der NS-Raubkunst stammt. Dabei stellt sich ihr der exzessiv religiöse Hausherr in den Weg, der mehr als nur ein dunkles Geheimnis verbirgt. Ebenfalls Gast auf Oltmanns Hof: Holm Martens, der verdeckt nach einem Lebenszeichen seiner Schwester sucht, die hier unter mysteriösen Umständen verschwunden ist. Zur gleichen Zeit kämpfen sich zwei Brüder durch den Schneesturm, die unwissentlich in den Besitz einer Lieferung Drogen gelangt sind. Ihnen auf den Fersen: ein kaltblütiger Killer. Als sich die drei Wege kreuzen, kommen ungeheuerliche Wahrheiten ans Licht und auf einmal geht es um Leben und Tod.

 

 Der Schnee und die Angst

Autor: Klaus Hansen
Verlag: DREIMASTBUCH
Erschienen: 06/2023
ISBN: 978-3981936483
Seitenzahl: 456 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
…wird schon im Klappentext recht ausführlich dargestellt, so dass diesem nicht viel hinzuzufügen ist. Klaus Hansen hat für seinen Thriller ein Setting gewählt, dass genau so tatsächlich passiert ist: Zum Jahreswechsel 1978/1979 wurde der Norden Deutschlands von einer Schneekatastrophe nie dagewesenen Ausmaßes heimgesucht und es dauerte Tage, bis von der Außenwelt abgeschnittene Orte und einsame Höfe von Rettern erreicht werden konnten. Hier passt die Handlung perfekt hinein und der Autor punktet außerdem mit vielen kleinen Details, um seinen Lesern die damaligen Gegebenheiten nahezubringen.


Stil und Sprache
Es gibt zwei unterschiedliche Erzählperspektiven für diese Geschichte: Haupterzählerin ist Henny Butenschön, die die Ereignisse auf dem Hof der Oltmanns erzählt. Dabei ist die Handlung nach Tagen eingeteilt und zu Beginn jeden Tages stellt der Autor einen Rückblick auf die tatsächliche (Wetter-)Lage dem eigentlichen Kapitel voran. Hier wird sozusagen von außen berichtet, was die eingeschlossenen Menschen in ihrer Lage nicht wissen können. So wird immer wieder der Zusammenhang zwischen den historischen Ereignissen und der fiktiven Handlung hergestellt. Neben Henny haben noch die beiden Brüder im Auto sowie ein paar Nebenfiguren kleinere Erzählanteile.

Von Anfang an wird eine bedrohliche Atmosphäre aufgebaut, die sich vor allem in dem seltsamen Verhalten der Eheleute Oltmann begründet. Hinzu kommt, dass Henny Butenschön ausgesprochen schüchtern und unsicher ist und daher vor jedem Schatten erschrickt. So wird die Spannung im eingeschneiten Haus von Tag zu Tag größer und zum Ende hin entlädt sich alles in einem absolut thrillerwürdigen Showdown.

Ein bisschen hat mich beim Lesen die teilweise recht blumige und teilweise fast altertümliche Sprache des Autors irritiert, die nicht so recht in einen Thriller passt. Daran gewöhnt man sich aber recht schnell und wundert sich dann nur noch kurz, wenn man wieder einmal über eine Formulierung wie „trockenen Hauptes“ oder „als er Henny gewahr wurde“ stolpert.


Figuren
Ist Henny Butenschön eine typische junge Frau ihrer Zeit? Sie hat studiert und steht mitten im Berufsleben, ist aber gleichzeitig derart unsicher und schüchtern, dass es schon fast komisch wirkt. Blicke von Männern sind ihr oft unangenehm, gleichzeitig muss sie sich schlagfertige Antworten auf Unverschämtheiten verkneifen – würde sie sich überhaupt trauen, sie tatsächlich auszusprechen? Sie ist für mich ein widersprüchlicher Charakter und ich kann mich nur teilweise mit ihr gedanklich verbinden. Dass eine so zurückhaltende Frau allein auf einen einsamen Bauernhof reist, passt für mich nicht so recht, andererseits wächst Henny in bestimmten Situationen über sich hinaus und taugt so durchaus zur Heldin dieser Geschichte.

Alle anderen Figuren sieht man ja nur durch Hennys Augen und so bleibt ihre Zeichnung zwangsläufig lückenhaft. Für einen Thriller ist das perfekt, denn vor allem über die Antagonisten darf man als Leser ja nicht alles wissen. Alles in allem eine gute Darstellung!


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist in Klappbroschur aufgemacht und zeigt auf dem Cover eine verschwommene Schneelandschaft mit einem Hof im Hintergrund, zu dem sich eine Gestalt hinkämpft. Innen ist die Handlung nach einem kurzen Prolog nach Tagen unterteilt. Es gibt außerdem ein kurzes Kapitel mit dem Titel „So könnte es weitergegangen sein“, in dem der Autor seinen Figuren jeweils eine kleine „Nachgeschichte“ verpasst. Danach folgen ein Quellen- und Literaturverzeichnis sowie einige weitere Bemerkungen des Autors.


Fazit
Klaus Hansen ist mit seinem ersten Thriller ein guter Start in dieses Genre gelungen, ein paar kleine Schwächen bei Figuren und Sprache sind da mehr als verzeihlich und die spannende Handlung überwiegt.


4 Sterne


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