Hoch in den Bergen liegt die Siedlung Jakobsleiter, abgeschieden von der modernen Welt. Hier gelten die Regeln der Natur – rau, erbarmungslos, aber verlässlich. Das denkt zumindest Jesse. Ihm und den anderen Kindern von Jakobsleiter wurde eingetrichtert, dass alles Böse unten in der Stadt wohnt. Doch seine Freundin Rebekka glaubt nicht daran, sie will die Siedlung verlassen. Dann verschwindet Rebekka. Und sie ist nicht die Einzige. In der Bergregion werden immer wieder Frauen vermisst. Nur die Journalistin Smilla, die vor Jahren ihre Freundin Juli in der Gegend verloren hat, sieht einen Zusammenhang. Erst recht, als ihr ein verwahrlostes Mädchen vors Auto läuft, das verblüffende Ähnlichkeit mit Juli hat. Das Misstrauen gegenüber den Bewohnern von Jakobsleiter wächst, und nicht nur Jesse wird Opfer von brutalen Angriffen. Währenddessen gerät Smilla einem Geheimnis auf die Spur, das alle vermeintlichen Wahrheiten aus den Angeln hebt …
Autor: Vera Buck |
Die Grundidee der Handlung
Der Klappentext des Buches beschreibt zumindest das Setting der Handlung recht gut, bringt aber die Zeitabläufe schon etwas durcheinander. Bis das Mädchen vor Smillas Auto läuft, ist das Buch schon zur Hälfte vorbei und eine Menge passiert.
Vera Buck hat sich mit „Wolfskinder“ eine wirklich abgründige Geschichte ausgedacht, die ihresgleichen erst einmal suchen muss. Man wird förmlich hineingezogen in Jesses und Rebekkas Welt und man taucht erst wieder daraus auf, wenn man die letzten Seiten hinter sich gelassen hat.
Stil und Sprache
Vera Buck bedient sich vieler Erzählperspektiven, jeder ihrer Protagonisten erzählt dabei aus der Ich-Perspektive. So erhält man als Leser ein zunächst etwas lückenhaftes Bild, das sich erst im Laufe der Handlung Stück für Stück zu einem Ganzen zusammensetzt. Ich muss zugeben, dass es mir zu Beginn etwas schwerfiel, in die Geschichte hineinzufinden. Hat man aber erst einmal die grundlegenden Zusammenhänge erkannt, baut sich gerade durch die unterschiedlichen Perspektiven schnell eine zunächst unterschwellige Spannung auf, die stetig ansteigt und am Schluss förmlich explodiert. Was mir besonders gut gefallen hat, ist die Tatsache, dass nicht alle Fäden am Ende vollends entwirrt werden, ein paar Kleinigkeiten bleiben im Dunkeln, sehr authentisch!
Dabei gelingen der Autorin immer wieder spannende Bilder und ihre Sprache passt sich der Person an, die jeweils erzählt. So verwendet Laura ganz andere Worte als zum Beispiel Jesse und Rebekka, auch Edith drückt sich wiederum anders aus. Großartig!
Figuren
Jesse steht vermeintlich im Mittelpunkt der Geschichte und über ihn erfährt man auch am meisten. Allerdings berichtet auch er in der Ich-Perspektive und erklärt natürlich nichts über sich selbst, so dass man als Leser nach und nach seine Schlüsse ziehen muss. Etliche Details bleiben allerdings bis zum Schluss offen, vor allem die Vergangenheit der Menschen von Jakobsleiter bleibt im Dunkeln.
Die Figurenzeichnung für alle anderen Beteiligten gefällt mir ebenfalls sehr gut, sie alle haben ihre Eigenheiten und Geheimnisse. Besonders gut gefällt mir Edith, die sich dazu entschieden hat, nicht zu sprechen, die aber keineswegs dumm ist, sondern im Gegenteil ziemlich pfiffig und fix im Kopf. Welches Geheimnis sie genau umgibt, das wird bis zum Schluss nicht ganz klar, aber die Umgehensweise der Autorin damit passt sehr gut in den restlichen Kontext.
Von Laura hätte ich gern etwas mehr gelesen, hat sie doch eine wichtige Rolle inne und ist außerdem grundsympathisch, wenn auch ein wenig naiv. Richtig negativ sind mir dagegen die Bewohner von Almenen aufgefallen und ich kann eigentlich nicht glauben, dass es eine solche Dorfgemeinschaft wie hier tatsächlich heutzutage noch geben sollte, so voller Hass auf alles Andersartige. Da hat Vera Buck so richtig aus den Vollen geschöpft.
Aufmachung des Buches
Das großformatige Klappbroschurbuch zeigt auf dem Cover einen dunklen, sehr steilen Berghang, auf dem nur ein einzelner Baum auf einem Vorsprung steht. Von der Sonne etwas rötlich gefärbte Wolken heben sich etwas ab, davor kreisen große Vögel. Eine wirklich überaus passende Aufmachung, die mir sehr gut gefällt. Innen gibt es zwischen Prolog und Epilog viele kurze Kapitel, die jeweils mit dem Namen des Erzählenden überschrieben sind. Die Innenklappen zeigen ebenfalls dunkle Gebirgsszenen und kurze Zitate der Protagonisten aus dem Buch wie zum Beispiel dieses: „Dies ist kein Ort, der für das Leben erbaut wurde. Er ist früh Verstecken gemacht. Aber wovor? (Laura)“. Großartig!
Fazit
Wolfskinder hat alles, was ein Thriller braucht: Hochspannung, eine abgründige, unvorhersehbare Geschichte, faszinierende Charaktere und viel dunkle Phantasie. Absolut perfekt!
Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de oder deinem Buchhändler vor Ort