Auf der Erde hätten Jules und Amelia sich gehasst: Er ein verwöhntes Oxfordgenie, sie eine Plünderin aus der Unterwelt Chicagos. Zwei wie Feuer und Wasser – doch als sie sich auf dem Planeten Gaia begegnen, ist sofort klar, dass sie einander brauchen werden. Eine pragmatische Zweckgemeinschaft für eine halsbrecherische Mission, nichts weiter. Oder ist da etwa doch mehr?
Originaltitel: Unearthed |
Die Grundidee der Handlung
Die Gier der Menschen zusammen mit der Überbevölkerung haben den Planeten Erde an den Rand der Belastbarkeit gebracht. Sandstürme verwüsten das Land, Süßwasser ist weltweit knapp und die Wissenschaft kann längst absehen, dass über kurz oder lang gar kein Leben mehr möglich sein wird. Da erscheint die vor fünfzig Jahren entschlüsselte Botschaft von Außerirdischen die Lösung. Ihr Planet Gaia eignet sich zwar nicht zur Besiedlung, aber ihre hochentwickelte Technologie könnte die Lösung sein. Trotz der Warnung einzelner Wissenschaftler machen sich also Forscher und Plünderer gleichermaßen auf, um die verwaisten Tempel auf Gaia zu erobern. Jules und Amelia sind zwei von ihnen. Die Not schweißt sie zusammen, auch wenn sie aus ganz unterschiedlichen Gründen auf Gaia sind. Gemeinsam lösen sie die Rätsel des außerirdischen Tempels, ohne zu ahnen, welche Gefahren im Inneren noch auf sie lauern …
Die Ausgangsbasis von „Das Vermächtnis“ ist stimmig – sowohl die zerstörte Erde als auch die Reaktion der Menschen darauf passt zu unseren eigenen Erfahrungen – und auch die Beschreibung von Gaia konnte mich schnell überzeugen. Zwar ist der eine oder andere Plot-Teil ein wenig dünn, aber im Großen und Ganzen ist die Grundidee fesselnd umgesetzt und macht neugierig auf mehr.
Stil und Sprache
Meagan Spooner und Amie Kaufman haben schon mehrere Bücher zusammen geschrieben und so wirkt ihr gemeinsamer Schreibstil absolut stimmig. Er lässt sich leicht lesen, sie kommen trotz des Science Fiction Themas mit erfreulich wenig Fachbegriffen aus und verleihen ihren beiden Ich-Erzählern, den Protagonisten Jules und Amelia, jeweils eine passende Stimme. Diese berichten abwechselnd von ihrem gemeinsamen Abenteuer, sodass der Leser einem von beiden immer ein wenig Wissen voraushat. Die Perspektivwechsel werden von den Autorinnen geschickt zum Spannungsaufbau genutzt. Die Spannung ist generell von Beginn an hoch, da Amelia direkt in der ersten Szene auf aggressive Plünderer trifft. Im Folgenden bremsen vor allem Jules Erklärungen zu den Hintergründen die Handlung immer mal wieder ein bisschen, aber generell entwickelt sie sich schnell voran und kann den Leser bis zum Schluss fesseln. Langweilig war es für mich zu keiner Zeit. Die Rätsel, die Jules und Amelia lösen müssen, waren dabei nicht die erwartete Herausforderung, sondern gehen sogar recht einfach. Den Autorinnen gelingt es aber trotzdem, die Neugier hoch zu halten und den Leser immer wieder mal zu überraschen. Die größte Überraschung ist schließlich der Schluss, welcher dafür sorgt, dass man am liebsten sofort weiter lesen möchte. So ganz stimmig wirken einige Plot-Teile mit dem Wissen vom Ende nicht mehr, aber das wird hoffentlich im zweiten Band noch genauer erklärt und aufgelöst.
Figuren
Jules und Amelia habe ich beide schon nach wenigen Seiten absolut ins Herz geschlossen. Sie sind die perfekten Gegensätze für diese Mission und allein die Chemie zwischen den beiden war das Lesen des Buches für mich schon wert. Sie haben sich zwar recht plötzlich ineinander verliebt, aber unter den gegebenen Umständen fand ich das glaubwürdig genug. Sehr gut gefallen hat mir, dass die üblichen Klischees mal umgedreht waren – sie ist die böse Plünderin mit schlimmer Vergangenheit und gutem Herz während er der schüchterne Wissenschaftler ist. Beide wurden sie glaubwürdig in ihrer Rolle ausgestaltet und hatten genügend Ecken und Kanten, um für knapp 500 Seiten interessant zu sein.
Die Nebenfiguren sind dem Setting entsprechend nicht sonderlich zahlreich, aber alle ihrer Rolle entsprechend ausgearbeitet. Besonders die Motive der Gegenspielerin fand ich gut wiedergegeben – ich hab ihr abgenommen, dass sie nicht nur böse ist, damit es der Handlung nützt, sondern tatsächlich Charakter und Hintergrund hat.
Aufmachung des Buches
Ich muss gestehen, das Cover ist nicht so meins. Der Schimmereffekt ist ganz hübsch und die zwei Figuren, die scheinbar in der Schwerelosigkeit rumschweben, passen durchaus zu einem Science Fiction Roman, aber das war es leider auch schon an Zusammenhängen mit der Handlung. Da hätte man in Anlehnung an die Tempel oder die mathematischen Rätsel meiner Meinung nach mehr draus machen können. Erfreulich finde ich aber, dass das Buch als Hardcover mit Schutzumschlag erschienen ist.
Fazit
„Das Vermächtnis“ hat mich definitiv positiv überrascht. Es war von der ersten bis zur letzten Seite ein spannendes sowie unterhaltsames Jugendbuch und konnte mich auch durch die beiden Protagonisten absolut überzeugen. Ich kann den zweiten Band kaum erwarten!
Hinweise
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