Hamburg wird von einer Serie spektakulärer Leichenfunde erschüttert: In Schulkellern werden mumifizierte Tote entdeckt. Die örtliche Polizei ist überfordert und setzt auf die Unterstützung von Deutschlands populärstem Fallanalytiker: Martin Gaitner. Der lässt keine Gelegenheit aus, sich wichtigzutun. Kommissar Danowski kann ihn nicht ausstehen und zweifelt an der Theorie des Kollegen: Ein zu Schulzeiten traumatisierter Einzeltäter? Sein Gefühl sagt ihm etwas anderes. Die Recherche gestaltet sich nicht gerade einfacher dadurch, dass seine alte Kollegin Meta Jurkschat früher mit einem der Toten liiert war und über die Verbindung eisernes Schweigen bewahrt. Mehr noch: Danowski soll dieses Wissen um der alten Zeiten willen nicht in seine Ermittlungen einbeziehen. Währenddessen gehen Hinweise bei der Polizei ein und lösen eine Lawine von Ereignissen aus: Panik erfasst die Stadt, Keller werden durchsucht, Schüler beurlaubt, die Senatsverwaltung erwägt Sonderferien, quasi «Leichenfrei». Am Ende steht eine Entdeckung, die die Ermittler in einen Abgrund blicken lässt.
Autor: Till Raether |
Die Grundidee der Handlung
Der Fall, um den es in Till Raethers viertem Krimi mit Adam Danowski geht, wird im Klappentext schon recht ausführlich beschrieben, so dass ich dem nichts hinzufügen will, um nicht zu viel zu verraten. Lange zeigt sich kein großer Durchbruch in den Ermittlungen und die Ansätze Adam Danowskis scheinen ebenfalls ins Leere zu laufen, bis dann doch noch etwas passiert …
Till Raether hat mit Adam Danowski den wohl ungewöhnlichsten Ermittler der deutschen Krimiszene erschaffen und es gelingt ihm immer wieder, noch einen draufzusetzen, was dessen Eigenheiten angeht. Der Fall selbst tritt fast ein wenig in den Hintergrund neben ihm und seinen Teamkollegen. Das macht aber überhaupt nichts und sorgt für ein großartiges Lesevergnügen.
Stil und Sprache
Zwar ist Adam Danowski der Erzähler mit dem größten Anteil, aber ebenso wie er berichten auch Meta, Finzi und einige andere jeweils in der dritten Person über ihre Ermittlungen. Denn dieses Mal ermitteln sie weitgehend getrennt und ohne detaillierte Absprache miteinander, was dazu führt, dass so einiges aus dem Ruder läuft im Fall der mumifizierten Leichen. Till Raether hat dafür einfach den perfekten Stil gefunden, lakonisch und in überwiegend kurzen Sätzen lässt er seine Ermittler durch diesen Fall manövrieren. Staubtrockener Humor schwappt immer wieder hoch und oft ergibt sich allein aus den skurrilen Situationen und der bildlichen Vorstellung, die beim Leser geweckt wird, ein fettes Grinsen im Gesicht desselben.
Spannung gibt es zwar auch, vor allem zum Ende hin, diese steht allerdings nicht im Mittelpunkt, vielmehr legt Raether großen Wert auf die Weiterentwicklung seiner Figuren. Diese macht einen großen Teil des Reizes aus, den dieser Krimi entwickelt. Ach so, Adam Danowskis Glückstagebuch ist natürlich auch nicht zu verachten, einfach wunderbar!
Figuren
Adam Danowski ist zwar immer noch in der operativen Fallanalyse tätig, viel lieber ermittelt er aber auf eigene Faust. Und so kommt es, dass es ihm mal so überhaupt nicht gefällt, als ihm ein Profiler aus München vor die Nase gesetzt wird. Er läuft zu Hochform auf, um diesem irgendwie zu entgehen, was bisweilen zu wahrhaft abstrusen Situationen führt. Die kennt man zwar von ihm schon, dieses Mal aber ist Danowski absolut unübertroffen.
Seine Teamkollegen allerdings stehen ihm kaum nach, was das „Sich-selbst-in-schräge-Situationen-bringen“ angeht. So hat Meta Jurkschat durchaus ihren eigenen Kopf und auch Finzi tut nicht immer nur, was man ihm sagt. Die Beziehung der beiden spielt auch eine nicht unerhebliche Rolle in diesem Krimi, ein Aspekt, der das gewisse Etwas in die Story bringt.
Auch die Nebenfiguren werden von Till Raether mit einem derart scharfen Blick gezeichnet, dass sie vollkommen echt wirken, jeder von uns ist ihnen schon einmal begegnet, so scheint es zumindest. Ganz großes Kino!
Aufmachung des Buches
Das großformatige Taschenbuch ist wie die Vorgänger in Klappbroschur aufgemacht und dieses Mal dominiert ein rötliches Braun das Cover. Man sieht lediglich einen Teil einer Metallbrücke vor einem dunklen Himmel. Innen gibt es 64 nummerierte Kapitel und eine kurze Nachbemerkung des Autors.
Fazit
Adam Danowski in Hochform, gnadenlos witzig, archaisch und wunderbar schräg. Unbedingt lesen!
Hinweise
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Backlist:
Band 1: Treibland
Band 2: Blutapfel
Band 3: Fallwind