Iku hat plötzlich einen ungebetenen Gast: Ein Geist namens Mimori hat sich bei ihm eingenistet und sucht seine Nähe. Iku ist fasziniert von dem jungen Geist und versucht, dessen Vergangenheit aufzudecken. Doch viel findet Iku nicht über Mimoris Tod heraus. Woran mag das nur liegen?
Originaltitel: 23:45 |
Die Grundidee der Handlung
Iku kann es nicht glauben: es scheint sich ein Geist bei ihm eingenistet zu haben. Doch wie kann es sein, dass er ihn erstens sieht und zweitens, dass er ihn sogar noch berühren kann? Ambitioniert, die Herkunft seines „Geistes“ herauszufinden, macht sich Iku auf die Suche nach Hinweisen über Mimoris Tod... doch, ist Mimori wirklich ein Geist? Und wieso ist es Iku so ein Bedürfnis, mehr über Mimori zu erfahren?
Das Deutschlanddebut Ohanas hierzulande überzeugt durch eine eindrucksvolle, wenn auch ruhig angelegte Story um Iku und Mimori. Man wünscht sich, dass beide zueinander finden, auch, wenn es vorerst unmöglich scheint. Sanfte Zeichnungen, feine Striche entführen den Leser in eine leicht phantastische Welt.
Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Hauptfigur Iku wird dem Leser als etwas zerbrechlicher, junger Mann mit Brille vorgestellt, seine Augen fast verdeckt hinter den Haaren, die ihm ins Gesicht fallen. Eher introvertiert und sich von den anderen abgrenzend ist er ein Einzelgänger. Seine schmale Gestalt und seine Eigenart machen ihn allerdings gleich liebenswert, erst Recht, als er Mimori, den vermeindlichen Geist, sieht und sich dran macht, mehr über ihn zu erfahren. Momori ist ein Kontrast zu Iku. Obwohl nicht unbedingt als kräftig zu bezeichnen, ist er deutlich größer, männlicher gebaut und wirkt auch sonst älter als Iku. Seine sanften Augen blicken sowohl Iku, als auch den Leser direkt an, dennoch hat man das Gefühl, es lege eine Melancholie inne. Ihn umgibt eine Art Traurigkeit, die auch an Iku nicht abprallt.
Die Linienführung Ohanas ist seicht, oft sehr zart und weich, Rasterfolie hilft dabei, diesen Effekt zu verstärken. Durch eingesetzte Rückblenden und Erinnerungsfestzen wird die Spannung beim Leser erzeugt und man ist genaus bestrebt, wie Iku zu erfahren, was mit Mimori passiert ist. Die ernsteren Szenen werden teilweise aufgelockert durch witzige Passagen. Man merkt, dass die Figuren gut harmonieren und man wünscht sich das Happy End für die Beiden. Dass beide Männer sich auch zueinander hingezogen fühlen, wird auch schnell deutlich, dennoch ist es kein sofortiges "sich an die Wäsche gehen". Stattdessen sind die Gefühle ebenso zart wie es der Stil ist, es könnte sogar für Nicht-Boys Love-Leser sehr angenehm sein, diesen Band in die Hand zu nehmen, da es bis auf eine Szene zu keiner großen Intimität der beiden kommt. Distanz ist dennoch nicht vorhanden, was sich in Körperhaltung und Gestik wie Mimik wiederspiegelt.
Positiv anzumerken ist auch, dass die Autorin es schafft, die weiblichen Figuren entsprechend attraktiv zu gestalten. Es ist nicht selten der Fall, dass Frauen in Boys Love schlecht wegkommen, was Optik und Charakter angeht, für die Story ist aber die Arbeitskollegin Ikus hier relevant.
Gerne wird in dem Manga mit verschiedenen Formen des Close-ups gespielt. Mal sind es die Gesichtsausdrücke, die so verdeutlicht werden, dann sind es Detailaufnahmen wie das Halten der Hände. Alles schafft eine eigene Atmosphäre und erzeugt auf eine ruhige Art Spannung und Intimität. Man wird von der ersten Seite an entführt und vermisst die Figuren nach Beenden des Buches.
Aufmachung des Manga
In einem Neongrün gehalten zeigt das Cover Iku und Mimori, wie sie leicht verträumt nah beieinander liegen. Die dunklen Hoodies der beiden sind wie von Sternen übersäht, was dem Cover eine beeindruckende Wirkung gibt und den Fokus lenkt. Obwohl die untere Bildhälfte leer ist, wirkt das Cover nicht nackt, im Gegenteil, so hat der Betrachter die Möglichkeit die Details zu erkennen. Die Kombination aus dem satten Ton mit den dunklen Farben und dem Effekt ist durchaus gelungen. Als Extra hat der Manga eine Farbseite, die eine zarte, emotionale Szene zeigt, das satte Grün wird als Rückseite verwendet. Neben der Hauptstory gibt es noch ein paar Extraseiten, u.a. ein Nachwort der Autorin. Gebunden ist der Band gewohnt als Softcoverbroschur.
Fazit
Gefühlvoll und mit den Emotionen des Verlusts spielend überzeugt Ohana in ihrem Deutschlanddebut vollkommen. Sanfte, zarte Zeichnungen transportieren die sanfte Story und untermalen die liebenswerten Figuren. Man möchte ihnen nicht "Auf Wiedersehen" sagen, da sie sich leise ins Herz des Lesers eingenistet haben.
Hinweise
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