England, Mitte des 19. Jahrhunderts. Unfreiwillig gerät Richard Winters in die Hände des berüchtigtsten Henkers von ganz England. An der Seite von William Calcraft führt er fortan das finstere Leben eines Henkerlehrlings. Rasch merkt er, dass sein strenger Meister ein Geheimnis verbirgt, das seine Welt für immer aus den Angeln heben wird. Richard muss beweisen, dass er dieser Aufgabe gewachsen ist. Doch als er in London ausgerechnet seine große Liebe wiedertrifft, steht urplötzlich noch viel mehr auf dem Spiel ...
Autor: Björn Springorum |
Die Grundidee der Handlung
Die Beschreibung des Verlags ist schon mehr als ausreichend; an dieser Stelle möchte ich nicht mehr hinzufügen, um der Geschichte nicht vorweg zu greifen.
Björn Springorum entführt den Hörer in das viktorianische England, schafft einen authentischen Blick auf das Leben außerhalb und innerhalb dieser Epoche – und fügt einen fantastischen Anteil hinzu. Gewürzt ist seine Inszenierung mit düsterer Spannung, lauernder Gefahr und einem raffinierten Verwirrspiel. In Bezug auf einen einzigen Aspekt war mir die Entwicklung zu vorhersehbar, mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Dafür gelingt es dem Autor, in zahlreichen anderen Szenen immer wieder zu überraschen. Aus drei Perspektiven erzählt, ist „Der Ruf des Henkers“ insgesamt eine fesselnde und faszinierende Geschichte!
Darstellung des Hörbuchs
Erich Räuker eröffnet das Hörbuch, er liest aus der Sicht des altgedienten und gefürchteten Henkers William Calfraft. Mit sehr sympathischer, leicht rauer Stimme, die perfekt zu einem reifen Geschichtenerzähler passt, füllt er diese Perspektive aus. Seine Lesung ist bestimmt von einem deutlichen Betonungsspiel, einem gut gewählten Sprechtempo und kurzen Pausen zwischen den Sätzen. Kampfszenen setzt er mit energischer Stimme, Gefühle mit den dazu passenden Nuancen um. Auch weibliche Figuren sind ordentlich wiedergegeben. Insgesamt ist es ein Genuss, Erich Räuker zu lauschen, und so ist es fast schon schade, dass Calcraft weniger häufig zu Wort kommt als sein Lehrling.
Die Hauptrolle dieser Geschichte hat Richard Winters inne, dessen Perspektive Till Falkenberg liest. An seine Stimme musste ich mich zuerst gewöhnen, sie erscheint tief und doch jugendlich zugleich. Nichtsdestotrotz passt sie gut zur Rolle des Henkerlehrlings, und Till Falkenberg versteht es, den Hörer mitzureißen. In einem perfekt dosierten Tempo und mit kurzen Pausen vertont er die Erzählung Richard Winters. Eigene Emotionen, aber auch der Personen, die ihm begegnen, setzt der Sprecher gekonnt und glaubhaft um, füllt die Szenen mit noch mehr Leben, als die Geschichte ohnehin schon hat.
Die dritte Sichtweise, aus der erzählt wird, ist die der jüdischen Wirtsmagd Rose Goldberg. Sie wird von der Schauspielerin Friederike Kempter übernommen. Mit einer melodischen, jungen und lieblichen Stimme ist auch hier die Besetzung ideal gewählt worden, denn die Sprecherin verkörpert die junge Rose ausgezeichnet.
Aufmachung des Hörbuches
Das Hörbuch wird in einer aufklappbaren Papphülle geliefert, die – entsprechend des Covers – in dunklen Tönen gehalten ist. Die zwei mp3-CDs finden sich in Schubfächern und sind durch Papierhüllen zusätzlich geschützt. Die Papphülle bietet Platz für Kurzinformation zum Autor und den drei Sprechern, einer Track- und Kapitelübersicht und einigen Hinweisen auf andere Publikationen des Folgenreich Verlags.
Fazit
Der Ruf des Henkers ist eine faszinierende Geschichte: düster, voller Gefahr auf der einen Seite, bewegend und eindringlich auf der anderen. Dazu ein raffiniert inszeniertes Verwirrspiel, dass den Hörer – egal ob jung oder alt – zu fesseln vermag. Till Falkenberg, Erich Räuker und Friederike Kempter sorgen für eine perfekte, lebendige Hörbuchadaption. Einfach toll!
Hinweise
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