Dante Walker ist brillant in seinem Job als Seelensammler. Bis er vor einer echten Herausforderung steht – nämlich vor Charlie Cooper, einem total abgedrehten Mädchen, dessen Seele er seinem Boss binnen zehn Tagen in die Hölle liefern soll. Eigentlich kein Problem für jemanden mit Dantes Qualitäten. Doch die werden auf eine harte Probe gestellt, als Nerd Charlie Dantes Gefühlswelt ziemlich durcheinander bringt …
Originaltitel: The Collector |
Die Grundidee der Handlung
Seit Dante Walker vor zwei Jahren als 17-jähriger gestorben ist, wandelt er auf Erden und zeichnet für seinen Boss in der Hölle fleißig Seelen, um diese dann einzusammeln. Mittlerweile steht er vor der ultimativen Beförderung, die ihm den ständigen Aufenthalt auf der Erde sichert ohne die Gefahr, plötzlich in die Hölle zurückbeordert zu werden. Als letzte Hürde muss Dante innerhalb von 10 Tagen Charlie Cooper dazu bringen, entweder so viele Siegel für schlechte Taten einzufahren, dass ihre Seele eingesammelt werden kann. Oder er bringt die junge Außenseiterin dazu, einen Seelenvertrag zu unterschreiben. Ein Klacks für den besten Mann an der Front, denkt sich Dante, doch da hat er die Rechnung ohne Charlie gemacht, denn sie hat zahlreiche Qualitäten, mit der Dante überhaupt nicht gerechnet hat …
Mit einem wunderbar sarkastischen, humorvollen Schreibstil und einer großen Portion Spritzigkeit wurde diese Geschichte perfekt zu Papier gebracht.
Stil und Sprache
Dante selbst erzählt in der Ich-Form und wendet sich im Vorwort direkt an den Leser. Dadurch hat man schon nach wenigen Seiten den Draht zu ihm hergestellt. Obwohl er eigentlich den ausgesprochenen Bad Boy mimt, zieht er die Sympathie der Leser schnell auf sich.
Die Handlung ist auf wenige Tage verteilt, genau gesagt auf 10 Tage, und in dieser kurzen Zeit passiert dermaßen viel, ohne überhastet zu wirken, dass man sich in die meisten Figuren und deren Beweggründe einfühlen kann. Victoria Scott verwendet einen spritzigen, humorvollen und rasanten Schreibstil, der die vielen Emotionen perfekt transportieren kann und angenehm zu lesen ist. Auch die Schauplätze werden dreidimensional in Szene gesetzt. Obwohl man die Ausgangslage relativ rasch erfassen kann – gutaussehender, eingebildeter Typ trifft auf Mauerblümchen – gibt es doch immer wieder überraschende Wendungen, die den Leser mitfiebern lassen. Dantes Zukunft steht ebenso auf dem Spiel wie die von Charlie und so pendelten meine Wünsche oder Hoffnungen zwischen den beiden immer wieder hin und her.
Die Spannung wird bereits mit dem Vorwort und den ersten Seiten von Kapitel 1 gesetzt, flacht dann mit der Einführung der Hintergründe und Personen leicht ab, was mich jedoch überhaupt nicht gestört hat. Ein unsichtbarer Verfolger, unerwartete Mitspieler und zahlreiche Hindernisse lassen die Spannung jedoch immer wieder in Spitzen steigen. Gegen Ende zieht die Handlung nochmals an und es wird klar, dass die Katastrophe nur hinausgeschoben werden kann, aber unweigerlich kommen wird. Der Showdown wartet nochmals mit einigen Überraschungen auf und ist ausgezeichnet gelungen. Das Ende überzeugt, ist ein vorläufiger Abschluss und lässt doch viele Möglichkeiten für den zweiten Band offen. Von daher bin ich äußerst gespannt, wie es weitergehen wird.
Figuren
Zuerst sind die Rollen klar verteilt, doch man sieht schnell hinter die Kulissen, die so einiges zu Tage fördern. Dante besitzt auch nach zwei Jahren noch immer ein Gewissen für Richtig und Falsch, auch wenn er gerade zu Beginn sich vor allem für sein Bestes entscheidet. Er besitzt viele Eigenschaften eines überheblichen, erfolgsverwöhnten Schönlings, der alles erreicht, was er sich vornimmt, schließlich ist er ein Dämon. Doch je länger er mit Charlie abhängt, um sie zum Schlechten zu verführen, je mehr färbt sie auf ihn ab und holt längst verschüttete Eigenschaften aus ihm heraus. Die Wandlung ist subtil und ausgesprochen gut gelungen.
Charlie ist ein typisches Mauerblümchen und ein Nerd. Sie hat einige wenige gute Freunde, wird aber von den restlichen Mitschülern oft ausgenutzt und auf der emotionalen Ebene verletzt. Selbstverständlich färbt der Umgang mit Dante auch auf Charlie ab. Zuerst fasziniert er sie, lässt sich Charlie mitreißen und zu kleinen Schandtaten verführen, doch ihren Kern kann er nicht knacken. Charlie verbirgt einige Geheimnisse, die nach und nach gelüftet werden.
Die meisten Nebenfiguren sind entweder noch Teenager oder etwas über 20 Jahre alt. Es sind ebenso Menschen als auch andere Dämonen. Ihnen allen wurden zahlreiche Eigenheiten und Facetten auf den Leib geschrieben, sodass jede sympathische und weniger angenehme Seiten bekommen hat. Es ist schon ein bunter Haufen, aber trotzdem jeder einzelne überzeugend.
Aufmachung des Buches
Das dicke Taschenbuch ist in den Farben Schwarz und Grau mit roten Farbtupfern und weißen Schriftzügen gestaltet. Es wirkt auf mich recht düster, doch entspricht der Mann – leider ohne vollständiges Gesicht – recht gut der Vorstellung, die ich von Dante gewonnen habe. Auf der Rückseite ist die Inhaltsangabe in einen doppelten Rahmen mit Ornamenten an dessen Ecken gedruckt, sodass es aussieht, als ob der Text in einen roten Bilderrahmen eingespannt wurde.
Fazit
Schon auf der ersten Seite musste ich lachen und packte mich die Vorfreude auf diese Geschichte. Frech, locker-flockig aber auch ernste Stellen sind in einer erfrischenden und trotzdem spannenden Handlung verpackt. Mich hat der Band ausgezeichnet unterhalten und ich kann ihn wärmstens weiterempfehlen.
Hinweise
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