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Die Soko „Cybercrime“ des Tokyoter Police Departments steht unter Druck: Ein Mann - getarnt mit einer Zeitungsmaske - stellt Videos online, in denen er Rache für nicht ausreichend gesühnte Verbrechen ankündigt. Tags darauf werden die Prophezeiungen wahr. Wer ist der Unbekannte? Wie geht er vor? Was ist sein Motiv? Für die Ermittler beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Während die Lösung des Falls nur schleppend vorangeht, wächst das Interesse der Online-Gemeinde an dem mysteriösen Web-Robin-Hood; bis die User selbst zunehmend in die Geschehnisse verwickelt werden.

 

Prophecy 1 

Originaltitel: Yokokuhan Vol. 1
Autor: Tetsuya Tsutsui
Übersetzer: Jens Ossa
Illustration: Tetsuya Tsutsui
Verlag: Carlsen Manga
Erschienen: Dezember 2014
ISBN: 978-3-551-79801-5
Seitenzahl: 226 Seiten
Altersgruppe: ab 15 Jahre (Empfehlung des Rezensenten)


Die Grundidee der Handlung
In einer Welt, in der Social Media andere Medien wie TV und Radio den Rang abgelaufen haben, ist eine Sondereinheit der japanischen Polizei dran, der Cyberkriminalität Einhalt zu gebieten. Angestachelt von einem Unbekannten, der sich nur Paperboy nennt und mit einer Zeitung auf dem Kopf via Live-Streams auftritt, wird die neue Einheit auf Trab gehalten. Er kündigt offen seine Aktionen an, um als Stellvertreter der unterdrückten Menschen wahrgenommen zu werden. Wer ist der unbekannte Maskierte genau? Gegen wen geht er vor und wer wird sein nächstes Ziel?

Mit dem Manga Prophecy haben wir eine Ansiedelung in eine moderne Zeit, die nicht so weit vom jetztigen Stand entfernt ist. Der Aspekt der erhöhten Cyberkriminalität und die damit verbundenen Folgen für Polizei, aber auch der Gesellschaft sind gut illustriert und bieten somit eine spannende Unterhaltung, die allerdings einen ziemlichen ernsten Hintergrund hat, da man sich auch als Konsument Gedanken über diese Themen macht. 


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Die Zeichnungen fallen bei Prophecy sofort positiv auf. So sind sie zwar schon comic- bzw. mangahaft, allerdings hat der Künstler eine Art, seine Figuren sehr realistisch dazustellen. Viele davon sehen aus wie direkte Umsetzungen von Fotografien, was die Authentizität zusammen mit dem Inhalt erhöht. Die Figuren sehen sehr japanisch aus, mit Ausnahme von Erika Yoshino, der Kommisarin in der Sonderabteilung Cybercrime. Mit ihren langen, dunklen Haaren, den auffälligen, aber modischen Ohrringen sowie der aparten Kleidung macht sie optisch enorm was her und sticht auch aus dem Pool der anderen Charaktere hervor. Ihr Charaker scheint auch einer eher leidenschaftlicher zu sein. So geht sie gegen Kriminelle, selbst wenn es sich dabei um Jugendliche handelt, mit Strenge und Härte vor. Zuweilen erscheint sie gnadenlos und unerschütterlich in ihren Entscheidungen. Ihre Weiblichkeit verliert Erika trotz ihrer Rolle als leitende Kommisarin nicht, im Gegenteil, sie scheint bewusst ihre weiblichen Attribute hervorzuheben, ohne dabei zu vergessen, was ihre Aufgabe ist. Stille Anerkennung erhält sie durch ihre Kollegen.

Ihre beiden männlichen Kollegen sind eher unscheinbar, aber keineswegs nur graue Immanenzen. Daiki Okamoto, ein Mann ca. Mitte 40, trägt einen Kurzhaarschnitt sowie einen Schnautzbart. Sein Kollege, Manabu Ichikawa, ist ein junger Mann in den Mitzwanzigern, der von PCs und IT ein wenig mehr weiß als sein älterer Kollege. Zusammen mit Erika bilden sie ein durchaus dynamisches Team.
Die Hauptfigur der Online-Videos, jener Paperman, wird dem Leser mit einer durch eine Zeitung verhülltem Gesicht gezeigt, seine Statur ist eher durchschnittlich. Da man auch als Leser zunächst nicht weiß, um wen es sich bei Paperboy handelt, ist man ebenso ratlos wie die Polizei. Im Verlauf des  Bandes lüftet sich aber nach und nach die Identität des seltsamen Mannes.

Die realistischen Zeichnungen sowie die dann sehr herausstechenden Figuren wie Paperman oder Erika werden mit Hilfe von einer sauberen Linienführung und Detaillreichtum bei Hintergründen dargestellt. Nicht nur, dass die Gesichter realistisch sind, auch ihre Gestik und Mimik insgesamt ist gut illustriert. Besonders stark sind die einzelnen Blicke, die zuweilen Erika, aber auch Paperman den Leuten zuwerfen. Diese starke Mimik wird in Close-up-Panel gezeigt. 

Der Einsatz der Rasterfolie ist wohlbedacht, nicht zu viel, nicht zu wenig, gerade so, dass die Bilder ihre eigene Dynamik bekommen und Licht- und Schattenreflexe sichtbar werden. Auffällig ist in dem Manga die klare Panelabgrenzung und deren Begrenzung der Seite. Es gehen keine Panel über die Linien hinaus, wenn es Panoramaaufnamen sind, sind sie dennoch im festgesteckten Rahmen. Das unterstützt den Eindruck der sauberen Linienführung und der somit recht geordneten Zeichnungen. Das Lesen ist für den Käufer nicht anstrengend, stattdessen kann er sich auf die Handlung konzentrieren.

Zum Text lässt sich anmerken, dass die Story insofern sehr gut aufgebaut ist, dass auch Laien IT-Begrifflichkeiten sowie Internet-Jargon erläutert bekommen. Somit wird gleich gewährleistet, dass der Leser alle Aspekte der Story nachvollziehen kann. Zudem liest sich die Übersetzung sehr gut. Tenor der Figuren ist gut getroffen, nichts scheint übertrieben überspitzt oder extrem vulgär. Anstatt auf Hässlichkeit in der Sprache greift der Manga allgemein eher darauf zurück, die Hässlichkeit sowohl im Äußeren als auch Inneren der Figuren darzustellen. Diese ungeschönte Darstellung macht den Manga mehr als interessant.


Aufmachung des Manga
Der Manga hat einen Softcovereinband und die erste Seite des Inhalts ist als Farbseite gedruckt. Nach der Farbseite geht es in medias res mit dem Inhalt weiter, ein Inhaltsverzeichnis fehlt.
Das Cover des Bandes zeigt unseren Paperboy, der einem mit starker Geste direkt ansieht. Starke Aufmerksamkeit erregt zudem die Zeitung auf dem Kopf, sein Markenzeichen, sowie sein T-Shirt, was mit allerlei Apps bedruckt ist und wie ein Smartphonedisplay aussieht. Zudem scheint er von hinten zu leuchten, was ebenso Assiziationen mit technischen Geräten weckt. Die Buchrückseite erinnert an eine halb zerrissene Seite einer Zeitung. Die linke Seite ist in einem knalligen Geld gefärbt, was zusammen mit dem Blau einen starken Kontrast ausübt.


Fazit
Mit Prophecy ist ein Manga auf dem Markt, der eine hohe Aktualität aufweist. Moderne Aspekte wie die Cyberkriminalität, werden hier durchaus realistisch, wenn auch etwas verstärkter Form dargestellt. Dennoch sind sowohl Aktualitätsgehalt sowie die Handlungen im Manga beunruhigend nah, sodass man nicht nur aufgrund der spannenden Story Gänsehaut hat.


4 5 Sterne


Hinweise
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