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Eine junge Frau in Niederbayern verschwindet spurlos. Ein Unbekannter entführt Kinder aus Schullandheimen. Die Polizei sucht über viele Jahre die Unbekannten, die acht Türken und einen Griechen erschossen haben. Das sind Fälle aus der Praxis des Fallanalytikers Alexander Horn – Fälle, in denen die Polizei vor großen Rätseln stand und ihn und sein Team um Rat fragte; Fälle, bei denen er auf der richtigen Spur war. Erstmals beschreibt Alexander Horn nun große Kriminalfälle in seiner Karriere. Er schildert, wie die Fallanalyse funktioniert – als Beratung für Sonderkommissionen, als Puzzle zur Rekonstruktion eines Verbrechens, als Weg, Ermittler zunächst unfassbare Taten besser verstehen zu lassen. Horn erläutert, was im Kopf von Mördern vor sich geht, die schreckliche Verbrechen begehen.

 

Die Logik der Tat 

Autor: Alexander Horn
Verlag: Droemer HC
Erschienen: Oktober 2014
ISBN: 978-3426276266
Seitenzahl: 256 Seiten

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Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Wie sucht man einen Mörder, wenn es weder eine Leiche noch einen Tatort gibt? Wie erklärt man den irischen Kollegen, dass der gesuchte Mörder aus ihrem Dorf kommt und es nicht der böse Mann von weit außerhalb ist? Oder wie entlockt man einem mehrfachen Mörder ein Geständnis, wenn einschlägige Beweise fehlen?

Alexander Horn ist derzeit Deutschlands bekanntester Fallanalytiker und Leiter der Operativen Fallanalyse (OFA) Bayern. In seinem Buch „Die Logik der Tat“ beleuchtet er eine Auswahl seiner bekanntesten Fälle, zu denen er und sein Team hinzugezogen worden sind. Weder die Spurensuche am Tatort, noch die Jagd nach dem Täter seien das Spannendste seiner Arbeit, sondern alte Gewissheiten auf den Kopf zu stellen, Bewährtes zu hinterfragen, die eigenen Analysen zu reflektieren und das Wesen der Straftat einer Einzelfallstudie zu unterziehen. Oder, wie es Alexander Horn in einem Interview mit dem Tagesspiegel auf den Punkt bringt: „Erst werden die Fakten ermittelt, dann die Wahrnehmungen sortiert, und zum Schluss bilden wir Hypothesen.

Konsequenterweise dürfen die NSU-Morde nicht fehlen, deren Bluttaten lange einer türkischen Mafia zugeschrieben wurden. Nicht nur die Polizei ging von türkisch-internen Morden aus, auch die Medien griffen diese Anschuldigungen dankbar auf. „Dönermorde“ und „Türkenmafia“ waren griffige Vokabeln für die Taten der Neonazis und beherrschten die Schlagzeilen. Klug und bescheiden erläutert Horn sein anfängliches Scheitern an diesem äußerst sensiblen Fall, und wie durch eine strenge Logik endlich ein Umdenken stattfand.

Immer wieder wird deutlich, ein Täterprofil erstellen gleicht einem großen Puzzlespiel, in dem nicht nur die richtigen Teile vorhanden sind. Auch besteht der Ehrgeiz eines Fallanalytikers nicht ausschließlich darin, den Fall zu lösen, den Kollegen von der Mordkommission die richtigen Hinweise zu geben, sondern sowohl das Innenleben des Mordes als auch die Psyche des Täters zu verstehen. Immer wieder sucht er die Verurteilten im Gefängnis auf, um die fehlenden Puzzleteile zu finden und zu einem Gesamtbild zu vollenden.

Dieses Buch ist aber auch ein persönliches Buch. Horn gibt nicht nur Einsichten in die Handlungen der Täter, vielmehr zeigt er in exemplarischen Fallanalysen eine umfassende Ansicht der Menschlichkeit im Unmenschlichen. Sein Hadern in Extremsituationen, wie Sexualmorden an Kindern, seine Bewältigungsstrategien, um den psychischen Belastungen standzuhalten und auch der familiäre Ausgleich und deren Rückhalt üben einen nicht geringen Einfluss auf ihn aus.
Seine intelligente Sympathie und zugleich sein präziser Schreibstil lassen uns an den vielen Delikten, die er in seiner langen Laufbahn analysiert hat, teilhaben und nimmt uns zugleich die emotionalen Ängste, die anhand der von den Tätern zur Schau getragenen Brutalität aufkeimen könnte.

Dank der modernen Methoden in der Verbrechensbekämpfung und der Arbeit der Fallanalytiker in besonders schweren Fällen werden immer mehr Verbrechen aufgeklärt. Es beruhigt zu wissen, dass es Menschen gibt, die oft unbeobachtet von der Öffentlichkeit und mit aller Vehemenz Täter aufspüren und unsere Welt ein bisschen sicherer machen, auch wenn der Weg dorthin oft lang und steinig ist. Anschaulich zeigt hier der Autor auf, dass die Fallanalyse neben der Psychoanalyse keine theoretische, sondern eine praktisch-intellektuelle Disziplin ist, nebenbei nimmt er den Leser auf eine kurzweilige Exkursion mit - vom ersten Kontakt des Tatorts bis hin zum Täterprofil.


Aufmachung

Zum Zeitpunkt der Rezension lag nur eine unkorrigierte Druckfahne vor, sodass eine abschließende Beurteilung der Buchgestaltung nicht möglich ist. Auf dem Cover des gebundenen Buches ist der Autor und Fallanalytiker Alexander Horn abgebildet.


Fazit
„Die Logik der Tat“ gibt einen Einblick in die spannende und faszinierende Arbeit der Fallanalytiker. Hinter jeder Tat steckt eine gewisse Logik, die durchschaut und eruiert werden muss.


4 Sterne


Hinweise
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