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Vom kriselnden Familienbetrieb aus der Rhön zum Erfinder einer Wunderbrause: Die Bionade prägt das Lebensgefühl einer ganzen Generation. Bettina Weigunys unterhaltsame und kritische Unternehmens-Biografie über das Kultgetränk und die Menschen dahinter ist eine etwas andere Erfolgsgeschichte. Sie handelt von genialen Erfindern, eigenwilligen Strategien, haarsträubenden Pannen und unglaublichen Zufällen – und von der Zukunft der Bionade.

  Autor: Bettina Weiguny
Verlag: Eichborn
Erschienen: 2009
ISBN: 978-3-821-85705-3
Seitenzahl: 256 Seiten 


Stil und Sprache
Bettina Weigunys BIONADE-Story konnte ich nicht zur Seite legen. Dass ein Wirtschaftsbuch so spannend, interessant und unterhaltsam sein kann, hätte ich nie gedacht. Der Stil der Autorin ist derart angenehm zu lesen und die vielfältigen Informationen sind so amüsant verpackt, dass man das Buch in einem Rutsch lesen muss.
Im Vordergrund steht die Geschichte um die Brauerfamilie aus der Rhön. Dieter Leipold hat eine Vision. Er möchte eine gesunde Brause erfinden, die nicht, wie dies bei Limonanden sonst der Fall ist, gemischt, sondern gebraut ist. Jahrelang tüftelt er im Badezimmer an einer Rezeptur, während die Familie sich mit dem Bierbrauen und dem Betrieb einer Dorfdisco mehr schlecht als recht über Wasser zu halten versucht. Das Unglaubliche geschieht, Leipold schafft es nach zahllosen fehlgeschlagenen Versuchen tatsächlich, ein biochemisches Verfahren zu entwickeln, das zum gewünschten Ergebnis führt. Es ist wie ein Wunder – und bis zur Marktreife noch einige Jahre hin. Vom Durchbruch als Ökobrause ganz zu schweigen. Da ist keine Spur von kometenhaftem Aufstieg, vom großen Geld, vom glänzenden Vorzeigebetrieb. Stattdessen immer wieder Rückschläge (zunächst mal überhaupt keine Erfolge), ständige Finanznöte (einmal hat tatsächlich ein Sechser im Lotto das Unternehmen vor der Pleite gerettet!) und eine marode Brauerei mit kaputten Böden und klapprigen Maschinen. Wie konnte diese Familie es nur schaffen, an ihrem kühnen Vorhaben festzuhalten? Die Geschichte liest sich spannend wie ein Krimi und ist bisweilen so haarsträubend, dass man ungläubig den Kopf schüttelt. Da gibt es die Story mit dem Ungarn, der das große Geschäft am Plattensee verspricht und sich mit einer Ladung Biobrause vom Acker macht – inklusive Laster! Die überzähligen Etiketten, die für den ungarischen Markt produziert wurden, werden eingemottet und gelangen durch einen Zufall auf eine Charge, die in Hamburg auftaucht. In der Szene vermutet man hinter BIONADE plötzlich ein hippes osteuropäisches Gesöff – den letzten Schrei jedenfalls. Dass hinter diesem Coup nicht eine geniale Guerilla-Marketing-Strategie, sondern pure Schusseligkeit steckt, nimmt man schmunzelnd zur Kenntnis.
Neben der Geschichte um das Unternehmen vermittelt Weiguny aber noch so viel Wirtschaftswissen, dass man wirklich eine Menge lernen kann. Wie gelangt ein Produkt in den Supermarkt? Was muss bei der Vermarktung eines neuen Produktes beachtet werden? Was sind „Lohas“? Wer steckt hinter bestimmten Produkten? Warum gibt es in deutschen Uni-Mensen nur bestimmte Getränke? Und vieles mehr. Wer Antworten auf diese und ähnliche Fragen sucht und auch noch gut unterhalten werden will, sollte Weigunys Buch unbedingt lesen.


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Der Mix aus Sachbuch und locker erzählter „Story“ hat mich derart begeistert, dass mir bei der Lektüre schon eine Menge Menschen eingefallen sind, denen ich ein Exemplar dieses Buches schenken könnte. Das Wissen wird so klar und gut verständlich rübergebracht, dass man keinerlei Vorwissen aus dem Bereich Wirtschaft braucht, um von diesem Buch zu profitieren. Ich habe mich zu keinem Zeitpunkt gelangweilt und trotzdem unheimlich viel gelernt – und zwar interessante Dinge, die man auch mal im Alltag gut anbringen kann.
Angesprochen werden hier also nicht nur Menschen, die sich explizit für Wirtschaftsthemen begeistern, sondern all jene, die eine interessante Geschichte lesen wollen und sich mitunter für ganz alltägliche Dinge interessieren.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist fest gebunden und in den Bionade-Farben blau-weiß-rot gehalten. Der Schutzumschlag greift die Retro-Optik des Unternehmens auf und wird so zum Hingucker. Mich hat das Buch aufgrund der Aufmachung sofort angesprochen, weil nicht eine konkrete Darstellung (z.B. Foto der Unternehmerfamilie o.ä.), sondern das klassische BIONADE-Design auch auf einen „hippen“ Inhalt hoffen ließen. Diese Hoffnung wurde ja auch nicht enttäuscht.
Im Mittelteil des Buches gibt es einen farbigen Bildteil mit Fotos von der Familie und dem Unternehmen (sehr schön z.B. das Bad, in dem die Brause entwickelt wurde). Die Bildauswahl finde ich auf alle Fälle gelungen, weil sie einem die Familie und das Unternehmen noch näher bringt.


Fazit
„BIONADE. Eine Limo verändert die Welt“ gehört für mich zu den besten und unterhaltsamsten Sachbüchern, die ich je gelesen habe. Noch nie konnte ich so viele Hintergrundinformationen zum Thema Wirtschaft derart gut verpackt genießen.
Ein Buch, das ich rundum empfehlen kann!



Hinweise
Rezension von Sigrid Grün


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