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"Jetzt ist die nächste Generation dran."

Gregor Gysi – wie kaum ein anderer Politiker prägte er die vergangenen 25 Jahre deutscher Einheit. Schnell avancierte er vom DDR-Anwalt zum Politprofi und Talkshow-Star. Gysi wurde zunächst bewundert und gehasst, verschaffte sich Schritt für Schritt beachtliche Anerkennung im Osten und genießt nun Respekt im gesamten Land. Mit seinen Reden fasziniert er bis heute selbst politische Gegner. Nach seinem Rücktritt aus der ersten Reihe der Politik legt er nun eine erste Bilanz vor. Er spricht mit Stephan Hebel über die Reize des Westens und die DDR-Nostalgie, Sozialismus und Marktwirtschaft, Erfolge und Niederlagen seiner Partei, die bewegendsten Begegnungen und den Preis, den die Politik dem Menschen Gregor Gysi abverlangte. Ein einzigartiges Dokument deutscher politischer Zeitgeschichte.

 

Ausstieg links 

Autor: Gregor Gysi und Stephan Hebel
Verlag: Westend  Verlag
Erschienen: 5. Oktober 2015
ISBN: 978-3864891168
Seitenzahl: 224 Seiten


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Gregor Gysi tritt zurück und schon kurz danach erscheint ein Buch mit dem Untertitel "Eine Bilanz". So schnell würde ich keine Bilanz ziehen unter ein langes Leben in der Politik, gewiss aber eine Zwischenbilanz. Und als solche hat das Buch auch seine Berechtigung. Stephan Hebel stellt die Fragen und Gysi antwortet. Vergangenes mischt sich mit tagespolitischen Momentaufnahmen. Wer noch kein Buch von ihm kennt wird Neues erfahren, Kenner der Materie wahrscheinlich eher weniger. Gysi wäscht keine schmutzige Wäsche, er lässt den Menschen, denen er begegnete, ob nun prominent oder nicht, ihre Würde. Hin und wieder redet er auch Klartext, z.B. zum Hass innerhalb seiner Partei oder zur Vergangenheit der DDR. Darüber hinaus zeigt er sich selbstkritisch, und gesteht, durchaus sympathisch, kleine Eitelkeiten ein. Wieviel er verschweigt? Wieviel zwischen den Zeilen steht? Obwohl der Text wirkt, als habe da einer frisch von der Leber weg ohne Plan geantwortet, so kann man doch sicher sein, dass das bei einem begnadeten Redner und Politiker wie Gysi nicht der Fall ist. Dennoch, es macht Freude, das Interview zu lesen und einige Denkanstöße mitzunehmen. Zeitweise wurde ich allerdings den Verdacht nicht los, dass er dieses Buch als Mahnung an seine Partei versteht, den Karren nicht an die Wand zu fahren, jetzt wo er nicht mehr dabei ist. Vertrauen in das Personal der Linken sieht anders aus. Und wie berechtigt ist in diesem Zusammenhang die Frage, wie die Partei das Vertrauen der Mitte gewinnen kann, wenn sich schon Gysi ihrer nicht sicher ist;  und ob es nicht ein politischer Fehler war, als er sich entschloss, die PDS zu einer Partei des Kleinbürgertums zu machen.

Alles in allem kann man das Buch als leidenschaftliches Plädoyer für Rechtsstaatlichkeit und (repräsentative) Demokratie verstehen.


Aufmachung des Buches
Die Klappenbroschur zeigt ein Foto Gysis (aufgenommen im Bundestag?) auf dem Cover. Ein Register fehlt, was schade ist, denn mit der Inhaltsangabe allein kann man wenig anfangen. Anmerkungen findet man als Fußnoten in den Text eingefügt und nicht wie oft üblich im Anhang versammelt, das erspart dem Leser einiges an Blätterei. Ebenfalls in den Text eingefügt sind etliche Schwarzweißfotos. Mit dem Abdruck einiger Reden (wenn auch nur in Auszügen) und einer Chronologie der Lebensdaten Gysis ergänzt der Autor das Interview.


Fazit
Ein kritischer, zuweilen selbstkritischer Bericht zur politischen Lage und seiner Partei "Die Linke". Vielleicht auch als ein Vorgeschmack auf Gysis noch zu verfassende Memoiren zu verstehen.


4 Sterne


Hinweise
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