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Rache oder Gerechtigkeit?

Verborgen in der Turmspitze eines baufälligen viktorianischen Gemäuers in Edinburgh wird eine skelettierte Leiche mit einem Einschussloch im Schädel gefunden. Um wessen sterbliche Überreste handelt es sich? Detective Chief Inspector Karen Pirie soll den rätselhaften Fall aufklären. Ihre Nachforschungen führen sie zurück in die neunziger Jahre, in die Erbarmungslosigkeit der Balkankriege. In einem Labyrinth aus falschen Identitäten, politischen Konflikten und sorgsam gehüteten Geheimnissen scheint sich die Spur zu verflüchtigen. Doch manchmal will die Vergangenheit einfach nicht ruhen.

 

Der lange Atem der Vergangenheit 

Originaltitel: The Skeleton Road
Autor: Val McDermid
Übersetzer: Doris Styron
Verlag: Droemer
Erschienen: 10/2015
ISBN: 978-3-426-28134-5
Seitenzahl: 439 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Detective Chief Inspector Karen Pirie wird zu einem Leichenfund gerufen, der sich gewaltig von ihren bisherigen Fällen unterscheidet. Ihre Ermittlungen führen sie zu Professor Maggie Blake und deren Anwältin Tessa, sowie in das einstige Kriegsgebiet des Balkan. Unmenschliche Grausamkeit, private Tragödien und Blutrache lassen die Polizistin Stück für Stück ein Puzzle zusammenstellen, das nicht nur schockiert, sondern auch zwei Anwälte vom Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien auf den Plan ruft. Widerwillig lässt DCI Pirie die beiden Herren an ihren Ermittlungen teilhaben und ist ihnen dennoch immer einen Schritt voraus. Für Professor Maggie Blake brechen dabei alte Wunden wieder auf und Erinnerungen werden wach. Doch ihre lang gehegte Hoffnung wird ihr genommen und die Frage nach dem Warum bekommt eine unerwartete Antwort.

Klar, direkt und mit der richtigen Mischung an Humor, Ironie und Sarkasmus verbunden, hat Val McDermid diesen Krimi in Worte gefasst.


Stil und Sprache
Die Autorin beherrscht die Kunst der leisen Töne als Sprachmittel vortrefflich. Jedes Wort sitzt, trifft und wird von den einzelnen Figuren mehr oder weniger als Waffe benutzt. Dabei wird die Handlung durch unerwartete Szenenwechsel geschickt immer weiter vorangetrieben und der Leser in einen Spannungsaufbau gezogen, der sich erst am Schluss entlädt.

In Der lange Atem der Vergangenheit erzählt Val McDermid über zwei fließend ineinander übergehende Handlungsstränge, wie die Ermittlungen in der Gegenwart verlaufen und was in den 90er Jahren in Dubrovnik geschah. Diesen Teil erzählt Maggie Blake über die Ich-Perspektive in Form ihres Manuskriptes. Der andere Strang wird in der personalen Erzählperspektive dem Leser nahe gebracht. Herrliche Dialoge, wundervolle Sätze und ein geschichtlicher Einschlag der besonders grausamen Art geben diesem Krimi das besondere Etwas.   

Vor dem Hintergrund der Balkankriege erlebt das Leserauge nicht nur die grandios schöne Landschaft, für die Schottland so berühmt ist, sondern auch eine Geschichte, die eine unglaubliche Atmosphäre erzeugt und mit jedem Satz den Leser mehr und mehr an die Seiten fesselt. Die Autorin überlässt nichts dem Zufall und trotzdem wirkt hier nichts künstlich oder langweilig. Zwar gibt Val McDermid gerne Details aus der Polizeiarbeit wieder, doch dies geschieht auf unterhaltsame und sehr originelle Weise und gibt dem Leser ein gutes Gefühl. Hier muss man keine Angst haben, dass nur Altbewährtes und bereits Mitgeteiltes einfach neu aufbereitet wurde, denn dem ist nicht so.        


Figuren
Anfangs denkt man, oha, da hält jemand wohl nichts von großartigen Figurenbeschreibungen. Doch weit gefehlt. Zunächst werden die Charaktere mehr über deren Agieren und Dialoge dem Leser vorgestellt. Nur bei zweien, die nicht ganz so oft im Handlungsverlauf erscheinen werden, gibt die Autorin gleich zu Beginn eine genauere Beschreibung. Die für die Hauptfiguren erfährt der Leser erst ganz spät und so wundervoll in die laufende Handlung eingebaut, dass man sich als Leser unweigerlich belohnt und auch bestätigt fühlt. Denn die eigene Vorstellungskraft arbeitet hier mit, ob man nun will oder nicht – und das meine ich absolut positiv.

Es sind die feinen Unterschiede in den jeweiligen Leben, die Gegensätze zwischen den einzelnen Akteuren, was deren Charakter angeht und die Verbindung mit der herrlichen Landschaft Schottlands, die diese Darsteller so eingängig und überzeugend macht. Da kommen Abgründe auf, da werden Hass und verschiedene Leidenschaften gezeigt und das alles in einem Zusammenspiel der Extraklasse.


Aufmachung des Buches
Mir liegt der Titel als dunkelblau gebundenes Buch vor. Ein Schutzumschlag in verschiedenen Blautönen, Weiß und Schwarz zeigt einen vereisten Eisenzaun und dahinter steht schemenhaft eine Figur. Ein eisblaues Leseband gibt es auch noch. Nicht unbedingt auffällig, aber der Name der Autorin und die interessante Inhaltsangabe auf der Rückseite haben gereicht, um mein Interesse zu wecken.


Fazit
Phänomenal gut! Hier wird Krimikunst vom Feinsten geboten. Logisch bis ins kleinste Detail, unterhaltsam, mit genau der richtigen Menge an Gefühl und vor der malerischen Kulisse Schottlands brillant und fantastisch dargeboten. Höchst empfehlenswert.


5 Sterne


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