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Es ist einfacher, wenn ich euch erzähle, wer ich nicht bin. Ich bin weder Kerry Ludwig, noch Sean Callahan. Ich bin weder David Alvierez noch Peter McLeod oder Frank Rolfe. All diese Jungen bin ich einmal gewesen, aber keinen von ihnen war ich. Und Danny Dellomondo bin ich auch nicht, egal, was ich gesagt habe. Wäre ich Danny, würde ich das jetzt nicht erzählen, oder? Ich meine, dann könnte ich es nicht erzählen.

 

Who I am not 

Originaltitel: Who I am not
Autor: Ted Staunton
Übersetzer: Bea Reiter
Verlag: Arena
Erschienen: 01/2015
ISBN: 978-3-401-60045-1
Seitenzahl: 223 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Ein Junge ohne eigenen Namen und sein Ziehvater Harley verüben kleine bis größere Betrügereien an den verschiedensten Orten und Plätzen. Doch bei einer dieser Aktionen geht etwas fürchterlich schief und es gibt einen Toten. Für den Jungen ohne Namen beginnt nun ein altbekannter Prozess, dem er mit Grauen entgegensieht. Um der Situation zu entkommen, gibt er sich kurzerhand für den lange verschwundenen Danny aus – und findet sich mitten in einer total verkorksten und mit einem grausamen Geheimnis verbundenen Familie in Kanada wieder. Für „Danny“ beginnt ein Leben, das nicht das seine ist und das ihn täglich Kraft kostet, muss er doch stets auf der Hut sein. Doch als er erneut mit ansehen muss, wie ein Mensch zu Tode kommt, ist für ihn Schluss. Er wehrt sich gegen die äußeren Umstände und Zwänge und hinterlässt dabei mehr, als ihm lieb ist.

Ted Stauntons Schreib- und Wortstil ist einfach, direkt und sehr zügig zu lesen. Mit diesem Jugendroman hat er reale Ereignisse mit seiner eigenen Fantasie ergänzt und so einen absolut fiktiven Roman geschaffen.


Stil und Sprache
Who I Am Not ist aus der Ich-Perspektive einer Figur heraus geschrieben, die sich zwar Danny nennt, es aber nicht ist. Der Grund dafür ist schnell erklärt: Der Junge hat selbst keine Ahnung, wer er ist. Ted Staunton hat seinem Jugendroman einen tatsächlichen Betrugsfall aus dem Jahr 1997 zugrunde gelegt, wo ein Franzose sich als den lange vermissten Sohn einer Familie ausgab. Als Plot für die Handlung ein gutes Thema, nur die Umsetzung ist etwas eigenartig.

Die Geschichte ist zwar abwechslungsreich und einfach zu lesen, doch es entsteht keine Verbindung zum Leser. Der bleibt stets auf Distanz. Erst in den letzten Kapiteln ändert sich das, und der Interessierte wird emotional gepackt und in eine Gefühlsachterbahn gerissen. Am Schluss herrscht nicht nur bei den Figuren eine aufgewühlte Stimmung und Betroffenheit. Trotzdem fragt man sich aber auch unweigerlich, was das denn jetzt war. Hätte der Autor das, was er am Ende geboten hat, über den kompletten Roman hinweg gezeigt, dann wäre Who I Am Not ein Spitzentitel geworden. So wirft die Handlung nach und nach eine Menge Fragen auf, die leider nicht alle beantwortet werden.

Schon zu Beginn wird dem lesefreudigen Menschen klar, dass an der ganzen Geschichte etwas faul sein muss. Diese Spannung baut der Autor durch immer wieder auftauchende Gedanken und Schlussfolgerungen der Hauptfigur aus und in dem einen oder anderen Dialog wird es auch deutlich. Allerdings ist die Art, wie der Autor diese dann löst, nicht unbedingt glücklich gewählt.


Figuren
Mit Beschreibungen hält sich der Autor ziemlich zurück. Sie sind vorhanden, allerdings auf wenige Worte beschränkt. Dafür erfährt man aus der laufenden Handlung mehr über die einzelnen Charaktere und merkt ziemlich schnell, dass hier irgendwo ein Haken versteckt sein muss. Zu viele unterschwellige geheimnisvolle Töne und die diversen Andeutungen der Hauptfigur selbst zeigen dem lesenden Auge, dass hier noch irgendwann ein regelrechter Hammer kommen muss. Der kommt dann zwar auch, aber anders als vom Leser vermutet oder gar erwünscht.

Betrügereien, Menschen die sich in Drogen und Alkohol flüchten und verkrachte Existenzen bilden hier eine Mischung an unterschiedlichen Charakteren, die etwas zeigen, was der reale Mensch nur zu gerne macht: Die Augen vor der Wahrheit verschließen. Besonders dann, wenn diese ungeheuerlich schmerzhaft und alles andere als erträglich ist. Einerseits ist das dem Autor gut gelungen, auf der anderen Seite ist auf diese Weise die eine oder andere Figur aber leider auch etwas überzogen dargestellt.


Aufmachung des Buches
Eine Klappenbroschur, dies allein schon durch die originelle optische Aufmachung ein regelrechter Hingucker ist. Schwarz, Rot und Weiß sind die alles beherrschenden Farben. Die Köpfe zweier Jungen, im Profil dargestellt, schauen je einer von links und einer von rechts auf das „I“ im Titel. Was mich aber besonders angesprochen hat, war der kleine Textausschnitt, der auf der Rückseite vor schwarzem Hintergrund innerhalb einer rot gezeichneten Kopfsilhouette zu lesen ist. Das nenn ich mal eine gelungene Abwechslung in der optischen Vielfalt der gedruckten Bücher.


Fazit
Der Debütroman, mit dem sich Ted Staunton dem deutschen Leserpublikum vorstellt, ist vermutlich nicht jedermanns Sache. Nicht nur was die Geschichte angeht, sondern auch den Stil. Die Melancholie und stellenweise leicht bis schwere depressive Stimmung dürfte ein Übriges dazu beitragen. Dennoch unterhält dieses Buch, auch wenn es insgesamt nicht mehr als einfacher Durchschnitt ist. Am besten selbst lesen und urteilen.


3 Sterne


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