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Ciri, die Prinzessin von Cintra, wird von allen Seiten gejagt. Auch der Hexer Geralt kann sie nur noch mit Mühe schützen. Als er selbst schwer verwundet wird, kann sie zwar fliehen – doch sie findet sich in einer entsetzlichen Wüste wieder. Ein verirrtes Einhorn ist ihr einziger Gefährte…

 

  Autor: Andrzej Sapkowski
Verlag: dtv premium
Erschienen: 06/2009
ISBN: 978-3-423-24726-9
Seitenzahl: 397 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Die Zauberin Yennefer soll Cirilla, rechtmäßige Thronerbin von Cintra, auf die Zaubererinsel Thanedd bringen. Dort soll Cirilla in ihren magischen Kräften ausgebildet werden, versteckt vor ihren Feinden – denn sowohl Nilfgaard als auch die freien Könige jagen sie unerbittlich, um sie für die eigenen Zwecke einzusetzen. Zeitgleich findet auf Thanedd ein Zaubererkonvent zu den jüngsten politischen Ereignissen statt.

Die Könige der acht freien Königreiche, die gegen das Kaiserreich Nilfgaard stehen, beschwören durch gezielt gestreute Intrigen einige Zauberer zu einer Rebellion gegen deren Rat herauf. In völliger Selbstüberschätzung provozieren sie zudem Nilfgaard, um einen Rechtfertigungsgrund für einen Krieg zu haben, der das Königreich Cintra befreien soll – aber schon bald spült Nilfgaard über die ersten Königreiche wie eine Welle über Spuren am Strand.

Cirilla gelingt dank dem Hexer Geralt zwar die Flucht von Thanedd, doch sie wird in eine einsame Wüste verschlagen, ohne Orientierung, ohne Ausrüstung, ohne Hilfe…


Stil und Sprache
Bei diesem Buch handelt es sich um den zweiten Band der Hexer-Saga und ist die Fortsetzung von „Das Erbe der Elfen“. Da Sapkowski einen sehr anspruchsvollen Schreibstil hat, rate ich dringend dazu, zunächst den ersten Band der Saga zu lesen, bevor man sich an dieses Werk macht. Aber auch wenn man den ersten Teil kennt und es schon einige Zeit her ist, dass man ihn gelesen hat (allein durch die zeitliche Distanz zwischen den Veröffentlichungen), findet sich der Leser zunächst eher schwer in dieses Buch hinein. Es findet sich weder eine Einführung bzw. eine Zusammenfassung des ersten Teils, noch lässt Sapkowski Wiederholungen in seinen Text einfließen. Gleich zu Beginn werden in einer Art aktuellem Überblick viele Ortsnamen und –angaben mitgeteilt, der Leser ist zu der Lage dieser Orte jedoch ganz auf seine Erinnerungen angewiesen, denn es gibt weder eine Karte in diesem, noch im vorangegangenen Buch. So kann man die Position diverser Dörfer, Städte und Länder nicht immer klar einsortieren.

Sehr lange Kapitel bis zu 70 Seiten Länge können insbesondere zum Beginn des Buches das Lesetempo drosseln, auch die wenigen Unterabschnitte, die bis zu 30 Seiten dauern können, helfen hier nicht wirklich. Hinzu kommt, dass es ein wenig dauert, bis die Spannung wieder angezogen wird. Aber es lohnt, sich durch die ersten Seiten der Verwirrung durchzubeißen, denn Andrzej Sapkowski lässt den Leser nicht allzu lange warten – schon bald zieht er den Spannungsbogen wieder so sehr an, dass das Lesetempo trotz der langen Kapitel so rapide zunimmt, wie ein von einem Bogen abgeschossener Pfeil. Neue Absätze beginnen dann regelmäßig mit einem Satz vorgreifender Inhalte, die sofort auf das Folgende neugierig machen und – Cliffhangern ähnlich – zum Weiterlesen animieren.

Auch im zweiten Teil der Hexer-Saga verwendet der Autor einen anspruchsvollen Schreibstil, bei dem auch Fremdworte nicht zu kurz kommen. Der Roman sollte daher nur gelesen werden, wenn der Leser voll konzentriert ist, um sich voll und ganz auf den Inhalt einzulassen. Nichtsdestotrotz ist die Geschichte nicht trocken geschrieben, vielmehr treibt der teils humorvolle oder ironische Text dem Leser immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. Andeutungen auf Erotik und Sex kommen zunächst nur schelmenhaft oder als stille Hinweise vor, die anschließende Beschreibung eines Liebesaktes geht nicht allzu sehr auf Details ein und überlässt dies eher der Fantasie des Lesers, so dass Sapkowski auch hier jederzeit die Contenance wahrt.

Sehr geschickt finde ich, dass sich Berichte über Ereignisse in Form von Gesprächen abwechseln mit einzelnen Szenen, die herausgegriffen und dem Leser in der Er-Form direkt mitgeteilt werden. So erfährt man Neuigkeiten nicht nur durch Dialoge, sondern kann direkt bei einzelnen Situationen dabei sein.

Weniger gelungen erschien mir, dass der Autor zwar eine eigene Sprache für Elfen und Dryaden entwickelt hat, diese jedoch weder in der Geschichte selbst noch in einem Anhang übersetzt. Der Sinnzusammenhang ergibt sich auch nicht immer aus dem Satzzusammenhang. So habe ich zum Beispiel 3 komplette Strophen eines Liedes in der Älteren Sprache übersprungen, da mir der Inhalt ohnehin nicht klar wurde.

Sowohl dem Begriff „Verachtung“ als auch dem vollständige Buchtitel kommt ein hoher Stellenwert in der Geschichte zu. Der Begriff bzw. die Floskel tauchen immer wieder und in verschiedensten Zusammenhängen auf - speziell auf den letzten Seiten des Buches sogar bis zu einem Dutzend Mal pro Seite.


Figuren
Viele der auftauchenden Figuren kennt der Leser bereits aus dem ersten Band, sie waren dort schon meist gut ausgearbeitet, im zweiten Band der Saga kommen daher nur noch relativ wenig Details hinzu. Eine Ausnahme bildet hier Ciri, die sich auch in diesem Teil kontinuierlich weiterentwickelt.

Die übrigen und neuen Figuren, die nun die Bühne betreten, werden ihrem Rang und ihrer Rolle entsprechend mehr oder weniger intensiv dargestellt. Glaubhaft und realistisch sind jedoch alle Figuren des Autors.

Ein Schwerpunkt in diesem Band liegt auf den Zauberern. Sie werden zumeist als arrogant und überheblich, oft auch intrigant und mit auf die eigenen Vorteile ausgerichteten Persönlichkeiten dargestellt. Das spiegelt sich auch in den Namen wieder, die meist sehr speziell und möglichst imposant ausfallen. Immer auf Schönheit und perfektes Aussehen aus, versuchen sie ihre Zeitgenossen ständig zu übertrumpfen, sind andererseits mit anhaltenden Zweifeln an der Aufrichtigkeit des Gegenübers gestraft. Das Bild, das Sapkowski von den Zauberern zeichnet, passt sehr gut ins Gesamtkonzept.


Aufmachung des Buches
Teil zwei der Hexer-Saga liegt mir als Taschenbuch vor. Die Aufmachung des Covers, bei dem das Relief eines Einhorns dominiert, ist sehr hochwertig gestaltet und erinnert vom Stil sofort an den ersten Band. Prägedrucke der Konturen des Einhornes und des Autorenschriftzuges geben dem Buch einen edlen Touch.

Mir fehlte allerdings sowohl eine Karte über die Welt, in der diese Saga spielt, als auch ein Anhang mit Übersetzungen der regelmäßig verwendeten Älteren Sprache. Zudem sei mir die Anmerkung erlaubt, dass der Preis von 14,90 € für ein durchschnittlich langes Taschenbuch schon recht hoch gegriffen ist.


Fazit
Auch die Fortsetzung von „Das Erbe der Elfen“ kommt in Form anspruchsvoller Literatur als High-Fantasy daher. Zu Beginn zunächst verwirrend, ist die Geschichte bald spannend und mitreißend geschrieben. Allerdings ist die Hexer-Saga kein Buch für jede Gelegenheit, denn der Leser sollte schon konzentriert und ausgeruht sein. Dann aber wird das Buch zum reinen Lesevergnügen.


4 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Das Erbe der Elfen

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