Spätsommer 1592. Michelangelo Merisi, von vielen nach seinem Herkunftsort Caravaggio genannt, zieht von Mailand nach Rom. Die Kunst ist seine Berufung, schnell arbeitet er sich vom Niemand und Hilfs-Girlandenmaler in der Werkstatt eines berühmten Kollegen und Konkurrenten zum veritablen Star hoch. In der grandiosen Kulisse der im Verfall begriffenen Ewigen Stadt macht sich der junge Maler mit seinem hitzigen Temperament und seiner Leidenschaftlichkeit gute Freunde, aber auch erbitterte Feinde. Denn für ihn steht, sei es im Alltag oder in der Kunst, stets die Unmittelbarkeit des Lebens, die “Wahrheit”, im Mittelpunkt. Caravaggio malt, was er sieht, nicht was er sehen soll. Er will für das Volk arbeiten, nicht für die Privilegierten. Er sucht sich selbst für Heiligenbilder Menschen von der Straße als Modelle. Die Jungfrau Maria erkennt er in einer jungen Hure - die aber wollen weder ihr Zuhälter noch Caravaggios einflussreicher Förderer Kardinal del Monte auf Gemälden sehen. Doch Kompromisse kennt das aufstrebende Künstler-Genie nicht …
Vier Jahrhunderte später macht sich eine weitere Größe der italienischen Kunst daran, diesem großen Meister und dem Rom des Cinquecento seine Reverenz zu erweisen. Milo Manara legt mit seiner Verbeugung vor Caravaggio ein neues epochales Werk vor, in dem seine vielfältigen Leidenschaften - sei es nun die für die weibliche Form, für die Kunst oder für die Geschichte - eine wahrhaft vollkommene Synthese eingehen.
Originaltitel: Le Caravage |
Die Grundidee der Handlung
Ein nicht leichtes Unterfangen für Michelangelo Merisi, Einlass in die Ewige Stadt zu finden. Einmal die Brücke am Ponte Salario überquert, gerät er sogleich zwischen eine Prügelei und macht Bekanntschaft mit den Schergen der Tomassoni, Handlanger der Farnese. Im Zuge eines verbalen Schlagabtauschs mit Zuhälter Ranuccio macht er unter dessen leichten Mädchen die Entdeckung einer wunderschönen Frau. Der temperamentvolle Maler lernt zudem Onori Longhi, Prospero Orsi und Mario Minniti kennen. Bei Letzterem findet er Unterschlupf und dank Antiveduto Gramatica eine Anstellung im Atelier des Cavalier d‘ Arpino. Caravaggios wahres Talent erkennt dieser jedoch nicht und verdammt ihn zu Blumen und Früchten. Nichtsdestotrotz machen seine Figuren von sich reden und Kardinal Francesco Maria del Monte entpuppt sich als Bewunderer Caravaggios Kunst. Im Palazzo Madama widmet sich der Maler fortan sakralen Themen. Caravaggio verdient sich Anerkennung und malt schließlich große Aufträge in San Luigi die Francesi, er malt die Wahrheit für das Volk! Und doch muss er eines Tages Hals über Kopf aus Rom fliehen …
Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Wer ist Michelangelo Merisi alias Caravaggio? Was macht ihn und sein Werk aus? Antworten hierauf findet bereits die Beschreibung auf der Buchrückseite dieser Graphic Novel. Mehr noch hierzu lässt sich dem ausführlichen Vorwort von Claudio Strinati, Kunsthistoriker und langjähriger Direktor des Verbandes Museen der Stadt Rom, entnehmen, das sich darüber hinaus selbstredend mit dem anerkannten Autor und Künstler Milo Manara sowie dessen Schaffen auseinandersetzt. Er zieht Parallelen zwischen Vergangenheit und Gegenwart, vergleicht die beiden Künstler miteinander und hebt Manaras Bewunderung und Respekt für Merisis Kunst und Lebenseinstellung hervor. Ist man nun allumfassend mit Informationen zu historischer Einschätzung und Herangehensweise ausgestattet, kann man sich den Abenteuern Manaras Caravaggio im Spätsommer 1592 im ersten Band „Caravaggio: Mit Pinsel und Schwert“ hingeben.
Die Graphic Novel zeigt sich sehr ordentlich und strukturiert. Die Panels sind durchweg geradlinig und alle Handlung vollzieht sich in ihren Begrenzungen. Die Farbgebung ist sehr dezent im Rahmen von Sepia, Umbra, hellem Grau und dunklerem Anthrazit. Rote Farbakzente fallen als Haare, Kleidung oder auch Blut regelrecht auf. Besonderes Augenmerk legt Milo Manara - ähnlich wie seine Hauptfigur, der Maler Caravaggio - auf die Ausarbeitung der Darsteller. Mimik und Gestik tragen den Hauptteil des Geschehens, vermitteln Emotionen und große Dramaturgie. Es bedarf darüber hinaus nur noch weniger Worte und Angaben zu Schauplätzen, um der Geschichte Leben einzuhauchen. Das erfolgreiche Dasein Caravaggios findet abschließend ein überstürztes, um nicht zu sagen tragisches Ende in Rom. Der Leser ist dennoch so berührt, dass die Spannung um den angekündigten Folgeband sehr groß ist.
Aufmachung des Comics
„Caravaggio: Mit Pinsel und Schwert“ erscheint in gebundener Form bei Panini Comics. Das hochglänzende Hardcover überzeugt innen wie außen mit Qualität von Papier, Druck und Bindung. Harmonische Farben und klare Linien bis ins Detail stehen Geschichte und Artwork in nichts nach. Das Werk Manaras wird durch ein Vorwort von Claudio Strinati, sowie eine Bibliographie mit deutsch-, italienisch- und französischsprachigen Publikationen und Manaras Werksausgaben im Anschluss ergänzt.
Fazit
Ein großartiger Autor und Künstler, Milo Manara, zollt einem nicht minder talentiertem Maler der Vergangenheit, Michelangelo Merisi Bewunderung und Respekt. In einer rundum gelungenen Graphic Novel zeigt sich Caravaggios Erfolgsgeschichte in der Ewigen Stadt, begleitet von Temperament und Leidenschaft. Empfehlenswert für Sammler und Freunde schöner Künste.
Hinweise
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