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Eine Münchner Sonderkommission ermittelt in einer beunruhigenden Mordserie. Es mangelt nicht an Spuren, aber nichts bringt sie auch nur in die Nähe eines Verdachtes. Es folgen weitere brutale Überfälle. Doch diesmal schlägt der Täter an den unterschiedlichsten Orten auf der ganzen Welt zu. Die Suche nach dem Mörder wird zu einem Wettrennen, das die Ermittler an ihre Grenzen führt: Etwas lässt sich nicht mehr aufhalten.

 

  Autor: Markus C. Schulte von Drach
Verlag: Kiepenheuer & Witsch Verlag
Erschienen: 04/2009
ISBN: 978-3-462-04114-9
Seitenzahl: 512 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Alles beginnt mit einer Dschungelexpedition im Kongo, dann schwenkt die Geschichte um und startet quasi neu in München, wo sich innerhalb kurzer Zeit drei bestialische Morde an scheinbar zufällig ausgewählten Frauen ereignen. Die eingerichtete Sonderkommission tappt völlig im Dunkeln und wartet gerade darauf, mit neuen Hinweisen weiter arbeiten zu können, als auf Hawaii ebenfalls ein Mord geschieht, der denen der „Bestie von Schwabing“ aufs Haar gleicht. Auch in Schottland und den USA gibt es weitere Morde und es dauert lange, bis die verschiedenen Ermittler auf einen Zusammenhang stoßen, der so beängstigend ist, dass alle Mühe haben, daran zu glauben.


Stil und Sprache
Markus C. Schulte von Drach ist promovierter Biologe und das merkt man seinem Roman an. Schon bei der Schilderung der Expedition zu Anfang lässt er sich zu manchmal sehr detaillierten Beschreibungen von Landschaft und Pflanzenwelt hinreißen, die allerdings zunächst nicht störend sind. Superspannend geht es im Kongo los, leider lässt die Spannung  danach in München rapide nach. Da wird dann haarklein jeder Ermittlungsschritt ausgeführt und wieder muss man sagen, dass der Autor weiß, worüber er schreibt. Leider versteht er es nicht immer, sein Wissen ansprechend an den Leser zu bringen. Viel Philosophisches über Schuld und den freien oder (titelgebenden) fremdgesteuerten Willen ist zwar interessant zu erfahren, aber manchmal einfach zuviel des Guten. Da ist man dann manchmal als Thriller-Leser schon geneigt, ein bisschen drüber zu fliegen, was aber schade wäre, denn inhaltlich hat der Roman doch einiges zu bieten.

Ohne jetzt hier näher auf die Auflösung eingehen zu wollen: Die Idee, die hinter „Der fremde Wille“ steckt, ist grandios! So etwas ist mir bisher nicht untergekommen, und ich habe schon eine ganze Menge gelesen. Geschickt werden die unzähligen Handlungsstränge aufgebaut und zu einem trotz meiner zwischenzeitlichen Zweifel absolut stimmigen und glaubwürdigen Ende zusammengeführt. Der einzige Knackpunkt dabei ist, dass das Buch leider erst deutlich nach der Hälfte Fahrt aufnimmt, dann allerdings richtig!

Ach ja, und noch etwas: Ich bin eigentlich jemand, der kleine logische Fehler entweder gar nicht bemerkt oder aber darüber hinweg geht, aber hier sind selbst mir einige Fehler aufgefallen, die ein gutes Lektorat hätte verhindern können. Da wird z.B. erst lang und breit erläutert, warum zwei langjährige Kollegen sich immer noch siezen, dann duzen sich die beiden hundert Seiten weiter plötzlich, um sofort wieder zum „Sie“ zurückzukehren, so etwas ist einfach ärgerlich!


Figuren
Ja, die Figuren, die sind so eine Sache in diesem Roman. In München gibt es mehr oder weniger zwei Hauptfiguren, Thomas Born und Hans Bauer, die sich aber nicht sofort als solche identifizieren lassen, schon allein, weil sie wie eigentlich alle vorkommenden deutschsprachigen Personen völlig unmoderne und nicht ihrem dargestellten Alter entsprechende Allerweltsnamen tragen. Das hat mich einerseits geärgert, weil es von mangelndem Einfühlungsvermögen zeugt (heutzutage heißen eben nicht alle Münchner „Koch“, „Bauer“ oder „Stark“, sondern auch mal „Wienczek“ oder „Corovic“), und andererseits erleichtert es nicht gerade den Überblick.

Zumindest die Protagonisten haben alle ein mehr oder minder tragisches Privatleben, auch wenn man diesem erst so nach und nach auf die Spur kommt. Einige Verbindungen zwischen den handelnden Personen sind nicht so klar, wie ich es mir gewünscht hätte, um mich eher mit ihnen zu identifizieren. Besonders die Psychologin Cynthia Collins hätte mehr Raum verdient, trägt sie doch nicht nur zur Aufklärung der Morde bei, sondern kann auch noch ein paar Knoten im Leben ihrer Kollegen auflösen.

Die unzähligen, bei einer globalen Mordserie aber unvermeidbaren Nebenfiguren bleiben ihrer Bedeutung entsprechend eher im Hintergrund, dennoch hat Markus C. Schulte von Drach sich auch mit ihnen Mühe gegeben, allen eine Identität zu verschaffen. Insgesamt sind die Personendarstellungen einem Thriller angemessen, nicht zu ausführlich, aber deutlich genug, um sich als Leser ein Bild zu machen.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch sticht farblich mit einem fast ausschließlich in satten Grüntönen gehaltenen Schutzumschlag aus der Masse heraus. Das Design erinnert an ein geädertes Pflanzenblatt, hinter einigen Löchern schimmert es dunkelrot. Der Titel ist ebenfalls rot gedruckt und erzeugt durch einen Farbverlauf eine unheimliche Atmosphäre. Die einzelnen Kapitel sind jeweils mit einem Datum und dem Ort, an dem die Handlung gerade spielt, versehen.


Fazit
Eine tolle Idee für einen ganz anderen Thriller, der leider nicht immer einer ist, aber gegen Ende vieles nachholt, was am Anfang fehlt. Interessant für Leute, denen nicht nur Verfolgungsjagden wichtig sind, sondern die sich auch mal mit der Ergründung von Motiven und philosophischen Fragen beschäftigen wollen. Wegen des eher schwachen Spannungsaufbaus zu Anfang keine vier Sterne.


3 5 Sterne


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