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Kategorie: Romane

Lila Emerson liebt ihren Job als Homesitterin über alles. Doch als sie eines Tages vom Fenster des Apartments, in dem sie gerade wohnt, einen Mord mit anschließendem Suizid beobachtet, verändert sich ihr Leben auf einen Schlag, denn Ashton Archer, der Bruder des potenziellen Mörders, bittet sie um Hilfe. Lila fühlt sich sehr zu dem attraktiven Künstler hingezogen, und auch Ash weiß sofort: Die Frau mit den dunklen, tiefgründigen Augen muss er zeichnen! Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach der Wahrheit, und bald wird klar: Unschätzbar teure Kunstgegenstände scheinen im Zentrum dieses Verbrechens zu stehen – und ein Sammler, der für seine Obsession über Leichen geht …

 

Ein dunkles Geschenk 

Originaltitel: The Collector
Autor: Nora Roberts
Übersetzer: Margarethe van Pée
Verlag: Blanvalet
Erschienen: 04/2015
ISBN: 978-3-7645-0531-8
Seitenzahl: 550 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Lila Emerson hütet Apartments und Häuser, während deren Besitzer bzw. Mieter für längere Zeit abwesend sind. Damit verdient sie sich ihren Lebensunterhalt. Und sie ist sehr gefragt, denn sie hat eine mehr als nur ungewöhnliche Einstellung zu ihrem Job. Und während sie auf anderer Leute Eigentum aufpasst, schreibt sie an ihren Romanen und liebt es, den Nachbarn in die Fenster zu schauen. Bei einem dieser „Besuche“ muss sie entsetzt den Sturz einer jungen Frau mit ansehen – und ihr Leben steht, von einer Sekunde auf die andere, Kopf. Denn der tödliche Fenstersturz entpuppt sich als eiskalter Mord. Eine Tatsache, die der Künstler Ashton Archer nicht so ohne Weiteres hinnehmen will, wird doch sein Bruder, der tot in der Wohnung der jungen Frau gefunden wurde, der Tat verdächtigt. Er lernt Lila kennen und versucht, mit ihrer Hilfe Licht in das Dunkel zu bringen.

Ruhig, feinfühlig und mit einer Prise Humor hat Nora Roberts diesen Roman auf schöne Weise zu Papier gebracht.


Stil und Sprache
Aus der persönlichen Erzählperspektive von Lila, und ab und an auch von Ashton, erlebt der Leser eine faszinierende Suche nach den wohl berühmtesten Eiern der Welt – den Fabergé-Eiern. Kombiniert mit der Geschichte der Familie Romanow hat Nora Roberts einen sehr unterhaltsamen Roman geschaffen, der aber nicht in geschichtlichen Fakten erstickt, sondern diese leicht und doch mit einem Hauch Tragik abwechslungsreich präsentiert.

So schön sich die Liebesgeschichte zwischen Lila und Ashton auch liest, sie wird erst rund durch die Thriller-Fragmente und die unglaublich dunkle Psyche des reichen Sammlers, der auf raffinierte und brillante Weise die Jagd auf die beiden Hauptfiguren eröffnet hat. Dabei entstehen Szenen, die voller Charme, Leidenschaft, Hass, Habgier und Intrigen sind. Vor allem die Begebenheiten, in denen Lila auf die Killerin trifft, die sie eigentlich aus dem Weg schaffen soll, bleiben nachhaltig im Kopf des Lesers. Es grenzt schon fast ans Lachhafte, wäre die Situation für die Protagonistin nicht so ernst, dass es der Auftragskillerin einige Mühe bereitet, ihren Auftrag zu erledigen. Und es sind die Details, die diese Szenerien zum reinsten Vergnügen für den Leser machen. Da werden Parfüm, Lippenstift, Designerschuhe und andere modische Dinge zur Denkhilfe für Lila und weisen ihr auf ungewöhnliche Art den Weg zum Ursprung allen Übels.

Die Sprache der Autorin ist dabei gewohnt feinfühlig, sanft und schlicht. Die Familie und ihre Werte werden in den Vordergrund gestellt und auch in diesem Roman ist es von Beginn an klar, dass die beiden Liebenden am Ende zusammenkommen werden. Die Frage ist nur, wie der Weg bis dahin aussieht.


Figuren
In diesem Roman gibt es die unterschiedlichsten Charaktere, die alle mehr oder weniger mit großer Intelligenz und Raffinesse zu Werke gehen. Ein gefühlloser Sammler mit der panischen Angst vor Viren ist genauso vertreten, wie ein Killer, der seine ganz eigenen Vorlieben hat oder der Künstler, der seinen Werken den ganz besonderen Touch gibt. Aber egal ob Haupt- oder Nebenfigur, alle überzeugen und verstehen es, sich dem Leser zu präsentieren.

Lila ist ein Freigeist. Sie liebt ihren Job als Homesitter und genießt die großen Möglichkeiten, die sie dadurch hat. Lebt sie doch auf diese Weise nicht nur in den unterschiedlichsten Städten, sondern auch mal in einem absoluten Luxusapartment oder Penthouse oder einem ganz normalen Haus. Haustiere sind ihr genauso willkommen wie das Vertrauen der jeweiligen Besitzer. Die Vorstellung, länger als ein paar Tage an ein und demselben Ort zu sein, ängstigt sie zwar nicht direkt, hinterlässt aber auch keine positiven Gefühle. Als sie Ashton kennenlernt, treffen zwei Künstlerseelen aufeinander, doch diese könnten unterschiedlicher nicht sein.

Ashton Archer lebt und arbeitet am liebsten in der Ruhe seiner eigenen vier Wände. Als Sohn einer etwas ungewöhnlichen Patchworkfamilie ist er es praktisch gewohnt, dass alle zu ihm kommen, wenn es gilt Probleme aus der Welt zu schaffen und Sorgen und Nöte des einen oder anderen zu regeln. Seine Kunst ist für ihn eine Weise, nicht nur seine Emotionen auszudrücken, sondern auch Dampf abzulassen, wenn sein Vater mal wieder seine Missbilligung über die Leidenschaft seines Sohnes zum Ausdruck bringt.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch hat einen Schutzumschlag, der absolut misslungen ist. Lila, Grün und Weiß bilden die farbliche Gestaltung für einen Blick auf einen Parkweg, der von Sitzbänken und alten Bäumen gesäumt ist. Was das mit dem Inhalt des Romans zu tun hat, ist mir vollkommen schleierhaft. Mit dem Titel kann man gerade noch so leben, auch wenn er nur suboptimal ist. Die Rückansicht des Schutzumschlages zeigt, vor dem Hintergrund vieler Bäume, eine kurze Übersicht - was den Romaninhalt angeht. Ein farblich passendes Leseband ist ebenfalls vorhanden.


Fazit
Ein wunderbarer Roman, der zwar nicht zu den besten Werken von Nora Roberts gehört, aber durch die interessante Geschichte der Fabergé-Eier sehr bereichert wird. Und in Verbindung mit der wundervollen Liebesgeschichte um Lila und Ashton erhält die Handlung so eine unglaubliche Stimmung und Atmosphäre. Vergnügliche Unterhaltung ist es allemal, auch wenn es nicht ganz zum Spitzentitel reicht.


4 Sterne


Hinweise
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