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Kenzie Dysli ist eine ganz besondere junge Frau, die auf sympathische und bescheidene Art ihre einzigartige Beziehung zu Pferden einem staunenden Publikum präsentiert. Wie durch einen unsichtbaren Faden scheint sie mit ihren Pferden verbunden zu sein. Sanfte Gesten und leise Töne, dazu ihre körperliche Präsenz, reichen aus, dass kraftvolle Hengste ihr folgen. Trotz ihrer Jugend verfügt Kenzie Dysli schon über einen verblüffenden Erfahrungsschatz. Nicht nur, dass sie Pferde in anspruchsvollen Lektionen in der Doma Vaquera und Freiheitsdressur ausbildet und ihr Wissen in Seminaren weitergibt, sie ist mittlerweile auch ein gefragtes Filmdouble. Ihr großes Talent wurde ihr schon in die Wiege gelegt: Ihr Vater, Jean-Claude Dysli gehört zu den bekanntesten Westerntrainern Europas, ihre Mutter, Magda Bayer-Dysli bildet ebenfalls erfolgreich Pferde aus und führt eine Guest-Ranch in Andalusien. Ihre Begabung ist ein Geschenk, diese zu nutzen, ist harte Arbeit, die so viel Spaß machen muss, dass man über eigene Grenzen hinauswachsen und etwas Neues, etwas Eigenes kreieren kann. Und genau das hat Kenzie Dysli geschafft!

 

Kenzie Dysli und die Pferde 

Autor: Gabriele Boiselle
Verlag: Müller-Rüschlikon
Erschienen: 02/2015
ISBN: 978-3-275-01934-2
Seitenzahl: 189 Seiten

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Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Die Autorin schreibt in ihren einleitenden Worten zu diesem Buch: "Nur ein prachtvoller Bildband sollte dieses Buch nicht werden. Kenzie hat einfach mehr zu vermitteln, als ihr schönes Gesicht." (S.16) Und das vorliegende Buch ist in der Tat viel mehr geworden, als eine Ansammlung toller, ausdrucksstarker und beeindruckender Fotos. Entstanden ist das Portrait einer jungen Frau, die einen faszinierenden Zugang und ein intuitives Verständnis für die Welt der Pferde besitzt, aber auch ein ebenso liebenswürdiges und echtes Portrait Andalusiens und das Portrait dieses besonderen Zugangs zu den Pferden, von dem wohl jeder träumt, der mit diesen wunderbaren Geschöpfen zu tun hat.

Dieser Bildband fasziniert dadurch, dass er trotz der Farbenpracht, trotz des immer wieder Staunens angesichts der Klarheit und Präzision von Kenzies Textteilen, die ohne viel Fachvokabular auskommen, alles den Pferden unterordnet, ganz wie Kenzie selbst. So betont sie nicht müde werdend, dass sie von den Pferden gelernt hat. Alle im Buch zu Wort kommenden Personen (Trainer, Ausbilder, andere Personen, die in der Pferdewelt Rang und Namen haben, aber auch die Regisseurin der "Ostwind"-Kinofilme, für die Kenzie Trainerin, Filmdouble und Pferdebesitzerin war) sind fasziniert von Kenzie und staunen angesichts dessen, was sie durch ihre Art, mit Pferden umzugehen, erreichen kann.
Kenzie hingegen wirkt extrem bescheiden und auch die Art, wie sie ihre Arbeit beschreibt, ist zwingend logisch. „Es erfüllt mich mit Stolz, das Vertrauen und die Freundschaft eines solch wundervollen Tiers zu erlangen, und ich werde getragen von dem Wunsch, dieses niemals durch unüberlegtes oder ungerechtes Verhalten zu enttäuschen.“ (S.19) Oder, ein weiteres Beispiel: "Doch mir geht es mehr um die enge Verbindung zum Pferd, um das Einssein mit dem stolzen Lebewesen, um die perfekte Harmonie. Ich möchte mit meinem Pferd verschmelzen, es reiten als ob zwei Wesen zusammen den gleichen Gedanken haben." (S. 116) Dass Kenzie an diesem immens hohen Anspruch nicht scheitert, ist auf jeder Seite des Bandes spürbar.

Umso erfreulicher ist zudem, dass der Leser nicht bloß staunend zurückgelassen wird und auch nicht der Eindruck entsteht, dass es nur in dieser Perfektion erstrebenswert sei. Für dem Anfang gibt es ab Seite 139 einen Praxisteil mit ersten, grundlegenden Lektionen. Die Lektionen sind verständlich erklärt, ihr Sinn wird erläutert und auch hier veranschaulichen Fotos das Gesagte. Oft sind es aber auch die Texte, die ein Aha-Erlebnis erzeugen und wo sich jeder, der mit Pferden zu tun hat, sofort etwas darunter vorstellen kann. So heißt es in Lektion 2 des Praxisteils "Weichen ohne Zwang": "Es ist schon erstaunlich, was passiert, wenn sich eine kleine, leichte Fliege auf der Schulter eines Pferdes setzt. Nicht lange und das Pferd fängt an, mit seiner Haut genau an dieser Stelle zu zucken, um die Fliege zu vertreiben. Bleibt die Fliege sitzen, so beginnt das Pferd, mit dem Kopf oder dem Schweif nach der Fliege zu schlagen oder stampft mit dem Bein auf. Wenn so ein leichter Druck wie der einer Fliege solche Reaktionen und so viel Aktivität auslösen kann, warum meinen wir Menschen dann eigentlich, so viel mehr Druck und Kraft aufwenden zu müssen, um ein Pferd zu bewegen?" (S. 141)
Oft mahnt Kenzie aber auch Dinge an, die eigentlich selbstverständlich sein sollten. Und dennoch ist es gerade diese Klarheit, die diese eigentlichen Selbstverständlichkeiten im eigenen Kopf wieder mit einem Fragezeichen versieht. Die beiden "Ziele", die sich Gabriele Boiselle und Kenzie Dysli möglicherweise gesetzt haben, nämlich "jeden Reiter zu ermutigen, sich auf verschiedenen Ebenen mit seinem Pferd einzulassen und einen persönlichen Weg zu dessen Seele zu finden" (S.124) und "Menschen zu zeigen, wie wunderschön es ist, mit seinem Pferd zu harmonieren" (S. 158) hat dieses Buch auf jeden Fall erreicht.


Aufmachung des Buches
Der großformatige Bildband (56x24cm, doppelseitig) ist ein echter Augenschmaus. Bereits das Cover gibt einen ersten Eindruck von der Faszination, die den Leser im Inneren des Buches erwartet. Es zeigt Kenzie auf ihrem Hengst Atila ohne Sattel und Zaumzeug in einem Sonnenblumenfeld. Der Hengst deutet dabei ein kontrolliertes Steigen an. Das Buch selbst beginnt mit drei doppelseitigen, ausdrucksstarken Fotos, die mit Freiheit, Vertrauen und Freude treffend beschrieben sind und das Herz jedes Pferdeliebhabers höher schlagen lassen. Leider schien mir die Druckqualität der Fotos nicht immer gleichbleibend gut. Ob das an dem langen Zeitraum (und damit vermutlich unterschiedlichen Kameramodellen) liegt oder ob es ein erforderlicher Kompromiss in der Papierqualität war, vermag ich nicht zu sagen. Schade ist es trotzdem.
Ansonsten besticht das Buch durch ein ausgewogenes Verhältnis von Bildern und Text. Die Bilder wirken alle ausdrucksstark und punktgenau getroffen, werden aber dabei niemals zum Selbstzweck. Dennoch kann man in einige von ihnen minutenlang eintauchen. Man beginnt zu träumen und zu erahnen, was für ein großartiges Gefühl es sein muss, auf diese Weise mit einem Lebewesen verbunden zu sein. Die Texte sind auf das Wesentliche reduziert, geben aber stets konkrete Hinweise, ermöglichen Rückschlüsse auf Kenzies Arbeit oder machen einfach nur Lust auf Andalusien.


Fazit
Dieses Buch sollte jeder Reiter gelesen haben und einige Leitsätze Kenzies zu seinen eigenen machen. Jeder Pferdeliebhaber sollte sich dieses Buch gönnen, weil es eine Liebe und einen Respekt für die Tiere ausstrahlt, der seinesgleichen sucht und die Fotos zum Dahinschmelzen sind. Leider verhindert die schwankende Fotodruckqualität dieser Ausgabe die Bestnote.


4 5 Sterne


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