Smaller Default Larger

Was anfangs wie eine Geiselnahme aussieht, entpuppt sich für Faris als ein Fall mit ungeahnt persönlicher Dimension: Ein mit einem Sprengstoffgürtel bewaffneter Mann überbringt ihm eine Botschaft. Sie lautet: „Das nächste Mal wirst du auf den Auslöser drücken.“ Faris kann sein eigenes Leben retten, als die Bombe explodiert. Doch er ahnt nicht, dass ein alter Feind einen teuflischen Plan für ihn ersonnen hat. Und dieser Widersacher schreckt weder vor Entführung zurück noch vor kaltblütigem Mord. Denn schließlich will er Zeuge werden, wie Faris selbst zum Attentäter wird …

 

Gottesluege 

 
Autor: Kathrin Lange 
Verlag: Blanvalet
Erschienen: 03/2015
ISBN: 978-3-442-38346-7
Seitenzahl: 413 Seiten

Hier geht's zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
Faris Iskander sieht sich erneut in der prekären Lage, einen unbekannten Gegner zur Strecke bringen zu müssen. Nicht nur, dass er vom anonymen Anrufer persönlich verlangt wird, nein, er fühlt sich auch noch schuldig am Tod seines alten Partners Paul. Ein verhängnisvolles Gefühl, bringt dieses ihn doch mehr als einmal in eine lebensgefährliche Situation. Doch ein alter und ein neuer Feind haben offensichtlich ihre Freude daran, Faris zu quälen, und so begibt er sich einmal mehr in die Rolle des aufopferungsvollen Polizisten.

Sanft, fast schon melancholisch und doch mit so einigen Kraftausdrücken hat Kathrin Lange diesen Thriller zu Papier gebracht.


Stil und Sprache
Aus der auktorialen Erzählperspektive wird der Leser in einen Thriller gezogen, der einerseits an Spannung und Raffinesse nichts zu wünschen übrig lässt, auf der anderen Seite aber nur Altes und Abgelebtes präsentiert. Es ist irgendwie schade, dass Kathrin Lange es mit dem zweiten Teil ihrer Faris Iskander Reihe nicht geschafft hat, von den Ereignissen des ersten Teils wegzukommen – zumindest was die aktuelle Handlung angeht. Das Einzige was sich geändert hat, sind die Schauplätze und Namen. Ansonsten hat man als Leser von Beginn an ein komplettes Déjà-vu Gefühl. Die Tatsache, dass ein reichlich lädierter und seelisch schwer angeknackster Kriminaloberkommissar hier erneut seinen Dienst tut und sich offensichtlich für das einzige menschliche Wesen hält, das in der Lage ist, die Welt von den Radikalisierten und krankhaft Wahnsinnigen zu befreien, hat irgendwann nur noch mäßigen Unterhaltungsfaktor.

Die Handlung ist – keine Frage - packend und oftmals sehr brutal. Und darin schafft es die Autorin auch erneut, zu punkten und diesen Thriller nicht zum kompletten Reinfall werden zu lassen. Aber der Plot selbst ist langweilig, alles andere als neu und dreht sich nur noch im Kreis. Es mutet schon regelrecht krankhaft an, was die Autorin ihre Charaktere hier sagen, denken und durchmachen lässt. Schön, dieser Thriller lebt offensichtlich von den persönlichen Dämonen, die die Hauptfigur quälen, aber müssen dabei immer und immer wieder die gleichen Bilder und Ansichten einer radikalisierten Gruppe, die eine friedliche Religion zum absolut Bösen erklärt und macht, abgespult werden? Dass die Wortwahl dann auch noch stellenweise äußerst heftig ist und scharf an die Grenze der Obszönität geht, tut ein Übriges, dem Leser die freudige Erwartung an diesen zweiten Band zu schmälern.


Figuren
Die Autorin hat entweder eine Vorliebe für zerbrochene Charaktere, oder sie sieht in einem gebeutelten Helden die einzige Möglichkeit, ihrer Hauptfigur Tiefgang und Wirkung zu verleihen. Faris Iskander ist, das muss klar gesagt werden, ein Wrack. Nicht nur seelisch, sondern auch körperlich. Zumindest scheint das der einzige Zustand zu sein, in dem er seinen Job erledigen kann. Denn anders erlebt der Leser diese Figur nicht. Gerade einigermaßen genesen vom letzten Fall und wieder frisch im Dienst, darf er – noch in Laufklamotten – direkt zum nächsten Einsatz. Und dort wird er erneut körperlich versehrt und hangelt sich praktisch von einer Verbandsbinde zur nächsten. Wo andere literweise Kaffee während der Arbeit trinken braucht Kriminalkommissar Iskander den Extremschmerz, um auf den Beinen zu bleiben – zumindest mehr oder weniger. Das ist einerseits schön und gibt dem Kämpfer eine gewisse Tragik, auf der anderen Seite wird es aber mit der Zeit auch anstrengend und eintönig.

Gut, das persönliche Schicksal von Faris Iskander entwickelt sich auf interessante Weise weiter und wird entsprechend dargestellt. Und es gibt auch eine Figur, bei der man sich bis zum Schluss nicht sicher ist, auf wessen Seite diese steht bzw. was deren weiterer Sinn in diesen Thrillern ist. Das wird am Ende zwar angedeutet, aber irgendwie sieht man diese bestimmte Figur noch nicht so richtig in der Rolle, die die Autorin diesem Charakter wohl zukünftig zugedacht hat. Doch davon allein kann eine Handlung nicht leben, ein chaotischer Plot nicht wieder geordnet werden.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist optisch relativ nüchtern gehalten. Dezente blasse Farben und ein Bild von Berlin – das ist alles. Einzige Raffinesse: Die Buchstaben und der Turm glänzen matt, hält man den Titel leicht schräg. Auf der Rückseite stehen einige Worte zum Thrillerinhalt. Nicht unbedingt mein Geschmack.


Fazit
Schlussendlich bin ich enttäuscht. Von diesem Thriller hatte ich mir eindeutig mehr erwartet. Gotteslüge ist ein durchschnittliches Buch, das in bereits bekannten Ideen und Handlungen versinkt und in eine Endlosschleife an Fanatismus, Radikalität und Wahnsinn abgleitet. Bleibt nur zu hoffen, dass wir Leser Faris Iskander auch mal in einem Stück und unversehrt durch einen Fall gehend erleben dürfen. Schade, aber hier wurde nach einem tollen Start (Band 1) eine schwache Fortsetzung hingelegt.


3 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de oder deinem Buchhändler vor Ort

Backlist:
Band 1: 40 Stunden

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo