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Kategorie: Krimis

Es ist Abend, dunkel. Im Elbtunnel herrscht wie immer Stau. Plötzlich ein Schuss. Der Fahrer eines weißen Geländewagens sackt über dem Lenkrad zusammen. Der Täter entkommt unerkannt. Die Tat eines Amokläufers? Der Beginn eines Bandeskrieges? Alle Spuren führen ins Nichts. Und dann interessiert sich mit einem Mal ein amerikanischer Geheimdienst für den Fall. Hauptkommissar Adam Danowski gilt trotz seines jüngsten Ermittlungserfolges als unberechenbar. Auch diesmal geht er eigene Wege. Die führen in eine Neubausiedlung inmitten weiter Moorwiesen am Rande der Stadt, an verlassene Orte und düstere Geheimgänge.

 

Blutapfel 

Autor: Till Raether
Verlag: Rowohlt Polaris
Erschienen: 05/2015
ISBN: 978-3499267093
Seitenzahl: 480 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Der Rückentext ist schon recht ausführlich, was die Hauptgeschichte angeht, es gibt jedoch eine umfangreiche Rahmenhandlung, die daneben recht viel Raum einnimmt. So überlegt Adam Danowski ernsthaft, nach den Strapazen des letzten Falles einen Teilzeitjob im Innendienst anzunehmen und betrachtet diesen Fall als seinen letzten. Das führt bei ihm zu einem nicht unerheblichen Ehrgeiz, den Fall auch aufzuklären und beflügelt ihn förmlich, auch nicht ganz koschere Ermittlungsmethoden in Betracht zu ziehen. Seine Hypersensibilität bringt ihn dabei manchmal an seine Grenzen und dann ist da ja noch sein alter Partner Finzi, der nach einem Mordanschlag stumm und gelähmt in einem Pflegeheim vor sich hin vegetiert.

Man sieht schon bei dieser kurzen Aufzählung, dass sich hinter der knappen Inhaltsangabe eine größere Idee verbirgt, dass hier nicht nur ein reiner Krimi sich abspielt, sondern viele kleine Begebenheiten um die eigentliche Geschichte herum eher typisch für eine längere Reihe sind. So werden auch am Ende einige der Randnotizen nicht vollständig aufgelöst, es muss also quasi eine Fortsetzung geben.


Stil und Sprache
Nach einem scheinbar ohne Zusammenhang vorangestellten Prolog geht es gleich richtig los mit Adam Danowski und der Rosine. Ja, genau, Rosine. Adam Danowski soll nämlich lernen, sich zu entspannen und wurde vom Amtsarzt zu einem Achtsamkeits-Meditationskurs verpflichtet. Naja, und der beginnt eben mit einer Rosine. Das ist natürlich nicht das Hauptthema des Krimis, aber es zeigt die Art von Humor, die Till Raether immer wieder in seine Geschichte einbaut, vollkommen trocken und manchmal ansatzlos, klasse!

Spannend ist der Krimi, den fast ausschließlich Adam Danowski erzählt, natürlich trotzdem, auch wenn es im Mittelteil die ein oder andere Länge gibt, wenn die Ermittlungen nicht gut vorankommen oder man gerade mit Routinearbeiten beschäftigt ist. Dann ergeben sich die spannenden Momente eher durch kurze Szenen, in denen andere Personen im Mittelpunkt stehen, Verdächtige, Danowskis Kollege Finzi oder Tracy Harris aus dem Prolog. Insgesamt lassen sich die rund 450 Seiten gut und flüssig lesen; Till Raether kann eben einfach schreiben, er hat das gelernt.


Figuren
Adam Danowskis Hypersensibilität ist für ihn eher ein Fluch als ein Segen, sorgt sie doch dafür, dass er leicht überfordert oder gestresst ist. Er denkt viel darüber und über das Leben im Allgemeinen und Besonderen nach und weiß oft genau, was er eigentlich tun oder lassen sollte, hält sich jedoch nur selten daran. Ab und zu sorgt das für schräge Situationen, aus denen er sich aber immer wieder herauslavieren kann. Insgesamt ein sympathischer Zeitgenosse mit Potential, wie ich finde.

Finzi als Adams Kollege hat dieses Mal nur eine Nebenrolle, aber auch er ist sensibel und nachvollziehbar dargestellt. Seine Entwicklung im Verlauf des Falles ist – sagen wir mal – ziemlich bemerkenswert, ohne hier zu viel verraten zu wollen.

Es gibt außerdem eine Menge Nebenfiguren, sie alle wirken authentisch und scheinen zumindest teilweise lebende Vorbilder zu haben, denn solche Typen kann man sich nicht ausdenken, oder doch?


Aufmachung des Buches
Das großformatige Taschenbuch ist in Klappbroschur aufgemacht und zeigt auf dem Cover eine Szene, die auch im Buch so vorkommt: Ein alter Mann hält in seiner Hand einen aufgeschnittenen  Apfel mit orangerotem Fruchtfleisch und bietet ihn dem Betrachter an. Bis auf den Apfel ist das Bild in Schwarz-Weiß gehalten, lediglich der Titel ist in einem ähnlichen Orangeton gedruckt.


Fazit
Die Fortsetzung von Treibland kann nicht mit derart abstrusen Situationen aufwarten, wie sie dort beschrieben sind, dennoch ist Blutapfel ein spannender, ziemlich verwinkelt angelegter Krimi, der gut zu unterhalten weiß.


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Treibland