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Auf alle anderen in diesem Abteil wirke ich völlig normal; ich tue, was sie tun: zur Arbeit pendeln, Termine machen, Dinge erledigen. WIE MAN SICH IRREN KANN.

Jeden Morgen pendelt Rachel mit dem Zug in die Stadt, und jeden Morgen hält der Zug an der gleichen Stelle auf der Strecke an. Rachel blickt in die Gärten der umliegenden Häuser, sieht ihre Bewohner. Und eines Tages beobachtet sie etwas Schockierendes …

 

Girl on the train 

Originaltitel: The Girl on the Train
Autor: Paula Hawkins
Übersetzer: Christoph Göhler
Verlag: blanvalet
Erschienen: 06/2015
ISBN: 978-3764505226
Seitenzahl: 448 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Rachel fährt jeden Morgen und jeden Abend mit dem Zug, und immer an der gleichen Stelle fährt der Zug langsamer oder stoppt sogar. Rachel hat freien Blick auf eine Reihenhaussiedlung und beobachtet deren Bewohner. Besonders ein junges Paar hat es ihr angetan: sie tauft die beiden „Jess“ und „Jason“ und denkt sich ein Leben für sie aus. Dann jedoch beobachtet sie etwas, dass sie an ihrer Geschichte zweifeln lässt. Und dann verschwindet „Jess“, die eigentlich Megan heißt, spurlos. Rachel meldet der Polizei ihre Beobachtung und ahnt nicht, was sie damit auslöst. Denn was weiß man schon über Menschen, die man nur aus der Ferne beobachtet?

Paula Hawkins‘ Erstlingswerk wird vom Verlag als „Spannungsroman“ bezeichnet und das trifft es ganz gut. Für einen richtigen Krimi fehlt ein Ermittler, ein paar Thrillerelemente gibt es zwar, aber im Zentrum steht eigentlich Rachel, die sich nach etlichen Rückschlägen in ihrem Leben verzweifelt frei zu strampeln versucht. Wie sie dabei immer tiefer in das Leben anderer Menschen eindringt und wie dieses mit ihrem eigenen verknüpft ist, das hat Paula Hawkins geschickt in Szene gesetzt. Wie gesagt, kein Krimi, aber durchaus spannend!


Stil und Sprache
Paula Hawkins erzählt ihre Geschichte mit Hilfe dreier Perspektiven: zunächst überwiegt der Erzählanteil Rachels, immer wieder und je nach Wichtigkeit mehr oder weniger ausführlich erzählen auch Anna und Megan ihre Sicht der Dinge. Alle drei verwenden die Ich-Perspektive, und das kann ganz schön verwirrend sein. Hinzu kommt außerdem, dass es mehrere Zeitebenen gibt und man aufpassen muss wie ein Luchs, um die Reihenfolge der Ereignisse im Auge zu behalten.

Eigentlich ist diese Dreiteilung der Geschichte ein geschickter Schachzug, allerdings gelingt er Paula Hawkins nicht konsequent genug: alle drei Protagonistinnen verwenden denselben Sprachduktus, so dass man als Leser kaum unterscheiden kann, wer gerade „spricht“ und sich ab und zu sogar dabei erwischt, zurückzublättern und die Überschrift des jeweiligen Kapitels zu lesen. Die nämlich nennt jeweils den Namen der Erzählerin, das aktuelle Datum und bietet oft die einzige Chance der Identifizierung.

Die Geschichte selbst ist spannend und mit vielen Winkelzügen versehen, so dass man lange nicht genau weiß, worauf eigentlich alles hinauslaufen soll. Lediglich im Mittelteil gibt es ein paar kleinere Längen, die aber angesichts der Gesamtkonstruktion nicht sehr ins Gewicht fallen.


Figuren
Girl on the Train kommt mit relativ wenigen Figuren aus, im Zentrum steht natürlich Rachel. Nachdem ihr Mann sie vor fast zwei Jahren wegen einer anderen Frau verlassen hat, ist ihr Leben aus den Fugen geraten. Sie trinkt zu viel, hat aus diesem Grund ihren Job verloren und fährt nur deshalb jeden Tag mit dem Zug, damit ihre Freundin, bei der sie untergeschlüpft ist, nicht merkt, was wirklich mit ihr los ist. Von ihrem eigenen Leben enttäuscht, versucht Rachel, Trost im Leben anderer zu finden und ist völlig fasziniert von ihrem imaginären Traumpaar „Jess“ und „Jason“. Dass die Wirklichkeit eine ganz andere ist, merkt sie erst sehr spät. Rachels Handlungen werden über weite Strecken vom Alkoholmissbrauch gesteuert und oft weiß sie nicht, was sie am Abend zuvor eigentlich gemacht hat. Sicher keine ganz einfache Protagonistin, ihre vermeintliche Schwäche und ihre Sucht lassen sie nicht unbedingt sympathisch wirken. Aber irgendwann packt sie einen dann doch …

Auch Megan und Anna sind keine perfekten Frauen, auch wenn Rachel sie gern so sieht. Beide haben ihre Geheimnisse, Ängste und Traumata und sind genauso eindringlich dargestellt wie Rachel, wenngleich nicht derart facettenreich. Die Männer hingegen spielen über weite Strecken eher Nebenrollen und ihnen kommt man naturgemäß nicht so nahe wie den drei Ich-Erzählerinnen. Dann gibt es nur noch ein paar kleinere Neben-Nebenrollen, die mit eher klischeehaften Figuren besetzt worden sind, was aber nicht weiter ins Gewicht fällt.


Aufmachung des Buches
Das großformatige Taschenbuch ist in Klappbroschur aufgemacht, auf dem Cover sieht man hinter dem verwischten Titel einen Zug fahren. Dieser setzt sich auf den Innenklappen fort und passt sehr gut zur Geschichte. Innen sind die Kapitel wie schon erwähnt mit dem Namen der jeweiligen Erzählerin und dem Datum überschrieben. Dringend erforderlich!


Fazit
Eine ganz andere Geschichte, die mit starken Figuren und einer kniffligen Story aufwartet. Auch wenn ein paar stilistische Feinheiten fehlen, bietet Girl on the Train doch einige spannende Lesestunden. Auf jeden Fall empfehlenswert!


4 5 Sterne


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