Wer auf eine geheime Spezialschule der Regierung geht, den sollte eigentlich nichts mehr wundern. Dennoch fällt die junge Amanda aus allen Wolken, als eine mysteriöse Geheimorganisation sie rekrutiert und vorzeitig vom College holt. Noch viel unglaublicher ist jedoch, dass diese Organisation namens Annum Guard echte Zeitreisen unternimmt! Seit Jahren optimiert sie unsere Vergangenheit. Bisher bestand sie aus sieben Wächtern, doch nun soll ein achtes Mitglied hinzukommen - Amanda. Wieso ausgerechnet sie ausgewählt wurde, ist ihr schleierhaft. Tatsache ist jedoch: Ist man einmal in der Organisation, bleibt man dort für immer. Amanda muss lernen, bei Annum Guard klarzukommen - mit den Zeitreisen, der furchtbaren Zicke Yellow und mit dem mysteriösen Blue. Doch Amanda kommt einer gefährlichen Verschwörung auf die Spur ...
Originaltitel: The Eighth Guardian |
Die Grundidee der Handlung
Der obenstehenden Verlagszusammenfassung gibt es eigentlich nichts hinzuzufügen – sie gibt einen guten ersten Einblick in Amandas Geschichte und macht direkt sehr deutlich, warum man das Buch auf jeden Fall lesen sollte: eine geheime Regierungsorganisation, undurchschaubare Verschwörungen und Zeitreisen gekoppelt mit klassischen Jugend-Problemen. Eine Mischung, die sicher nicht ganz neu ist, für die Meredith McCardle aber einen durchaus neuen Ansatz findet. So gelingt ihr ein durch und durch spannender Roman und ein Reihen-Auftakt, der mehr als neugierig auf die folgenden Bände macht.
Stil und Sprache
„Die achte Wächterin“ kommt zum Glück ohne den klassischen, verwirrenden Prolog aus, sondern steigt direkt in der Handlung ein. Die Ich-Erzählerin Amanda ist gerade mitten im Testtag an ihrem Collage und hat ein ganz mieses Gefühl. Zwar wurde schon sehr lange kein Junior mehr ausgewählt, aber einer der Beobachter macht sie nervös. Schnell stellt sich heraus, dass sie damit Recht hat und die rasante Handlung beginnt. Der Autorin gelingt auf den folgenden vierhundert Seiten die ideale Mischung aus Spannung und ruhigeren Phasen während sie gleichzeitig die Grundbedrohung konstant spürbar macht. Immer wieder nimmt die Handlung überraschende Wendungen, meistens ausgelöst durch neue Enthüllungen zu den Teamkollegen von Annum Guard. So bleibt der Roman bis zur letzten Seite fesselnd und schafft nach dem packenden Showdown die ideale Ausgangslage für den zweiten Band – der zum Glück schon in wenigen Monaten erscheint.
Der Schreibstil von Meredith McCardle überzeugt ebenso wie die Handlung. Insbesondere die Beschreibung der Zeitreisen ist ihr wunderbar plastisch gelungen und man hat wirklich das Gefühl, die vergangenen Jahrhunderte sehen, riechen und fühlen zu können. Lediglich die sprachlichen Unterschiede zwischen Amanda und den anderen Guard Mitgliedern hätte ich mir deutlicher gewünscht. Wenn man bedenkt, dass die anderen wahrscheinlich bereits einige Zeit in einer elitären Umgebung ausgebildet wurden und speziell auf die Reisen in die Vergangenheit vorbereitet werden, würde man eine förmlichere Sprache erwarten als bei einer Künstlertochter mit solchem Temperament. Aber das ist nur eine Kleinigkeit verglichen mit dem ansonsten tadellosen Schreibstil.
Wie bei allen Zeitreiseromanen stellt sich die Frage, wie glaubwürdig die Vergangenheit gelingt und wie überzeugend die Erklärung der Zeitreise ist. Beide Herausforderungen hat Meredith McCardle mit Bravur gemeistert. Die Episoden in der Vergangenheit sind wie erwähnt sehr plastisch und sie wirken auch historisch korrekt. Das Zeitreise-Phänomen wird überzeugend erläutert, ohne zu viel Wissenschaft einzufügen. Insbesondere die Besonderheit des Zeitvorlaufs in der Gegenwart bringt noch zusätzliche Spannung in den Roman.
Figuren
Amanda führt schon vor ihrer Rekrutierung bei Annum Guard keineswegs ein gewöhnliches Leben. Sie ist die Tochter einer Künstlerin und besucht trotzdem eine geheime Elite-Schule, um dafür ausgebildet zu werden, eines Tages dem amerikanischen Staat in einer der unzähligen Geheimorganisationen zu dienen. Wie geheim ihr späterer Arbeitgeber tatsächlich sein würde, hat Amanda vorher natürlich nicht geahnt. Stattdessen wird sie mitten hinein ins kalte Wasser geworfen und lernt gemeinsam mit dem Leser die Gesetzmäßigkeiten des Zeitreisens kennen. Man schließt sie dabei schnell ins Herz und folgt Amanda gerne auf ihren Abenteuern. Allerdings war sie mir teilweise zu unbedacht und störrisch – von jemandem, der an einer Elite-Akademie ausgebildet wird, erwartet man einfach ein elitäreres Verhalten oder zumindest ein wenig Gelassenheit.
Bedingt durch die Erzählperspektive und Amandas umfangreiche eigene Sorgen kommen die Nebencharaktere ein bisschen kurz – zeigen aber schon viel Potential für folgende Bände. Das, was man von den Nebencharakteren jetzt schon sieht, lässt auf vielschichtige Hintergründe und dreidimensionale Charaktere schließen. Besonders gut fand ich, dass die in der Verlagszusammenfassung angedeuteten Klischee-Typen im Buch dann doch ganz andere Seiten haben und mit einigen Überraschungen aufwarten.
Aufmachung des Buches
Der erste Band der Zeitspringer-Saga erschien als Klappbroschur mit einem Cover, das sofort ins Auge springt. Das liegt weniger an der schwarzen Pflanze, die im Vordergrund steht und die zwar sehr hübsch anzusehen ist, aber keinen Zusammenhang zur Handlung hat. Stattdessen fällt das Buch durch den strahlenden, gold-gelben Hintergrundton auf, der wunderbar zu der schwarzen Schrift und der Blume passt. Schlicht, aber doch etwas besonderes, wirklich gelungen.
Im Anschluss an den Roman ist nicht nur die klassische Danksagung abgedruckt, sondern auch eine kurze Anmerkung der Autorin. Hier geht sie auf die historischen Details ein und insbesondere auf die Punkte, in denen sie bewusst von der tatsächlichen Geschichte abgewichen ist.
Fazit
Die Idee von „Die achte Wächterin“ hat mich schon nach dem Lesen der Verlagszusammenfassung überzeugt und das Buch hat auf jeden Fall gehalten, was da versprochen wurde: beste Unterhaltung, eine ausgesprochen spannende Handlung, sympathische Charaktere und eine Verschwörung, die noch weit über die Vorkommnisse im ersten Band hinaus gehen dürfte. Ich kann den zweiten Teil kaum erwarten!
Hinweise
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