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Ricky ist 11 Jahre und liebt Kung-Fu. Dumm nur, dass er niemanden zum Trainieren hat, außer seinen Phantasiefreund Xi Lao Peng. Überhaupt hat es Ricky gerade nicht leicht: Sein großer Bruder Micha nervt tierisch, Rickys Eltern haben in ihrer Tischlerei richtig Stress, und sein bester Freund Simon will immer bloß Vögel beobachten. Doch alles ändert sich, als die coole Alex nach Herzfeld zieht …

 

Ich Xi Lao Peng und die Sache mit meinem Bruder 

Autor: Hannes Klug
Illustrator: Ulf K.
Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag
Erschienen: 24. April 2015
ISBN: 978-3-499-21420-2
Seitenzahl: 208 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Der 11-jährige, fantasiebegabte Ricky liebt Kung Fu und das Mitarbeiten in der Tischlerei seines Vaters. Seit sein großer Bruder Micha immer mit seinen dämlichen Freunden herumhängt und keine Zeit mehr für Ricky hat, sondern ihn triezt, wann immer er nur kann, nimmt Rickys imaginärer Freund Xi Lao Peng immer mehr Platz in seiner Vorstellung ein. Doch das alles ändert sich als das Mädchen Alex mit ihrer Mutter nach Herzfeld zieht. Mit einem Mal überschlagen sich die Ereignisse. Ricky und Micha möchten Alex näher kennenlernen und nicht nur in der väterlichen Tischlerei gibt es Stress, sondern auch bei Ricky Zuhause herrscht dicke Luft. Die beiden Jungs müssen sich mit sich selbst und ihrem Umfeld auseinander setzen und werden so - ganz nebenbei - ein ganzes Stück erwachsener.

Die Idee ist spannend und wurde gut umgesetzt. Die angesprochenen Themen wurden für Kinder ab ca. 10 Jahren altersgerecht verpackt und in eine spannende Geschichte eingeflochten.


Stil und Sprache
Die Geschichte wird vom 11-jährigen Ricky in der Gegenwart, aus seiner Sicht und in der "Ich-Form" erzählt. Die gewählte Sprache und der Schreibstil sind der angepeilten Zielgruppe sehr gut angepasst, in der frischen, etwas flapsigen Erzählweise besonders ansprechend und daher leicht und gut zu lesen. Der Autor schafft es außerdem sehr gut, Beschreibungen und Erzählung miteinander zu verflechten, sodass man sich die unterschiedlichen Situationen lebhaft vorstellen kann. Die kurzen Kapitel zeigen oft – fast wie bei einem Film - Szenenausschnitte bzw. Situationen aus Rickys Alltag, die zwar zusammengehören, aber nicht immer nahtlos an das vergangene Kapitel anschließen.

Auf den ersten paar Seiten überwiegt die Fantasievorstellung Rickys mit imaginären Heldentaten und leichtem Größenwahn. Hier handelt er – auch in Anbetracht seines Alters – weder sehr sinnvoll noch altersgerecht und es kann durchaus sein, dass man als Leser erstmal das Gefühl hat, sich im falschen Buch zu befinden. So irritierend die Fantasiephase Rickys jedoch anfangs ist, tritt nach ein paar Seiten der imaginäre Kung Fu Held „Xi Lao Peng“ zugunsten der Realität und den Problemen Rickys mit seinem Bruder Micha und der Bekanntschaft mit dem Mädchen Alex nahezu in den Hintergrund. Hat man also die ersten Seiten hinter sich gebracht, dann wird aus der eher verwirrenden fantastischen Fabulierung ein interessanter Kinder/Jugendroman, der viele in Rickys und Michas Alter relevanten Situationen und Probleme aufgreift, darstellt und zeigt, wie die unterschiedlichen Brüder damit umgehen.

Egal ob es sich um die unvermeidliche Konkurrenz zwischen Brüdern, das „um alles in der Welt „Cool sein“ müssen/wollen“ oder „sich vor den Kumpels keine Blöße geben wollen“ handelt. Die unterschiedlichen Wichtigkeiten der beiden Jungs werden gut gezeigt und hier können sich auch bestimmt einige der jungen Lesebegeisterten in einigen Situationen wiederfinden.

Auch die unterschiedlichen Meinungen zwischen Eltern und Kinder und Michas Bestreben, sich von Zuhause zu lösen, selbst zu entscheiden, was er lernen, arbeiten und mit seinem Leben anstellen will (und der dadurch teilweise ziemlich selbstbezogen wirkt), lassen sich gut erkennen. Rickys Unverständnis darüber, warum sich sein – früher so netter - Bruder nun so unvorhersehbar und teilweise gemein verhält und Rickys Reaktion - die Flucht in eine ganz besondere Fantasiewelt – darauf, wird vermutlich ebenfalls einigen Lesern bekannt vorkommen.

Sobald das Mädchen Alex die Szenerie betritt, kommt eine weitere Herausforderung zu dem schwierigen Geschwisterverhältnis dazu. Denn nun ändert sich eine Menge für die beiden Brüder. Das erste Interesse am anderen Geschlecht, die erste Verliebtheit und der unterschiedliche Umgang der Brüder mit der grummeligen, nicht sehr geduldigen Alex, die an ihren eigenen Problemen zu knabbern hat, wird zu einer ganz anderen Herausforderung für die beiden. In dem sich die Drei jedoch langsam näher kommen und zaghaft Freundschaft schließen, beginnen sie (gezwungenermaßen) zugleich auch, sich mit ihren eigenen Problemen ernsthaft auseinanderzusetzen. 

So fließt in dem Roman das Thema „erwachsen werden“ ebenso unaufdringlich mit ein, wie die erste Verliebtheit und die Probleme, die man als angehender Romeo damit haben kann. Auch den Stress, der auf die ganze Familie ausstrahlt und für diverse „Ausraster sorgen kann“, wenn es um Probleme wie drohender Arbeitsplatzverlust bei den Eltern geht und die unvermeidlichen Spannungen zwischen Eltern und Kindern und auch zwischen den Geschwistern selbst, werden gut nachvollziehbar dargestellt.

Da nahezu jedem Leser einige dargestellte Situationen bekannt vorkommen dürften, könnten sich durchaus auch etwas ältere Bücherfreunde von der unterhaltsamen Geschichte angesprochen fühlen.


Figuren
Ricky ist ein recht unkomplizierter, Kung-Fu begeisterter 11-Jähriger, der teilweise in seiner eigenen Welt lebt. Er liebt es, in der Tischlerwerkstatt seines Vaters zu helfen und leidet darunter, dass sich sein älterer Bruder in der letzten Zeit sehr verändert hat und sich nicht mehr um ihn kümmert. Xi Lao Peng ist die Fantasiegestalt von Ricky, bei der er sich Mut und Verständnis holt.

Micha, Rickys älterer Bruder, hat eigene Interessen entwickelt und will weder weiter zur Schule gehen, noch in der elterlichen Tischlerei arbeiten, was sein Vater jedoch nicht einsieht. Doch Micha möchte sein Leben anders führen und befindet sich in der Phase zwischen Jugendlicher und Erwachsener, der seinen Weg sucht. Als er sich in die neu zugezogene Alex verguckt und er seinen Bruder als Verbündeten braucht, um Alex Vorlieben herauszufinden, kommen sich die beiden Jungs wieder näher.

Alex hasst es, dass sie mit ihrer Mutter nach Herzfeld gezogen ist. Sie mag den Freund ihrer Mutter nicht und ist sauer, dass sie ihr bisheriges Leben hinter sich lassen musste. Erst als sie sich mit Ricky anfreundet, beginnt sie sich mit ihrer Situation auszusöhnen und erlaubt sich einen etwas anderen Blickwinkel.

Die Eltern der Brüder, die unangenehmen Freunde von Micha und Rickys Freund Simon passen mit ihrem Verhalten gut zu der Geschichte und decken so weitere Bereiche aus Rickys Leben ab. Auch die Eltern der Jungs haben nachvollziehbare Gründe für ihr Verhalten und sind, wie auch wie Ricky, Micha und Alex, gezwungen, sich mit unabänderlichen Situationen auseinanderzusetzen. Sie reagieren sehr unterschiedlich auf den Druck von außen, trotzdem kann man ihr Verhalten gut nachvollziehen.

Durch die Folgen ihrer Handlungen haben alle wichtigen Figuren im Lauf der Geschichte die Möglichkeit zu wachsen und sich weiter zu entwickeln. Sie sind motiviert, entweder aus einem inneren Bedürfnis oder durch die äußeren Umstände, und reifen an den Herausforderungen.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist fest gebunden, das Coverbild ist witzig und passt gut zum Titel des Buches. Der Rückseitentext gibt einen kurzen Einblick in die Geschichte und umfasst den Kern des Buches. 76 kurze, mit einer Überschrift versehene, durchnummerierte Kapitel und 14 dazupassende schwarz/weiße Illustrationen sorgen für eine kurzweilige, leserfreundliche Geschichte und im Nachwort wird zudem erzählt, wie dieses Buch entstanden ist. Die bebilderten Kurzvitas des Autors und des Illustrators runden die Geschichte gut ab. Anschließen wird noch das neue Kinderbuch „Ich – voll peinlich“ der Autorin Katja Reider aus dem Verlagsprogramm vorgestellt.


Fazit
Ein kurzweiliges, illustriertes Kinderbuch, in dem Kinder- und Jugendrelevante Themen auf unaufdringlich-spannende Weise verpackt wurden. Sehr geeignet als Mitbringbuch oder Geschenk. Durch flapsige Sprache, den unterhaltsamen Schreibstil sowie die kurzen Kapitel und Illustrationen könnte es bestimmt auch nicht so geübte Leser als unterhaltsames Lesevergnügen sehr ansprechen.


4 5 Sterne


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