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Kategorie: Liebes-, Frauen- und Erotikromane

Nach einer schicksalhaften Begegnung in den Highlands verlieben sich die widerspenstige Allison MacDonald und der sensible Malcolm Campbell. Eine Liebe, die nicht sein soll, gehören sie doch verfeindeten Clans an, die in der Auseinandersetzung um die Unabhängigkeit Schottlands gegeneinander kämpfen. Vor dem Hintergrund eines wahren historischen Ereignisses erzählt Sabine Dillner die ergreifende Geschichte von Liebe und Hass, Treue und Verrat, Schuld und Vergebung.


  Autor: Sabine Dillner
Verlag: Ueberreuter
Erschienen: 07/2008
ISBN: 978-3-8000-5432-9
Seitenzahl: 304 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Die 17-jährige Allison MacDonald ist allein unterwegs, als sie auf einen jungen Mann trifft, der mit dem Fuß in eine Wolfsfalle geraten ist, aus der er sich nicht selbst zu befreien vermag. Obwohl er sich als Malcolm Campbell, Sohn des Chiefs des verfeindeten Nachbarclans zu erkennen gibt, zögert sie nur kurz, bevor sie ihm behilflich ist. Die Beiden finden Gefallen aneinander. Doch im Bewusstsein, dass eine Liebe zwischen ihnen keine Zukunft hat, trennen sich ihre Wege.
Einige Zeit später wird Malcolm von seinem Onkel, der sich in der Auseinandersetzung um die Unabhängigkeit Schottlands auf die Seite Williams III, König von England, geschlagen hat, genötigt der englischen Armee beizutreten. Eine Truppe derselben taucht während eines Schneesturmes in Glencoe, dem Tal der MacDonalds, auf und bittet um Obdach. Obwohl bekennende Jakobiten – also Anhänger des im Exil lebenden schottischen Königs – zwingt das ungeschriebene Gesetz der Gastfreundschaft in den Highlands die MacDonalds, es ihnen zu gewähren. Die Soldaten werden in den diversen Häusern untergebracht. Dass sich auch Malcolm unter ihnen befindet, weiß Allison, da sie bei deren Ankunft einen kurzen Blick auf ihn erhaschen kann.
Schamgefühl und ein unbestimmter Verdacht veranlassen Malcolm, Allison aus dem Weg zu gehen. Noch während er versucht Licht ins Dunkel zu bringen, was die Befehle des englischen Königs anbelangen, nimmt das Schicksal seinen grausamen Lauf…


Stil und Sprache
Die in Irland lebende, deutsche Autorin Sabine Dillner hat sich mit “Schatten über Glencoe“ eines Themas angenommen, das noch heute die (nicht nur schottischen) Gemüter erhitzt. Diesen unehrenhaften, an Grausamkeit und Hinterlist kaum zu überbietenden Überfall, bei dem der Clan der MacDonalds of Glencoe fast gänzlich ausgelöscht wurde, ebenso wie die Ereignisse, die dazu führten, niederzuschreiben, erforderte im Vorfeld sicherlich eine intensive Recherche. Dazu erfindet sie eine zu Herzen gehende Liebesgeschichte, die sie gekonnt einfügt.
Als Ausgangspunkt für ihren Roman wählt Dillner einen im Präsens verfassten Prolog, in dem sich Allison an das Geschehene zurückbesinnt. Die sich anschließenden relativ kurzen Kapitel schildert die Autorin aus Sicht des jeweiligen Hauptprotagonisten in der 3. Person, wobei sie innerhalb der einzelnen Kapitel nicht den Erzähler wechselt.
Sabine Dillner bedient sich einer bildhaften Sprache mit prägnant formulierten Sätzen und entführt den Leser in ein von Clanfehden und Machtkämpfen gepeinigtes Schottland, wobei sie es auch nicht versäumt, einige Fragmente aus der highland-typischen Mythologie mit einzuflechten. Durch maßvolle, wohldosierte und keineswegs zu ausführliche Landschaftsbeschreibungen gelingt es ihr sehr gut, die Umgebung vor den Augen des Lesers entstehen zu lassen.
Eine Menge verschiedenster Gemütsregungen durchlebt man bei der Lektüre ihres Buches. Die erste Begegnung zwischen Allison und Malcolm und das zarte Aufkeimen ihrer Liebe erweckt Rührung, in die sich Neugierde und leise Bedenken mischen. Man fragt sich, wie zwei Menschen zueinander finden sollen, deren Liebe von vornherein zum Scheitern verurteilt ist, fühlt sich an Shakespeares Romeo und Julia erinnert und verharrt in gespannter Erwartung. Im weiteren Verlauf nimmt man an ihrer beider Leben teil, erfährt von großen und kleinen Sorgen, lernt die unterschiedlichsten Personen kennen und empfindet währenddessen Verwunderung, teilweise Entrüstung, Zustimmung, Ablehnung, aber auch Erheiterung. Stets jedoch behält man im Hinterkopf, auf welches grausige Ereignis die Handlung zusteuert. Spätestens jetzt empfehle ich, tief und gleichmäßig Luft zu holen. Sobald nämlich das Unvermeidliche eintritt, wird man überschwemmt von Unverständnis über Empörung bis hin zu maßloser Wut, Mitgefühl und Trauer – Emotionen, die das Durchatmen ungemein erschweren. Mein Tipp: Zart Besaitete sollten Taschentücher bereithalten!
Insbesondere während der dramatischen Passagen erinnert mich Sabine Dillners Erzählstil sehr an den von Marsha Canham, die es mit ihren Romanen “Schöne Rebellin“ und “Das Herz der Rose“ gleichermaßen schaffte, mich mitzureißen, aufzuwühlen und atemlos zurückzulassen.


Figuren
Mit Allison und Malcolm hat die Autorin zwei bestens ausgearbeitete Hauptprotagonisten geschaffen. Ihre Gedanken und Gefühle, ebenso wie ihr Aussehen, beschreibt sie niemals langatmig, jedoch sehr intensiv und verleiht ihnen eine solche Lebendigkeit, die den Leser bald glauben lässt sie persönlich zu kennen.
Auch die Nebencharaktere gestaltet sie vielschichtig, indem sie diese nicht einfach in Gut und Böse separiert, und selbst dem Fiesling der Geschichte gesteht sie eine Schwäche zu.
Zudem verfügt keine ihrer Figuren über makellose Schönheit – eine Tatsache, die diese besonders echt wirken lässt.


Aufmachung des Buches
Mir liegt ein gebundenes Buch ohne Schutzumschlag, mit einer für den Ueberreuter-Verlag typischen Aufmachung solcherart Romane, vor. Eine Landschaftsaufnahme, die in der Tat aus den Highlands stammen könnte, ziert die unteren Hälften der Vorder- und Rückseite. Die Fotografie einer jungen rothaarigen Frau auf dem vorderen Cover stellt eindeutig Allison dar, vermutlich während des Prologs, als sie sich an die vorangegangenen Ereignisse zurückerinnert. Besonders beeindruckend an der Vorderseite ist der Ausschnitt eines alten Dokumentes, der den Hintergrund bildet für den Namen der Autorin und den durchaus treffend gewählten Buchtitel. Bei näherem Betrachten ist erkennbar, dass es sich hierbei um den offiziellen Befehl des englischen Monarchen handelt, das verabscheuungswürdige Verbrechen am Clan der MacDonalds of Glencoe zu begehen.

Der Innenteil beginnt mit einem Prolog, dem sich 24 relativ kurze Kapitel anschließen. Diese sind mit römischen Ziffern gekennzeichnet und beginnen nicht auf einer neuen Seite, sondern wenige Zeilen unterhalb des jeweiligen Vorkapitels. Den Abschluss bilden ein Epilog, einige Anmerkungen zum historischen Hintergrund und für die Geschichte relevante Begriffserläuterungen.


Fazit
“Schatten über Glencoe“ ist die anrührende Geschichte einer jungen Liebe vor dem gründlich recherchierten Hintergrund politischer Macht- und Ränkespiele um die Unabhängigkeit Schottlands, die in einer verabscheuungswürdigen Untat gipfeln. Wegen des Verzichtes auf erotische Szenen und einer eher zurückhaltenden Schilderung brutaler Passagen ist das Buch auch für Jugendliche ab 14 Jahren geeignet.
Der wundervoll mitreißende und sehr anspruchsvolle Roman ist zwar der erste, den ich von Sabine Dillner gelesen habe, aber mit Sicherheit nicht der letzte, und ich verleihe ihm das Prädikat: Absolute Leseempfehlung!


5 Sterne


Hinweise
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