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Kategorie: Thriller

Sherry Moore ist blind, seit sie im Alter von fünf Jahren schwerverletzt vor einem städtischen Krankenhaus gefunden wurde. An die Umstände der Verletzung und ihre Vergangenheit kann sich Sherry bis heute nicht erinnern. Dafür besitzt sie seither eine besondere Gabe: Wenn sie die Hand einer Leiche berührt, ziehen die letzten 18 Sekunden im Leben der Toten an ihr vorbei. Aufgrund dieser Fähigkeit wird sie gelegentlich von der Polizei zur Aufklärung von Verbrechen hinzugezogen.
Als an der Uferpromenade von Wildwood mehrere junge Frauen spurlos verschwinden und später ermordet aufgefunden werden, bittet Lieutenant Kelly O'Shaugnessy Sherry um ihre Mithilfe. Gemeinsam versuchen die beiden hinter die Identität des Killers zu kommen, doch mit jedem Schritt begeben sie sich immer tiefer in die tödliche Höhle der Bestie.

 

  Autor: George D. Shuman
Verlag: Heyne
Erschienen: 2008
ISBN: 978-3-453-43278-9
Seitenzahl: 396 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Sherry Moore erhält täglich haufenweise Post. Sie wird gebeten, beim Aufklären mysteriöser Todesfälle behilflich zu sein.
Sherry ist wegen einer schweren Kopfverletzung von Kindheit an blind. Warum das so ist, bleibt ihr bis heute verborgen. Ihre schwere Verletzung hat aber auch etwas Gutes: Wenn sie die Hand einer Leiche berührt, sieht sie die letzten 18 Sekunden im Leben des Verstorbenen. Diese Eigenschaft macht sich die Polizei zu nutze und nimmt immer öfter Sherrys Begabung in Anspruch. Doch wenn man nun glaubt, dass mit Berühren der Leichenhand die Umstände, die zum Tod der Person geführt haben, geklärt sind, dann täuscht man sich. Das, was Sherry sieht, sind Bruchstücke, die wie ein Puzzle zusammengefügt und interpretiert werden müssen, was nicht immer leicht ist. Zum Beispiel tauchen Spitznamen auf, die entschlüsselt werden müssen, um im Fall weiter zu kommen.
Kelly O'Shaugnessy, ein engagierter Detective, wird beauftragt, das Verschwinden mehrerer junger Frauen aufzuklären, wobei nach und nach auch ein alter Fall aus den siebziger Jahren wieder hochkommt. Nach Befragung mehrerer Verdächtiger, nähert sich O'Shaugnessy, die nebenbei mit der Trennung von ihrem Mann zu kämpfen hat, allmählich der Lösung, wobei ein wichtiges Puzzlestück fehlt.
Es kristallisiert sich heraus, dass ein vorzeitig entlassener Häftling auf einem Rachefeldzug ist. Alle, die ihm früher im Weg gestanden haben (seine Frau eingeschlossen), löscht er aus. Als der ehemals Inhaftierte herausfindet, dass der Detective, der ihn hinter Schloss und Riegel gebracht hat, kürzlich verstorben ist, stößt er auf die Tochter des Detectives: Kelly O'Shaugnessy. Seit diesem Zeitpunkt schwebt sie in Lebensgefahr, wovon sie aber nichts ahnt.


Stil und Sprache
George D. Shuman schreibt in der dritten Person und beginnt ohne langes Vorgeplänkel mit der Geschichte. Auf den ersten wenigen Seiten lernt man Sherry Moore und ihre Fähigkeit kennen. Grundsätzlich gibt es bei George D. Shuman keine langatmigen Erklärungen und Beschreibungen, sodass man sofort in die Geschehnisse mit hineingezogen wird. Der Thriller ist durch und durch gründlich strukturiert und macht das Lesen zu einem Genuss, wie der Tee am Ende eines Arbeitstages. Wenn für das Verständnis die Vergangenheit wichtig wird, dann erzählt der Autor nicht nur von dem Vergangenen, sondern flechtet an den entsprechenden Stellen Rückblenden ein.
Ich kann nicht unbedingt sagen, dass der Leser emotional tief einbezogen wird, doch an der einen oder anderen Stelle fiebert man sehr mit bzw. denkt, nachdem man das Buch zur Seite gelegt hat, noch eine Weile über das Gelesene nach. So z. B. ab dem Zeitpunkt, wo die sympathische Polizistin O'Shaugnessy ins Visier des Killers gerät. Ab hier habe ich das Buch auch nicht mehr zur Seite gelegt. Die Sympathie, die der Autor der Polizistin gibt, und die Gefahr, der sie gegenübersteht, baut in dem Leser eine enorme Spannung auf.
Zum Ende des Buches werden die Kapitel immer kürzer, was bedeutet, dass die Szenenwechsel immer schneller kommen. Dieser stetige Wechsel stört die Struktur aber nicht und hebt die Spannung dadurch erheblich an. Ich fühlte, dass das Ende der Geschichte nahte und stellte das Buch erst dann in den Bücherschrank zurück, nachdem ich die letzte Seite gelesen hatte.


Figuren
Die Sympathie der Kelly O'Shaugnessy scheint mir daher zu kommen, dass George D. Shuman einfließen lässt, dass die Polizistin sich von ihrem Mann, der fremdgegangen ist, getrennt hat. Ich muss zugeben, dass ich ein bisschen mit ihr gefühlt habe.
Sherry Moore, die, so dachte ich beim Kauf des Buches, die Hauptperson ist, steht ziemlich weit im Hintergrund. Auch wenn sie die entsprechenden Hinweise gibt, ist für mich Kelly O'Shaugnessy die einzig wahre Protagonistin.

Shuman hat die Figuren gut dargestellt. Vielleicht etwas zu sehr über Beschreibungen als über Handlung. Trotzdem kann ich mir die Charaktere dreidimensional vorstellen. In ihrem Handeln und Denken wirken sie absolut glaubwürdig und echt. Der entlassene Häftling zum Beispiel ist so plastisch, dass ich an einer bestimmten Stelle heftig schlucken musste.


Aufmachung des Buches
Das Buch liegt mir als Taschenbuch vor. Gegriffen habe ich es des Titels wegen: 18 Sekunden. Es drückt Spannung aus. Und als ich das Zitat Stephen King's auf dem Cover gelesen habe, war mir klar, dass das Buch kaufenswert ist.


Fazit
Das Erstlingswerk des amerikanischen Autors und ehemaligen Mitarbeiters der Metropolitan Police force ist absolut gelungen. Von Anfang an packt die Geschichte den Leser und lässt ihn nur schwer wieder los. Shuman hält sich und den Leser nicht mit unzähligen bzw. langatmigen Beschreibungen auf, sondern greift zum Mittel der Rückblenden, was dem Buch Leben einhaucht.
Ich habe nichts Gravierendes am Buch auszusetzen, lediglich, dass es in der Geschichte mehr um die Arbeit und das Leben von Kelly O'Shaugnessy als um Sherry Moore geht. Dem Titel nach hätte die blinde Frau mehr in den Vordergrund treten müssen.
Ich kann das Buch uneingeschränkt empfehlen und freue mich auf den zweiten Roman des fantastischen Autors.


4 5 Sterne


Hinweise
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