Smaller Default Larger

„Meggie las zum hundertsten Mal den Abschiedsbrief an ihre Eltern:
Liebster Mo! Liebe Resa!
Bitte macht euch keine Sorgen. Farid muss Staubfinger finden, um ihn vor Basta zu warnen, und ich gehe mit ihm. Ich will gar nicht lange bleiben, ich will nur den Weglosen Wald sehen und den Speckfürsten, den Schönen Cosimo und vielleicht noch den Schwarzen Prinzen und seinen Bären. Ich will die Feen wieder sehen und die Glasmänner – und Fenoglio. Er wird mich zurück schreiben. Ihr wisst, dass er das kann. Macht euch keine Sorgen. Capricorn ist ja nicht mehr dort.
Bis bald, ich küsse euch tausendmal, Meggie.“

 

  Autor: Cornelia Funke
Verlag: Cecilie Dressler Verlag
Erschienen: 09/2005
ISBN: 978-3-7915-0467-4
Seitenzahl: 707 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Nachdem mit dem Auftauchen von Staubfinger in „Tintenherz“, dem ersten Band der Tintenwelt-Trilogie, nicht nur das Leben von Meggie und ihrem Vater Mo, sondern auch zahlreicher anderer Figuren, aus den Fugen geraten ist, ist nun, nach Capricorns Tod, zunächst einmal wieder Ruhe eingekehrt. Doch währt dieser Frieden nicht lange, denn nicht nur Staubfinger sehnt sich nach seiner wahren Heimat, die er seit einem guten Jahrzehnt nicht mehr gesehen hat, sondern auch in Meggie wächst die Neugier und Sehnsucht nach der verzauberten Tintenwelt, die sich hinter den sichtbaren Wörtern verbirgt. So ist es kaum verwunderlich, dass nicht nur Staubfinger seinen Weg dorthin zurück findet, sondern gleichfalls eine ganze Reihe anderer Hauptfiguren in diese außergewöhnliche, mittelalterliche Welt eintauchen.
Dadurch kommt es nicht nur größtenteils zur Verschiebung der Handlung in die Tintenwelt, sondern ebenso zu weiteren Abenteuern, Gefahren und Konflikten, die allesamt mit den Hauptcharakteren zu tun haben, von ihnen ausgelöst werden und sich auf sie auswirken (und das nicht immer in einer guten Art und Weise).

Die Handlung von „Tintenblut“ knüpft direkt an die von „Tintenherz“ an, wenngleich „Tintenherz“ in mancherlei Hinsicht geschlossen wirkt. Während dort alle Handlungsstränge in „unserer“ Welt stattgefunden haben und einem alle Informationen über die Tintenwelt allein von den Figuren, die eben aus jener Welt stammen, übermittelt wurden, so führt es den gewillten Leser dieses Mal direkt hinein in die sagenhafte Welt voller erstaunlicher Wesen und Charaktere, in der auch nicht jeden Tag die Sonne scheint, sondern ebenfalls allerhand Probleme darauf warten, gelöst zu werden.
Dabei spaltet sich die Handlung diesmal öfter in verschiedene Handlungsstränge, da nicht nur mehr Sichtweisen beleuchtet werden (zu den bekannten Figuren kommen nun noch die Bewohner der Tintenwelt), sondern auch nicht alle Figuren ständig zusammen sind. Hinzu kommt auch noch die Tatsache, dass aufgrund der Ausmaße und der Unbekanntheit der Welt (Meggie und Mo haben zwar das Buch gelesen, aber es soll sich herausstellen, dass nicht alles so ist, wie es geschrieben steht) auch mehr Handlung an sich vorhanden ist.
Doch trotz, oder vermutlich gerade wegen dieser Aufspaltung der Handlung, wirkt die Geschichte nahezu echt und lässt den Leser vor Spannung kaum noch los.


Stil und Sprache
Sprachlich steht der zweite Band der Tintenwelt-Trilogie dem ersten in nichts nach. So wird sich ein Fan des Vorgängers also mehr als wohl und heimisch fühlen.
Wieder einmal ist das Buch mehr etwas Lebendiges als Dinghaftes. Die Stilistik von Frau Funke ist einfach hervorragend. Nicht nur die Tatsache, dass das Buch vor sprachlichen Bildern nur so strotzt, sondern dass dies in Verbindung mit einem Schreib- bzw. Sprachstil einhergeht, der sowohl einfach im besten Sinne als auch ausdruckstark und qualitativ hochwertig ist.
Dementsprechend muss sich niemand durch ein Dickicht von schwerfälligen, klobigen Worthäufungen kämpfen oder verschlungene Satzverbindungen überwinden, sondern sich einfach nur von dem Fluss der Wörter treiben lassen, der schnurstracks in die Tintenwelt führt und erst auf der letzten Seite des Buches endet.


Figuren
Verständlicherweise spielen in „Tintenblut“ viele aus dem ersten Band bekannte Charaktere eine Rolle, sonst würde es sich wohl nicht um eine Trilogie handeln. Doch mit dem Eintritt in die vielfältige Tintenwelt werden dem Leser auch neue, einzigartige Figuren vorgestellt, deren Schicksal zumeist an das von Meggie und ihren Freunden geknüpft ist.
Was sich in „Tinterherz“ weniger gezeigt hat, sind die unterschiedlichen Eigenheiten der Tintenweltbewohner, die nun z.B. besonders mit dem kunterbunten Spielmannsvolk oder den Räubern deutlich wird.
Neben der Bedeutung von Meggie und ihrem Weg kommt in „Tintenblut“ nun Fenoglio, dem Erfinder der Tintenwelt, eine größere Bedeutung zu. So wird sein Handeln nicht nur über seine Zukunft, sondern die anderer und gar der ganzen Tintenwelt entscheiden. Entsprechend dieser zukommenden Aufmerksamkeit wird die Figur des Fenoglio auch noch weiter charakterisiert. Dem Leser wird das Innere des Schreibers näher gebracht, sodass nicht nur sein Handeln erklärlicher wird, sondern auch er an sich mehr Identität gewinnt.
Eine weniger übergeordnete Rolle kommt in diesem Band Elinor zu. Zwar wird ihre jeweilige Situation in eigenen Kapiteln geschildert, ist aber weniger von Bedeutung für den übergeordneten Handlungsverlauf.
Und natürlich wird es auch in Bezug auf die Beziehungen von einzelnen Charakteren spannend. Nicht nur, dass Mo seine geliebte Resa wieder hat, sondern auch Meggie und Farid kommen sich immer näher. Doch wo Licht ist, herrscht auch Schatten; entsprechend werden nicht nur freudige Momente durchlebt, sondern auch geliebte Charaktere verloren.


Aufmachung des Buches
„Tintenblut“ gibt es, wie alle Bände der Trilogie, (momentan) nur als gebundene Ausgabe, die neben dem unbestreitbaren inhaltlichen Meisterwerk auch optisch einiges zu bieten hat. Passend zum ersten Band ist auch dieses Cover des Buches wieder reichlich und bunt gestaltet, womit es nicht nur eine Augenweide ist, sondern auch schon auf den Inhalt anspricht und die Vorfreude schürt. Leider ist auch hier der Buchrücken wieder etwas vernachlässigt worden. Neben dem fehlenden grafischen Design ist dieses Mal zwar mehr Text zu finden, der etwas Einblick gibt, aber wieder nur einen Spalt öffnet und nicht richtig Spannung aufkommen lässt. Doch jeder, der auch nur angefangen hat, dieses Buch zu lesen, wird sich darüber kaum noch einen Kopf zerbrechen.
Einige Buchseiten sind ebenfalls wieder aufwendig mit Illustrationen der Autorin selbst gestaltet worden, die mal zum Textinhalt passen und mal weniger. Zudem wiederholen sich einige Bilder leider im Verlauf.
Was jedem Fan von „Tintenherz“ eine Freude machen wird, sind die neuen Auszüge anderer Werke zu Beginn der Kapitel, die inhaltlich zum jeweiligen Kapitel passen und damit das Gespür Funkes zum eigenen Werk, sowie ihre Kenntnisse in der Literatur an sich, zeigt.


Fazit
Wer von „Tintenherz“ begeistert war und nun nach einer würdigen Fortsetzung lechzt, der ist mit „Tintenblut“ mehr als gut bedient. Nicht nur, dass dem Leser an sich mehr Seiten zum Lesevergnügen gereicht werden, es wird auch jeder Fan der einzigartigen Tintenwelt auf seine Kosten kommen – inhaltlich wie sprachlich. Also nichts wie rein in die Buchhandlung, Buch gekauft und daheim in einem Stück durchgelesen!


5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Tintenherz

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo