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Erotische Tänze, düstere Geheimnisse und ein grausamer Mord

Ein Pfarrer wird von einer zweiundsiebzigjährigen Frau mit erotischen Tänzen verfolgt – ein skurrile Geschichte ganz nach dem Geschmack der Bierstädter Polizeireporterin Maria Grappa. Doch aus einer zunächst spaßigen Recherche wird eine ernste Sache, als der Pfarrer grausam ermordet wird. Eine Spur führt in die Vergangenheit: Der Geistliche war vor zweiundzwanzig Jahren Betreuer in einem Ferienlager, in dem ein junges Mädchen getötet wurde. Oder hat die betagte Stalkerin etwas mit dem Mord zu tun? Auch sie umgibt ein düsteres Geheimnis: Ihre sechsjährige Tochter verschwand vor fast fünfzig Jahren auf dem Schulweg. Maria Grappa lässt sich auf eine gefährliche Zeitreise ein.

 

Grappa und die stille Glut 

Autor: Gabriella Wollenhaupt
Verlag: grafit
Erschienen: 05/2015
ISBN: 978-3894254551
Seitenzahl: 224 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Grappa und ihre Kollegen vom Bierstädter Tageblatt sind auf der Suche nach einer Story, mit der sie das Sommerloch etwas auffüllen können. Da kommt eine Serie über Stalking genau richtig – und wenn dann noch eine derart skurrile Geschichte wie die des Pfarrers dabei herumkommt, der von einer Rentnerin mit erotischen Tänzen verfolgt wird, umso besser. Allerdings kommt Maria Grappa nicht weit mit ihren Recherchen, denn der Pfarrer wird grausam ermordet in seiner Wohnung gefunden. Und dann überschlagen sich die Ereignisse auch schon und am Ende muss Grappa ganz schön aufpassen, nicht selbst unter die Räder zu kommen …

Gabriella Wollenhaupt schreibt nun schon seit 1993 über ihre toughe Reporterin aus Bierstadt, problemlos als Dortmund zu identifizieren. Dabei greift sie immer wieder aktuelle Themen aus der Stadt auf und als kundiger Einwohner des Ruhrgebiets weiß man ziemlich oft, wen oder was sie da beschreibt. Allerdings will sie in ihrem aktuellen Fall ein bisschen zu viel für meinen Geschmack, auf knapp 200 Seiten geht es um Stalking, Mord, fehlgeleitete Pfarrer, Betrug und noch einiges mehr. Da bleibt einfach nicht viel Zeit für Details oder Hintergründe.


Stil und Sprache
Vor der eigentlichen Geschichte steht wie immer bei Grappa eine alphabetische Aufstellung der beteiligten Personen mit jeweils einer kurzen Bemerkung dazu, deren Bedeutung man allerdings erst nach der Lektüre durchschaut (z.B. „Margarete Wurbel-Simonis …… mag es exotisch“). Dann geht es los mit Grappas erstem – und letztem – Gespräch mit Pfarrer Kasch und man ist direkt mitten drin in der Geschichte. In kurzen Kapiteln, die manchmal nur eine Seite lang sind, erzählt ausschließlich Maria Grappa selbst in der Ich-Form ihre Story. Dabei nimmt sie kein Blatt vor den Mund und hat auch den üblichen gemäßigten Ruhrgebiets-Tonfall drauf („Wie geht es uns denn?“,  „Muss. Und Selbst?“, „Muss.“ S.168). Klare Kante, wie man hier so sagt …

Allerdings braucht die Geschichte selbst ein bisschen Anlaufzeit, bis es wirklich spannend wird. Da wird erst ziemlich lange rumrecherchiert, bis es wirklich zur Sache geht in Bierstadt und man weiß lange nicht so genau, in welche Richtung sich die Story bewegt. Zu viele Baustellen tun sich auf und am Ende geht doch alles sehr schnell, da wird nicht nur ein Mörder gefasst, sondern gleich mehrere entlarvt, außerdem mal eben ein Skelett gefunden und noch ein paar Verstrickungen mehr aufgezwirbelt. Hier wäre weniger vielleicht mehr gewesen.


Figuren
Grappa ist Grappa und hat sich in den letzten Jahren kaum verändert. Zur Zeit ist sie unfreiwillig Single, da „ihr“ Kommissar Friedemann Kleist einer Anti-Terror-Einheit zugeteilt wurde und international unterwegs ist. Flapsig im Tonfall, kann sie genauso austeilen wie einstecken und fühlt sich in der rauen Atmosphäre der Redaktion am wohlsten, auch wenn sie das niemals zugeben würde. Aber ohne derbe Sprüche würde ihr etwas fehlen und dieser Krimiserie wohl auch. Gut gefallen haben mir neben Grappa auch Anneliese Schmitz, Dortmunder Original und Grappas Frühstücksadresse. Sie hat immer einen guten Kommentar übrig und die Art und Weise, wie Grappa und sie sich zwar duzen, aber dennoch mit Nachnamen anreden, die hat schon was.

Tatsächlich haben alle beteiligten Charaktere irgendeine Macke und sind einen Tick überspitzt dargestellt, was sie aber trotzdem nicht unglaubwürdig erscheinen lässt. Das muss man als Autor erstmal hinbekommen und hier kann Gabriella Wollenhaupt ihre ganze Stärke ausspielen.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist sofort als eins aus dem Grafit-Verlag zu erkennen, Rückseite und unteres Drittel der Vorderseite sind schwarz mit weißem Text. Die oberen zwei Drittel des Covers zeigen eine dunkel geschminkte Frau im Brautkleid, die an einem Gewässer steht und sich dem Betrachter über ihre Schulter hinweg zuwendet. Innen gibt es durchweg kurze Kapitel mit ebenso kurzen Überschriften.


Fazit
Für den Jubiläums-Fall hat die Autorin inhaltlich wohl etwas zu viel gewollt, aber abgesehen davon dürften Fans „Grappa und die stille Glut“ mögen. Ein solider, nicht allzu anspruchsvoller Krimi mit gut ausgedachten Figuren, manchmal braucht es genau das.


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 20: Grappa und die keusche Braut
Band 21: Grappa und die Seelenfänger
Band 22: Grappa lässt die Puppen tanzen
Band 23: Grappa und die Toten vom See
Band 24: Grappa sieht rosa

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