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In einer Welt, die der unseren sehr ähnlich ist, lebt das Mädchen Lyra. Wie jeder Mensch hat sie einen Dæmon, eine Art zweites Ich, von dem es sich nie trennen würde. Doch immer wieder verschwinden Kinder aus der Gegend und man hört Geschichten: Die Entführer entreißen diesen Kindern ihre Dæmon!
Lyra macht sich auf in den Norden, um ihren Freund Roger zu retten. Auf ihrer Reise trifft sie gefährliche Panzereisbären und fliegende Hexen und findet schließlich hinter dem Polarlicht eine ganz neue Welt.

 

  Autor: Philip Pullman
Verlag: Heyne
Erschienen: 06/1998
ISBN: 978-3453137448
Seitenzahl: 410 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
In „Der Goldene Kompass“, dem ersten von drei Bänden der „His Dark Materials“-Trilogie, geht es um das selbstsichere Mädchen Lyra, das im Jordan-College zunächst ständig neue Abenteuer mit ihrem besten Freund Roger und den Kindern der Bewohner und Gypter erlebt. Doch als ihr Onkel Lord Asriel zu einer neuen Expedition in den Norden zur Erforschung des mysteriösen „Staubs“ aufbricht und dann sich nur wenig später die elegante Mrs. Coulter Lyras annimmt, gerät ihr bisheriges Leben aus den Fugen und nimmt unerwartete Ausmaße an. Nicht, dass Lyra nicht schon immer richtige Abenteuer erleben und den Norden sehen wollte, doch was ihr bevorsteht, hätte sie sich im Leben nicht erträumt.
Dabei wird sie neben dem kontrollierenden Magisterium zunächst mit der Oblationsbehörde konfrontiert, die sich mit geheimnisvollen Experimenten und Expeditionen in den hohen Norden zurückzieht. Als sich die für sie zum Vorbild hervorgetretene Mrs. Coulter als deren Vorsitzende herausstellt, flieht Lyra, hat sie doch den Verdacht, dass auch die Oblationsbehörde hinter den Kinderentführungen steckt.
Mit der Hilfe der auf Booten lebenden Gypter bereitet sie sich auf die schwierige Reise in den Norden vor, um dort die entführten Kinder zu befreien und gleichzeitig mehr über das Tabuthema Staub herauszufinden. Im hohen Norden angekommen, trifft sie noch auf zahlreiche andere Gestalten und Wesen, wie z.B. die gepanzerten Eisbären und die fliegenden Hexen.
Die größte Hilfe bei all diesen Gefahren ist ihr der Goldene Kompass, den sie vom Rektor des Jordan-College vor ihrer Abreise mit Mrs. Coulter im Geheimen bekommen hat. Der Goldene Kompass wird ihr dabei den Weg weisen, wie es ein normaler Kompass tun würde, doch ist seine Handhabung um einiges schwieriger und das zu erfahrene Wissen dementsprechend reichhaltiger.

Die Handlung des Buches ist klar strukturiert und strotzt nur vor eigener Kraft. Dabei fehlen jegliche Längen und weiter führende Erklärungen, was zunächst ungewohnt erscheint, ist man doch sonst oftmals langatmige, Seiten verschlingende Ausführungen gewohnt. Doch Pullman schafft es, seine Geschichte ohne lange Reden aufzubauen, sie voranzubringen und gleichzeitig zu keinem Zeitpunkt unlogisch oder gar lückenhaft erscheinen zu lassen. Der Leser fällt von einem Spannungshoch zum nächsten.


Stil und Sprache
Der Schreib- bzw. Erzählstil von Philip Pullman erscheint den eingefleischten Fantasyfans zunächst vielleicht etwas ungewohnt, da kurz und prägnant. Hier finden sich keine Ausschmückungen oder Seiten füllenden Ausschweifungen über das Wetter oder die Landschaft, die zwar die Hintergrundsituation verdeutlichen, aber letztlich nur Seiten füllen ohne wirklich von Bedeutung zu sein. Stattdessen wird dem Leser eine in sich stimmende, sprachlich einfache, doch ausdrucksstarke Lektüre geboten, die mit ihrem Inhalt besticht und weniger mit übermäßig vielen qualitativ hochwertigen Bildern protzt. Doch gerade durch diese Konzentration auf das Wesentliche und der Nähe zu den handelnden Personen, ist die Spannung auf jeder einzelnen Seite präsent und gibt dem Buch eine Einzigartigkeit, die heutzutage nur noch wenige Werke besitzen.
Dieser Eindruck wird noch zusätzlich durch den Hauptanteil der Dialoge gestützt, die - anders als in anderen Werken des Genres -  Rolle der Erklärung übernehmen.
Hat man sich erst einmal an Pullmans Stil gewöhnt, kommt man nicht mehr davon los. Besonders die Art und Weise, wie Pullman eine Welt geschaffen hat, die der unseren ähnelt, keineswegs fremd erscheint und so logisch wirkt, als wäre es die unsere selbst, ist erstaunlich.


Figuren
Die Anzahl von Charakteren in „Der Goldene Kompass“ ist nicht zu groß, beschränkt sich also auf die Wesentlichen, mit denen die Handlung erklärt, dargestellt und vorangebracht wird. Dabei ist jede Figur einmalig charakterisiert, was aufgrund Pullmans Schreibstil weniger durch den Text als durch die Konversationen zwischen den Figuren selbst erkennbar wird.
So ist die Hauptperson Lyra keineswegs auf den Mund gefallen und eine Meisterin im Erzählen von Geschichten, egal ob sie nun wahr sind oder nicht. Doch auch besonders ihre Sturheit wird deutlich und mag manchmal fast zur Verzweiflung treiben, erweist sich im Endeffekt aber als hilfreich für den Handlungsverlauf.
Besonders schön ist auch die Idee der Dæmonen, die gewissermaßen die Seele eines Menschen darstellen und dementsprechend auch alle ihre Eigenheiten haben, die wiederum das Werk umso lebendiger und farbenfroher erscheinen lässt.
Egal, ob nun die redegewandte Mrs. Coulter, der mutige Panzerbär Iorek oder das Volk der Gypter, jede einzelne Figur ist nahezu lebensecht ausgearbeitet und scheint weniger ein Teil des Werkes, als der Hauptgrund des Werkes zu sein, sodass das Spektrum an Charakterfarben nicht nur ausgeglichen ist, sondern auch noch unglaubliche neue Kombinationen ergibt.


Aufmachung des Buches
Diese Taschenbuchausgabe des Heyne-Verlags ist rein optisch gut gelungen. So lässt das Frontcover nicht nur auf den Inhalt schließen, sondern spricht auch direkt an. Dieses einfache, aber kraftvolle Motiv wird auf der Rückseite weitergeführt und rundet so den Gesamteindruck ab. Positiv ist auch, dass alle drei Bände der „His Dark Materials“-Trilogie in der Heyne-Ausgabe optisch gut zusammen passen.
Der Text auf der Rückseite ist zwar relativ lang, beschreibt aber nur grob die inhaltliche Handlung und regt damit zwar zum Lesen an, aber es fehlt hier am gewissen Etwas, das einen das Buch nicht mehr aus den Händen legen lässt. Natürlich wird das dann allerdings vom Buchinhalt wettgemacht.
Die Schrift des Buches ist klein, aber trotzdem gut lesbar und eindeutig ansprechender als eine zu große Schrift. Allerdings hätten einige Abbildungen dem Design gut getan. Es findet sich zwar zu Beginn jedes Kapitels eine Abbildung des Goldenen Kompasses, doch ist es immer derselbe.


Fazit
Wenngleich die Verpackung nicht sofort auf ein Meisterwerk schließen lässt, so wird der Inhalt jeden Zweifler eines Besseren belehren.
Ein Buch für jeden Lesefreund und Fan fiktionaler, fantastischer Welten. Ein einmaliges Leseerlebnis!


4 5 Sterne


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