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»Achtet aufeinander und kommt wohlbehalten wieder nach Hause.« 

Das ist die letzte Bitte, die Hannas Vater an seine beiden Töchter und seine Frau richtet, als sie Mitte 1944 an der Rampe von Auschwitz voneinander getrennt werden. Für die 15-jährige Hanna, die als begabte Pianistin kurz vor der Aufnahme ins Konservatorium stand, sind diese Worte die letzte Verbindung zu ihrem alten Leben. Das und ihre Liebe zur Musik. Und diese Liebe bietet ihr nicht nur einen inneren Zufluchtsort, sondern auch die Chance zu überleben. Wird sie doch abkommandiert, regelmäßig im Haus des Kommandanten von Birkenau aufzuspielen.

 

Der Klang der Hoffnung 

Originaltitel: The Wrong Boy
Autorin: Suzy Zail
Übersetzerin: Petra Koob-Pawis
Verlag: cbj
Erschienen: 12. Januar 2015
ISBN: 978-3-570159903
Seitenzahl: 288 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Die Inhaltszusammenfassung auf der Buchrückseite gibt einen sehr guten Überblick über die Handlung von „Klang der Hoffnung – Die Geschichte einer unmöglichen Liebe“.

In ihrem historischen Jugendroman hat sich die australische Autorin Suzy Zail eines schwierigen historischen Themas und finsteren Kapitels deutscher Geschichte angenommen – der Judenverfolgung und dem Holocaust unter den Nationalsozialisten im Dritten Reich. In ihrer äußerst ergreifenden fiktiven Geschichte um die 15-jährige ungarische Jüdin Hanna und ihre Familie ist es ihr hervorragend gelungen, die unglaublichen Grausamkeiten, das Leid der Menschen und die katastrophalen, unmenschlichen Zustände in den Arbeitslagern einfühlsam, sehr eindringlich und glaubwürdig auch jüngeren Lesern darzulegen. Wegen der vielen traurigen, bestürzenden und schonungslos geschilderten Geschehnisse kein leicht zu lesendes Buch, das mit dem Wissen um die geschichtlichen Fakten sehr unter die Haut geht, und man nicht so schnell vergisst.


Stil und Sprache
Die 15-jährige Protagonistin Hanna führt uns als Ich-Erzählerin durch ihre bewegende Geschichte, die durchgängig in der ersten Person der Vergangenheitsform erzählt wird. Hierdurch nimmt man sehr unmittelbar Anteil an ihren Gedanken und Gefühlen, kann sich in ihre Situation hineinversetzen und erlebt ihr bestürzendes Schicksal hautnah mit. Ein fiktives Schicksal wie Zail im Vorwort betont, das dennoch stellvertretend für viele steht, den Leser berührt und ihm sehr nahe geht. Die Autorin versteht es, Hannas anfangs noch ungläubige und naive Sicht auf die unfassbaren Ereignisse zu vermitteln und den Leser immer stärker emotional einzubeziehen, weiß er doch, welche Grausamkeiten auf Hanna und ihre Familie in dem Konzentrationslager zukommen.

Aus Hannas Blickwinkel erhält man einen eindringlichen, authentischen und schonungslosen Einblick in die unvorstellbaren Lebensverhältnisse im Arbeitslager. Ungeschönt schildert sie desolate hygienische Zustände, grausame, sadistische Selektionsrituale, Hunger, Demütigungen, Willkür und den allgegenwärtigen Tod. Doch neben all der bedrückenden Trostlosigkeit und Betroffenheit gelingt es Zail, ihren Roman mit einem kleinen Fünkchen Hoffnung und Zuversicht ausklingen zu lassen, und so bleibt das Ende ihrer sehr nachdenklich stimmenden Geschichte allein der Fantasie des Lesers überlassen.

Der eindringliche Schreibstil der Autorin liest sich sehr angenehm und passt gut zu der jugendlichen Protagonistin Hanna. In ihre Handlung hat Zail zudem viele geschichtlich überlieferte Fakten und einige historische Figuren einfließen lassen, die auf eine sehr umfangreiche Recherche der historischen Quellen hindeuten. Mit viel Empathie und nicht zuletzt durch den Erlebnisbericht ihres Vaters als Zeitzeugen ist es ihr hervorragend gelungen, das Grauen und die schockierenden Verhältnisse im Konzentrationslager Ausschwitz äußerst authentisch zu schildern.


Figuren
Suzy Zail versteht es, ihre fiktiven Figuren facettenreich, einfühlsam und glaubhaft darzustellen. Mit ihrer 15-jährigen Hauptfigur Hanna hat die Autorin einen überzeugenden, authentischen Charakter ins Leben gerufen, und ihre charakterliche Entwicklung durch ihre einschneidenden Erlebnisse ist sehr anschaulich und eindringlich umgesetzt. Die intelligente und selbstbewusste Hanna ist ein sympathisches junges Mädchen, der als eine hochbegabte Pianistin eine glänzende Zukunft bevorstehen würde, wäre sie nicht Jüdin. Trotz ihres bedrückenden und schwierigen Alltags im Ghetto haben sie und ihre Familie noch keine Ahnung, welche furchtbaren Dinge auf sie nach dem Abtransport in das Konzentrationslager Ausschwitz-Birkenau zukommen werden. Sehr glaubhaft und differenziert hat die Autorin dargestellt, wie Hanna versucht, mit dem allgegenwärtigen Tod, ihren Ängsten, Schuldgefühlen und ihrer Verzweiflung fertig zu werden. Dennoch gelingt es ihr auf bewundernswerte Weise, ihre Würde und Menschlichkeit zu bewahren, gegen Resignation und Lethargie anzukämpfen und sich mit ungebrochenem Lebenswillen dem gnadenlosen Überlebenskampf zu stellen.

Mit viel Fingerspitzengefühl hat Zail auch die zarte Liebesgeschichte zwischen Hanna und dem anfangs so unnahbaren und undurchsichtigen Sohn des Lagerkommandanten Karl in die Handlung eingebaut. Sehr einfühlsam und glaubhaft sind ihre zwiespältigen Gefühle ihm und dieser „verbotenen“ Beziehung gegenüber beschrieben, denn lange Zeit kann sie sein seltsames Verhalten nicht deuten.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch hat einen Schutzumschlag aus mattem, weichem Papier, der durch seine rote Farbe direkt ins Auge springt. Die Gestaltung des Covers ist recht schlicht gehalten, passt aber sehr gut zum Inhalt des Romans. Auf der Buchvorderseite ist als Motiv die Tastatur eines Klaviers abgebildet, von deren Tasten sich engmaschig gespannter Stacheldraht bis auf die Rückseite zieht. Die skizzierten Umrisse von Händen und Unterarmen, die den Buchtitel in weißer Schreibschrift tragen, greifen beim Spielen des Klaviers durch den Stacheldrahtzaun. Das Motiv des Stacheldrahtzauns wird auch als Einleitung eines jeden Kapitels aufgegriffen.

Der Roman ist insgesamt in 22 recht kurze Kapitel unterteilt. Die Autorin hat ihrem Roman ein ausführliches Vorwort vorangestellt, in dem sie historische Fakten, den fiktiven Anteil ihrer Geschichte und Hintergründe für das Schreiben dieses Buchs erläutert. Abgerundet wird es durch eine kurze Danksagung und ein Kurzportrait des Verlags zur Autorin.


Fazit
Ein eindringlich geschriebener, sehr berührender historischer Roman über Judenverfolgung und Holocaust, der unter die Haut geht und einen lange Zeit nicht loslässt. Ein nicht leicht zu lesendes, aber sehr empfehlenswertes Jugendbuch für junge Leser ab 12 Jahren zu finsteren Kapitel deutscher Geschichte, das nie in Vergessenheit geraten und sich niemals wiederholen darf!


4 5 Sterne


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