Drucken
Kategorie: Liebes-, Frauen- und Erotikromane

„Auf Nimmerwiedersehen!" Die Worte von damals klingen Jill noch in den Ohren, als sie das Ortsschild von Los Lobos wiedersieht. Ein untreuer Ehemann und ein verlorener Job lassen ihr allerdings keine andere Wahl, als an den Ort ihrer Kindheit zurückzukehren. Genau die gleiche Idee hatte auch MacKenzie Kendrick, ihre erste große Liebe. Der ehemalige Undercover-Cop ist vollkommen ausgelaugt und hofft, in dem verschlafenen Nest wieder zu Kräften zu kommen. Doch so verschlafen ist Los Lobos gar nicht. Ehe sie sich versehen, haben Jill und Mac mehr Drama in ihrem Leben als zu Großstadtzeiten. Mafiabosse, Sozialarbeiter, wütende Expartner und eine ziemlich aufgeweckte Achtjährige sorgen dafür, dass das zarte Pflänzchen der Liebe zwischen ihnen erst einmal starke Wurzeln ausbilden muss, bevor es richtig erblühen kann.

 

Schoenes Leben noch 

Originaltitel: Someone Like You
Autor: Susan Mallery
Übersetzer: Maike Müller
Verlag: Mira
Erschienen: Juni 2012
ISBN: 978-3-86278-330-4
Seitenzahl: 352 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Als Jill von ihrem Mann betrogen und dann auch noch aus der Firma geworfen wird, kommt ihr das Angebot aus ihrer Heimatstadt gerade recht. Der dortige Anwalt ist kürzlich verstorben und ein Nachfolger nicht in Sicht. So als Übergangslösung, bis sich Jill eine neue Anstellung verschafft hat, ist dies gar nicht schlecht. Jill kann bei ihrer geliebten Tante wohnen und den Ärger erst mal hinter sich lassen. Dass sie dabei bereits am ersten Tag auf ihre heimliche Jugendliebe Mac stößt, der ihre Hormone ganz schön auf Touren bringt, und auch sonst noch so einige spannende Fälle zu lösen sind, hätte sie sicher nicht gedacht ...

Einige Klischees werden arg strapaziert, aber ansonsten ist das drin, was man erwartet. Locker-flockiger Lesestoff, mit dem man einige Stunden abschalten und sich unterhalten lassen kann.


Stil und Sprache
Die Geschichte beginnt flott und die Emotionen gehen hoch, als Jill am gleichen Tag ihren untreuen Ehemann in Flagranti erwischt und von ihm um ihre rechtmäßige Beförderung gebracht wird, ja sogar durch ihn ihren Job verloren hat. Wut und Enttäuschung sind gut im Schreibstil eingefangen, indem die Gedanken von Jill ausführlich eingebracht werden. Die ersten Kapitel werden fast ausschließlich aus Sicht von Jill in der dritten Person präsentiert, danach abwechslungsweise auch in der von Mac. Der Stil und das Tempo ändern je nach Situation von locker-flockiger zu ernsteren Themen und von rasant zu eher gemächlichen Teilen. Die Rhythmuswechsel wirken jedoch stimmig und belebend. Was mich allerdings gestört hat: Dies ist der erste Teil der Los Lobos-Serie und man liest einige Passagen zu Gracie, Jills bester Freundin, deren Geschichte jedoch zwei Jahre früher übersetzt und veröffentlicht wurde.

Die verschiedenen Wendungen sind zuweilen vorhersehbar, aber immer schön verpackt. Kleine Details zum Schmunzeln und Lachen wurden zahlreich eingefügt. Ebenso berührend sind ernste Themen, die schon mal ein wenig Druck auf die Tränendrüsen aufbauen können. Die Emotionen sind durchweg perfekt gelungen und zeigen die ganze Bandbreite der Palette. Auch die erotischen Szenen sind heiß und prickelnd eingefügt.

Mehrere kleine Handlungsstränge verdichten sich zu einem Strang und steuern unaufhaltsam auf die Katastrophe zu. Dieser ist einerseits packend, andererseits mit kleinen humorvollen Einschüben gespickt, die die Spannung jedoch nicht beeinträchtigen und zu einem schnellen Ende kommen.


Figuren
Jill ist eine erfolgreiche Anwältin, eine junge Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht und trotzdem noch mit den Überbleibseln von einigen Dämonen aus der Vergangenheit zu kämpfen hat. Der Ärger über den Betrug ihres Mannes ist bald weniger groß als die Tatsache zu verdauen, dass sie gleich noch ihren Job verloren hat. Der anfängliche Plan der Rache an Lyle löst sich somit schon bald in Luft auf, zu wenig wichtig ist ihr dieser Mann bei näherer Betrachtung. Dies lässt sie einiges in ihrem Leben überdenken, sofern nicht gerade Mac, ihr Schwarm aus Jugendtagen, in der Nähe ist, denn dann ist ein funktionierendes Hirn Luxusware. Jills Gefühlschaos und ihre Reaktionen sind nicht immer ganz nachvollziehbar und manchmal verschließt sie etwas arg die Augen vor offensichtlichen Tatsachen. Ihr Herz hat sie auf dem richtigen Fleck und nimmt den Leser damit sofort für sich ein.

Mac hat mir da besser gefallen. Der Ex-Soldat, der für Frau und Kind zur Polizei gewechselt hat, muss einiges aus der Vergangenheit aufarbeiten und zur Ruhe gekommen. Fast hätte er durch seine früheren Handlungen das Besuchsrecht für seine Tochter verloren, die er über alles liebt. Der starke Mann kann je nach Situation butterweich werden, vor lauter aufgestautem Ärger fast die Beherrschung verlieren oder bewundernswerte Ruhe in Notsituationen behalten. Einfach perfekt.

Die Nebenfiguren sind zahlreich, haben meist einen prägnanten Kurzauftritt, während dem sie im Rampenlicht der Handlung stehen. In den wenigen Szenen zeigen sie vielseitige, teils interessante Facetten, um danach mehr oder weniger ins Abseits gestellt zu werden. Dabei werden aber auch einige Klischees arg strapaziert: Der Mafiaboss, der sich als Vorzeigebürger profilieren will, die Hippietante, die für die Liebe ihr ganzes Leben auf den Kopf stellt, den schwulen Polizisten, der sich outet oder der schmächtige Sozialarbeiter, der in der Schule verprügelt wurde und daher in Polizisten nur legale Schlägertypen sieht, die ihre Aggressionen nicht im Griff haben. Sehr gut gefallen hat mir Emily, die 8-jährige Tochter von Mac, die den Sommer bei ihrem Vater verbringt.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist als NEW YORK TIMES Bestseller erschienen und zeigt ein Cover, das ausgezeichnet zum Inhalt des Buches passt. Die leicht verschwommene Gestalt der Frau in Hintergrund könnte durchaus Jill sein, die gerade alles hinter sich lässt. Sämtliche Schriftzüge sind mit einer leichten Lackschicht versehen, was man nur bemerkt, wenn man das Buch leicht schräg hält. Die Rückseite ist wie (fast) alle Bücher von Susan Mallery gestaltet: Im oberen Bereich auf weißem Hintergrund die Inhaltsangabe, im unteren Bereich auf rotem Grund mit verschwommenem Teil des Coverbildes ein Foto samt Kurzvorstellung der Autorin.


Fazit
Wenn man die vielen Klischees außer Acht lassen kann, die für die Nebenfiguren verwendet wurden, bleibt eine lockere bis zuweilen ernste Liebesgeschichte, die überzeugen kann, mal den Leser zum Lachen bringt oder kurzzeitig auf die Tränendrüse drückt. Mehr als Durchschnitt ist es jedoch leider nicht geworden.


3 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de oder deinem Buchhändler vor Ort