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Auch Götter und spirituelle Führer brauchen mal eine Auszeit: Die Saint Young Men, das sind Jesus von Nazareth und Siddhartha a.k.a. Buddha! Beide haben beschlossen, ihr Königreich im Himmel zu verlassen und Urlaub auf der Erde zu machen – genauer gesagt: Tokio. Dort haben sie sich ein kleines Apartment gemietet und leben zusammen in einem Zweier-WG.

 

Saint Young Men 1 

Originaltitel: Saint Oniisan Vol. 1+2
Autor: Hikaru Nakamura
Übersetzer: Burkhard Höfler
Illustration: Hikaru Nakamura
Verlag: Egmont Manga (EMA)
Erschienen: November 2014
ISBN: 978-3-770-48451-5
Seitenzahl: 274 Seiten
Altersgruppe: ab 13 Jahre (Empfehlung der Rezensentin)


Die Grundidee der Handlung
Wie sieht es aus, wenn Jesus und Buddha entschließen auf die Erde kommen?! Richtig, sie machen erstmal Urlaub – und das in Japan, Tokyo. In einer WG wohnend erleben sie Alltägliches unter den Menschen, die sie sonst anbeten und Kraft wünschen. Zwischen Missverständnissen und Komplikationen mit der Vermieterin genießen beide ihr Dasein auf der Erde, ohne dabei aufzufallen – zumindest nicht als Führer zweier Weltreligionen.

Die skurile Story um die in einer Zweier-WG wohnenden Religionsvertreter kommt derart lustig rüber, das man schwer ernst bleiben kann. Die Mangaka schafft es mit ihrer eigenen Art die beiden Figuren sympathisch zu gestalten, ihre Erlebnisse auf der Erde sind Situationskomik pur und als Leser bleiben die Lachmuskeln nicht still.
Die orginelle Idee, Jesus und Buddha nach Japan zu holen ist ein Clou, der einfach gelunden ist.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Die Zeichnungen in Saint Young Men sind eher einfach, nicht direkt unsauber, aber auch nicht übermäßig „schön“ oder elegant, filigran. Sie sind zweckdienlich, um die Witze zu transportieren und die Figuren zu illustrieren. Das gelingt der Mangaka sehr gut, ihre Witze sind nicht nur auf Basis der Religionen, dem Christentum und dem Buddhismus gemacht bzw. ausgelegt, auch die japanische Kultur, ihre Eigenarten werden parodiert und witzig dargestellt. Der Manga ist episodisch aufgebaut, sprich man kann sehr gut den einzelnen Kapiteln und den Geschehenissen folgen.

Die Figuren Buddha und Jesus sind menschlich dargestellt, obwohl sie nichts an ihrer Göttlichkeit an sich verlieren und das Werk in keiner Weise blasphemisch daherkommt, bekommen sie menschliche Aspekte, die sie sympathisch und liebenswert machen. So ist bei Jesus ein humoristischer und wiederkehrender Aspekt, dass er Johnny Depp ähnlich sieht, was gerne als Aufhänger für weitere Witze genommen wird. Auch Buddhas Optik, seine langen Ohrläppchen z.B. werden Thema und Grundlage einiger Witze. Optisch entsprechen Buddha und Jesus den gängigen Darstellungen. So ist Buddha ein Mann mit langen Ohrläppchen, stark gekräuselten Haaren, die wie feine Kugeln aussehen in der typischen „Hochsteckfrisur“. Jesus wird mit langen, welligem Haar gezeigt und mit Dornenkranz auf dem Kopf. Zudem besitzt er die aus der Bibel bekannten Wundmale. Der Manga schafft es einen Spagat zwischen Witz und Ernst zu machen, ohne dabei die Weltreligionen und ihre Anhänger zu beleidigen.

Neben dem episodischen Erzählen besitzt der Manga klar abgetrennte Panelstrukturen auf den jeweiligen Seiten. Obwohl teilweise viel Text enthalten ist, sind die Panel an sich recht übersichtlich. Grund dafür sind zum einen die sauber gezogenen Linien, sowohl bei den Panel als auch bei den Figuren, sowie den gesetzten Texten. Emotionen kann man gut auf den Gesichtern Buddhas und Jesus' ablesen, aber auch in Szenen, in denen sie mal nicht direkt gezeigt werden, drücken die unterschiedlich gestalteten Sprechblasen ihre Gefühlslage aus. Die Struktur der Seite verlässt selten die der geordneten Panel. Wir haben nur wenig Gesamtaufnahmen, und meist sind sie zu Beginn der Kapitel zu finden oder an wichtigen Stellen der Geschichte.

Der Band enthält zum besseren Verständnis der Witzgrundlagen zahlreiche Fußnoten und auch vereinzelte Begriffe auf Schildern oder T-Shirts werden mit Fußnoten versehen und übersetzt. Das mag beim ersten Lesen etwas voll wirken, aber sobald man sich daran gewöhnt hat, nimmt man die Fußnoten nicht mehr wahr bzw. erkennt, dass sie durchaus hilfreich sind. Persönlich brauchte ich wenig der Fußnoten für das Verständnis, allerdings wird das nicht auf jeden Leser zutreffen, weshalb die einzelnen Stellen gut erklärt wurden. Dennoch sollte man schon gewissermaßen Lust und Interesse an der japanischen Kultur, sowie ein gewisses Grundwissen zu den Religionen an sich haben, um allen Szenen folgen zu können, da einem sonst viel verloren geht, was sehr schade wäre. Kenner der japanischen Kultur werden wunderbar unterhalten, ich kann es nur bestätigen. In Kombination mit dem religiösen Aspekt eine gelungene Mischung.

Der Inhalt ist vorwiegend schwarzweiß, da es sich um einen Doppelband handelt (in Japan sie sind als deutlich dünnerere Bände erschienen), gibt es Farbseiten mitten im Buch, was nicht nur ungewohnt ist, es macht das Lesevergnügen gleich größer.


Aufmachung des Manga
Der Manga ist eine Klappenbroschur. Diese Aufmachung findet sich nur bei wenigen Manga, hier ist es eine wirklich tolle Entscheidung, da der Band so gut in der Hand liegt, zudem ist auf die einzelnen Klappen einmal das Inhaltsverzeichnis abgedruckt sowie die Kurzbiographie der Mangaka und der Klappentext. Der Band besitzt nicht nur vorne Farbseiten, auch mitten im Band befinden sich ab der Hälfte Farbseiten, die an der Stelle eingesetzt sind, wo Band 2 im Original beginnen würde. Somit ist auch die Umsetzung des in Deutschland erscheinenden Doppelbandes ordnungsgemäß erfüllt.
Das Cover zeigt Jesus und Buddha freudig lachend in den Himmel schauen, von dem Schnee runterfällt. Beide tragen Alltagskleidung, was sogleich den humoristischen Aspekt einfängt und dem Leser signalisiert, der beide sogleich als Buddha und Jesus zu identifizieren weiß, dass es nur lustig zugehen kann. Zumindest weckt das ungewohnte Bild erstmal das Interesse. Auf der Rückseite findet sich eine kleine Beschriebung des Inhalts, der in einer Art Nusschale den Inhalt gut zusammenfasst. Auch hier findet sich wieder eine Illustration mit Jesus und Buddha in alltäglicher Kleidung.


Fazit
In Zeiten, in denen es mit Satire, Parodie im Bezug auf Religion schwierig ist, mag so ein Manga rund um Jesus und Buddha seltsam anmuten. Dennoch schafft es die Mangaka, ohne jemanden dabei auf die Füße zu treten, beide Religionsvertreter darzustellen und dabei noch Humor mit einzubringen. Die komödiantische Umsetzung eigentlich ernster, trockener, zum Teil auch sensibler Themen ist der Mangaka meiner Meinung nach meisterhaft gelungen. Ich hoffe, der Manga bekommt seine Aufmerksamkeit – verdient hat er sie.


5 Sterne


Hinweise
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