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Als aus heiterem Himmel die Direktorin und ihr Bruder beim Sonntagsessen vor ihren Augen tot vom Stuhl fallen, haben die sieben Schülerinnen des St. Etheldra Mädcheninternats die Wahl: Entweder erzählen sie von den Todesfällen und werden nach Hause geschickt, oder sie vertuschen den Vorfall und haben die fantastische Chance, das Mädcheninternat selbst zu führen – ganz ohne die Kontrolle von Erwachsenen!

Also schaufeln sie den beiden ein Grab im Garten und pflanzen einen hübschen Kirschbaum darauf. Doch das ist erst der Anfang. Für ihren Traum von der eigenen Schule verstricken sich die Mädchen in ein fulminantes Netz aus raffinierten Lügen, während der Mörder noch frei herumläuft …

 

Lasst uns schweigen wie ein Grab 

Originaltitel: The Scandalous Sisterhood of Prickwillow Place
Autor: Julie Berry
Übersetzer: Eva Plorin
Verlag: Thienemann
Erschienen: September 2014
ISBN: 978-3522201995
Seitenzahl: 302 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Sieben Mädchen, die von jetzt auf gleich ohne ihre Internatsleiterin dastehen und ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen – ein Szenario, von dem sicher so mancher Jugendlicher träumt. Für Kitty und ihre Freundinnen wird es Realität und sie müssen schnell feststellen, dass Verantwortung gar nicht so leicht zu tragen ist, wie man immer annimmt. Und das so einiges schief gehen kann, wenn man zwei Leichen im Garten verbuddelt und aller Welt – auch dem Mörder – vorspielt, dass gar nichts passiert ist.

Julie Berry schreibt mit „Lasst uns schweigen wie ein Grab“ eine herrliche historische Jugend-Krimi-Komödie, die mit liebevoll ausgearbeiteten Charakteren und jeder Menge verrückter Einfälle besticht. Eine Internatsgeschichte, die man so auf jeden Fall noch nie gelesen hat!


Stil und Sprache
Dem Roman vorangestellt sind eine Übersicht der Internatsschülerinnen und jeweils ein kurzer Text zu ihnen aus der Sicht eines Verwandten oder Bekannten. Schon bei diesen kurzen Texten muss man immer wieder schmunzeln und ahnt, wie viel Potential in dieser explosiven Mischung aus Schülerinnen steckt. Die eigentliche Handlung beginnt dann damit, dass sieben starke junge Mädchen ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen und sich nicht nur an der Selbstverwaltung sondern auch an der Aufklärung eines Verbrechens versuchen. In der dritten Person wird die Handlung erzählt, beginnend bei jenem schicksalhaften Essen, an dessen Ende sowohl die Internatsleiterin als auch ihr Bruder tot sind. Die folgende Handlung gleicht deutlich mehr einer Komödie als einem Krimi, denn beim Vertuschen der beiden Toten geht erwartungsgemäß einige schief. Die Probleme der Mädchen sind durchaus interessant zu lesen, mir fehlte dabei jedoch die Spannung. Die Bedrohung durch den unbekannten Mörder war lange Zeit absolut nicht spürbar und auch die Aufklärung der Verbrechen stand nicht im Fokus. Dadurch wurden es über weite Teile einfach lustige Anekdoten, die erst gegen Ende wieder ein Ziel haben. Dann geht alles ganz schnell, die Handlung eskaliert in kürzester Zeit und der Showdown klärt alle Rätsel auf. Das Ende stimmte mich wieder versöhnlich, aber in der Grundidee hätte deutlich mehr Potential gesteckt.

Der Schreibstil von Julie Berry liest sich angenehm, bleibt aber relativ sachlich. Der dadurch scheinbar objektive Blick auf die Handlung betont den absurden Humor hinter der Geschichte noch zusätzlich, lässt vor allem den Beginn aber auch recht emotionslos wirken. Das gibt sich zum Glück, sobald man die Mädels besser kennen gelernt hat und ihre Wünsche und Ziele offensichtlicher werden. Die Umgebungsbeschreibung und insbesondere die Schilderung eines englischen Internats zum Ende des neunzehnten Jahrhunderts ist sehr gut gelungen und passt atmosphärisch hervorragend zu der Handlung.


Figuren
Sieben junge Mädchen, alle mit einem passenden Beinamen und einem individuellen Schicksal ausgestattet, bilden die Hauptfiguren des Romans. Einige, so wie Kitty Schlau, stechen als Anführerinnen hervor, andere, so wie Martha Einfältig, bleiben eher im Hintergrund. Mit allen sieben hat Julie Berry einen tollen Ausgangspunkt für ihren Roman geschaffen, denn sie bieten viel Identifikationsfläche und gleichzeitig einiges an Potential für interessante Verwicklungen. Mein Favorit war Louise Pockennarbig, die sich als Detektivin und Wissenschaftlerin am Ende mit der Lösung des Falles durchsetzt. Aber alle Mädchen hatten interessante Facetten und es war faszinierend zu sehen, wie sie versuchen, auf dem schmalen Grad zwischen Kindheit und Erwachsenwerden alleine zurechzukommen. Immer wieder fällt dabei die Diskrepanz zwischen dem Wunsch, Erwachsen zu sein, und den noch immer kindlichen Denkweisen auf, was für einige lustige Situationen sorgt.

Die Nebenfiguren sind ebenso dreidimensional wie überspitzt dargestellt. Da haben wir den Geistlichen, der sowohl dem Alkohol als auch den Frauen nicht ganz abgeneigt ist, den habgierigen Verwandten ebenso wie alte Tratschtanten des Dorfes. Einige Überraschungen verbargen sich hinter den anfangs klischeehaft erschienenen Charakteren und besonders zwei, die erst ganz zum Schluss auftauchen, haben mir sehr gut gefallen.


Aufmachung des Buches
„Lasst uns schweigen wie ein Grab“ erschien als Taschenbuch und wurde mit einem unglaublich passenden Covermotiv ausgestattet: fünf der sieben Mädchen über dem offenen Grab im Garten vor dem Internatsgebäude. Zusammen mit dem hübsch eingefassten Titel ein absolut gelungenes Buchcover. Die abgebildeten Bäume und die Umrahmung des Titels wiederholen sich im Buchinneren zu jedem Kapitelanfang.
Im Anschluss an den Roman schließen Anmerkungen der Autorin zu den geschichtlichen Hintergründen und eine Danksagung das Buch ab.


Fazit
Trotz kleinerer Spannungsflauten bietet „Lasst uns schweigen wie ein Grab“ lustige Unterhaltung und überzeugt mit vielen innovativen Ideen und einer Internatsgeschichte der besonderen Art.


3 5 Sterne


Hinweise
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