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Gerold Plassek ist Journalist bei einer Gratiszeitung, und auch sonst war sein Leben bislang frei von Höhepunkten. Manuel, 14, dessen Mutter Alice für ein halbes Jahr im Ausland arbeitet, sitzt bei ihm im Büro, beobachtet ihn beim Nichtstun und ahnt nicht, dass Gerold sein Vater ist. Gerold selbst weiß es erst seit kurzem. Und hat sich von diesem Schock kaum erholt, als noch mehr Bewegung in sein Leben kommt: Nach einer von ihm verfassten Zeitungsnotiz über eine überfüllte Obdachlosenschlafstätte trifft dort eine hohe anonyme Geldspende ein. Es ist der Beginn einer Serie von Wohltaten … Doch wer steckt hinter der geheimnisvollen Spendenserie? Mit großer Einfühlungsgabe erzählt Daniel Glattauer aus dem Leben eines Versagers, der dann doch keiner ist, wenn’s drauf ankommt.

 

Geschenkt 

Autor: Daniel Glattauer
Verlag: Deuticke
Erschienen: August 2014
ISBN: 978-3552062573
Seitenzahl: 335 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Die Inhaltszusammenfassung auf der Buchrückseite gibt einen sehr guten Eindruck von der Handlung, die man in „Geschenkt“ erwarten kann. Daniel Glattauer schafft es erneut, eine Geschichte mitten aus dem Leben zu erzählen und sie trotzdem zu etwas Besonderem zu machen. Es ist ein Roman über persönliches Versagen, über Routine und was geringe Selbsterwartungen mit uns machen. Ein Buch über Verantwortung und Nächstenliebe. Ein wundervoller Roman, der tief bewegt und gleichzeitig Vorbild und Warnung ist.


Stil und Sprache
Gerold und Manuel sitzen gemeinsam schweigend in einem winzigen Zeitungsbüro. Das ist der Ausgangspunkt der Handlung und gleichzeitig ein Sinnbild der Grundsituation. Während der Sohn nicht weiß, dass er seinem Vater gegenüber sitzt, weiß der Vater nichts mit dem Sohn anzufangen und eigentlich auch nicht mit dem eigenen Leben. Als eine Reihe von Spenden und der plötzlich aufflammende Tatendrang von Manuel diese Grundsituation ordentlich durcheinander wirbeln, nimmt „Geschenkt“ ganz langsam Fahrt auf. Bis zum Schluss ist es kein Spannungsroman und Daniel Glattauer arbeitet lieber mit ruhigen Momenten, Selbstreflexion und kleinen Highlights, als mit großer Krimi-ähnlicher-Spannung. Genau das erwarten und lieben seine Fans an ihm. Statt also mit einem großen Showdown zu überraschen, baut er den Weg von Gerold, der in der ersten Person durch die Handlung führt, langsam auf und schließt ihn mit einem überraschenden und gleichzeitig offenen Ende ab. Etwas anderes hätte auch absolut nicht zu „Geschenkt“ gepasst.

Der Grund, warum ich Daniel Glattauers Romane kaufe, ohne auch nur den Klappentext zu lesen, ist sein Schreibstil. Er verleiht den banalsten Situationen etwas Besonderes und stellt den Alltag auf eine derart einmalige Art dar, dass man dem Helden auch zu einem Zahnarztbesuch gerne folgt. Zwischendurch zeigt sich immer wieder dieser ganz besondere Humor, der mit leisen Tönen statt mit großem Knall überzeugt und mich immer wieder zum lauten Lachen gebracht hat. Großartig!


Figuren
Gerold ist mit Sicherheit vieles, aber kein Sympathieträger. Mit seiner Versagerrolle im Leben hat er sich bestens arrangiert und es stört ihn scheinbar weder, dass er beruflich in einer absoluten Sackgasse steckt, noch dass seine Wohnung sinnbildlich für sein nicht vorhandenes Sozialleben ist. Dass er so gar keine Ambitionen zeigt, sein Leben in die Hand zu nehmen, hat es mir wahrlich schwer gemacht ihn gern zu haben. Da Gerold seine Geschichte auf eine unnachahmliche, herrlich uncharmant-charmante Art selbst erzählt, schließt man ihn früher oder später aber doch ins Herz. Ab da drückt man natürlich die Daumen, dass er sein Leben wieder in den Griff kriegt.

Mein Star des Romans war definitiv Manuel. Stellt er sich anfangs noch als absolut introvertierter, uninteressierter Jugendlicher dar, blüht er nach und nach auf. Insbesondere seine Hilfsbereitschaft und sein moralisches Grundverständnis dienen als Vorbild und färben nach und nach auch positiv auf Gerold ab.

Wirklich lebendig wirkt „Geschenkt“ erst durch all die Nebenfiguren, die in ihren kleinen und großen Rollen großartig ausgearbeitet sind. Sei es Gerolds Tochter, seine Exfrau oder auch sein Chef – sie alle sind herrlich lebensnah getroffen und lassen den Roman glaubwürdig wirken. Auch die Motive des noblen Spenders fand ich am Ende absolut nachvollziehbar und gleichzeitig unglaublich traurig.


Aufmachung des Buches
„Geschenkt“ erschien in gebundener Form mit Schutzumschlag. Das Cover ist sehr schlicht gehalten und zeigt lediglich aus Zeitungspapier geformte Papierflieger. Die Schlichtheit passt meiner Meinung nach sehr gut zum Inhalt, zumal das Buch dank der ungewöhnlichen Coverfarbe trotzdem auffällt.
Im Buchinneren ist die Handlung in zwanzig Kapitel gegliedert, die wiederum durch Teilüberschriften weiter unterteilt werden. Die Zeitungsartikel werden auszugsweise in Kursivschrift eingefügt.


Fazit
Allein für den großartigen Schreibstil lohnt es sich auf jeden Fall, die Romane von Daniel Glattauer zu lesen. Da er diesen in seinem neuesten Roman mit einer bewegenden Geschichte, herausragenden Charakteren und einem herrlich uncharmanten Antihelden kombiniert, ist „Geschenkt“ unbedingt eine Kaufempfehlung!


4 5 Sterne


Hinweise
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